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Spondyloarthritis

Bei den Spondyloarthritiden löst eine Fehlsteuerung des Immunsystems Entzündungsprozesse aus. Die genauen Gründe für die Überreaktion des Immunsystems sind nicht bekannt. Man weiß aber, dass eine erbliche Veranlagung eine Rolles spielt. Viele Menschen mit Spondyloarthritis tragen ein bestimmtes Erbmerkmal, das MHC Antigen HLA-B2.

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Was ist eine Spondyloarthritis?

Unter dem Begriff Spondyloarthritiden wird eine Gruppe verschiedener entzündlicher Gelenkserkrankungen mit ähnlichen Symptomen zusammengefasst. Meistens sind die kleinen Gelenke der Wirbelsäule und die Kreuz-Darmbeingelenke von der Entzündung betroffen. Es gibt aber auch Formen, bei denen eine Entzündung einzelner oder mehrerer anderer Gelenke (Arthritis), der Ansatzbereiche der Sehnen und Bänder (Enthesitis) oder der Finger- oder Zehengelenke (Daktylitis) im Vordergrund steht.

Neben ähnlichen Symptomen weisen die dazugehörigen Krankheiten noch weitere Gemeinsamkeiten auf: eine familiäre Häufung, eine Assoziation mit dem Erbmerkmal HLA B27 und fehlende Rheumafaktoren.

Welche Erkrankungen zählen zu den Spondyloarthritiden?

Zu den wichtigsten Krankheiten bei den Spondyloarthritiden gehören Morbus Bechterew, die reaktive Arthritis, die enteropathische Arthritis und die Psoriasis Arthritis:

Morbus Bechterew

Morbus Bechterew ist eine chronische entzündlich-rheumatische Erkrankung der Wirbelgelenke und Kreuzdarmbeingelenke. Die Krankheit kann mit der Zeit zu einer Verknöcherung der Wirbelgelenke und dadurch zu einer Versteifung und der Wirbelsäule führen.

Reaktive Arthritis

Die reaktive Arthritis ist eine Gelenksentzündung, die sich als Folge einer bakteriellen Infektion entwickelt hat, beispielsweise einer Harnwegsinfektion oder einer Magen- Darm-Infektionen. Eine überschießende Immunreaktion auf den Infekt verursacht dabei eine Entzündung in den Gelenken. In den Gelenken können jedoch keine Erreger nachgewiesen werden. Eine besondere Form ist das Reiter Syndrom, bestehend aus Gelenksentzündung, Harnröhren- oder Gebärmutterhalsentzündung und Bindehautentzündung.

Enteropathische Arthritis

Die enteropathische Arthritis ist eine Spondyloarthritis, die in Verbindung mit einer chronischen entzündlichen Darmerkrankung wie Morbus Crohn und Colitis Ulcerosa auftritt. Auch einige andere Magen-Darm-Erkrankungen, beispielsweise Morbus Whipple können eine Spondyloarthritis auslösen. Eine Sehnenansatz- oder eine Knochenhautentzündung kann ebenfalls Zeichen einer enteropathischen Arthritis sein.

Psoriasisarthritis

Psoriasis (Schuppenflechte) ist eine meist chronische, in Schüben verlaufende entzündliche Hauterkrankung. Typisch sind rote Flecken mit Schuppen, die stark jucken. Grund für die Erkrankung ist eine Autoimmunreaktion. Viele Menschen mit Psoriasis leiden zusätzlich an Entzündungen in Gelenken und Sehnenscheiden. Dies wird als Psoriasis Arthritis bezeichnet.

Wie kommt es zu einer Spondyloarthritis?

Bei den Spondyloarthritiden löst eine Fehlsteuerung des Immunsystems Entzündungsprozesse aus. Die genauen Gründe für die Überreaktion des Immunsystems sind nicht bekannt. Man weiß aber, dass eine erbliche Veranlagung eine Rolles spielt. Viele Menschen mit Spondyloarthritis tragen ein bestimmtes Erbmerkmal, das MHC Antigen HLA-B27, bei Morbus Bechterew sind es sogar 80 Prozent der Patienten. Erbliche Anlagen sind aber nicht allein für eine Erkrankung verantwortlich. Es gibt viele Menschen, die das Erbmerkmal tragen und nicht krank werden.

Zusätzliche Faktoren scheinen bei der Entstehung der Erkrankung mitzuwirken. Vor allem von der reaktiven Arthritis ist bekannt, dass bestimmte Bakterien die überschießende Immunreaktion auslösen können. Es wird vermutet, dass Bakterien auch bei der enteropathischen Arthritis eine Rolle zu spielen.

Welche Symptome kommen bei einer Spondyloarthritis vor?

Die Erkrankungen haben ähnliche klinische Symptome. Typisch sind chronische Rückenschmerzen durch die Entzündung der kleinen Gelenke der Wirbelsäule. Die Schmerzen bessern sich oft durch Bewegung, aber nicht durch Ruhe.

Manchmal sind auch andere Gelenke betroffen, zum Beispiel die Hüftgelenke. Auch die kleinen Gelenke der Finger und Zehen können entzündetet sein. Die Gelenke sind dann geschwollen und schmerzen. Vor allem morgens sind sie steif.

Wenn die alle Gelenke des Fingers oder der Zehe betroffen sind, schwillt der ganze Finger oder Zeh schmerzhaft an (Daktylitis). Diese sogenannten „Wurstfinger“ oder „Wurstzehen“ sind charakteristisch für Spondyloarthritiden, besonders für die Psoriasis Arthritis.

Die Entzündungen sind jedoch nicht nur auf Gelenke geschränkt, auch andere Regionen können betroffen sein, beispielsweise Sehnenscheiden und die Sehnenansätze am Knochen oder auch die Augen.

Spondyloarthritiden verlaufen häufig chronisch oder schubweise.

Morbus Bechterew ist eine chronische fortschreitende Erkrankung, die meist zwischen dem 20. und 40. Lebensjahr beginnt. Als Folge der Entzündung verknöchern bei vielen Patienten die Wirbelgelenke, dadurch wird die Beweglichkeit der Wirbelsäule eingeschränkt.

Die reaktive Arthritis tritt häufig schon bei Kindern und Jugendlichen auf. Bei einigen Patienten heilt die Erkrankung nach Wochen oder Monaten, andere bekommen erneute Krankheitsschübe, und bei einem Teil der Patienten bleibt sie chronisch.

Auch die Psoriasis Arthritis verläuft in Schüben, es kommen Phasen mit starken Entzündungen und ohne Beschwerden vor.

Die Arthritis bei Morbus Crohn oder Colitis Ulcerosa heilt meistens komplett innerhalb von einigen Wochen, selten dauert es länger als ein Jahr. Es kann aber auch hier zu erneuten Krankheitsschüben kommen.

Wie wird eine Spondyloarthritis festgestellt?

Die typischen Rücken- und Gelenksschmerzen und eventuell vorhandene weitere Beschwerden, sowie Krankheitsfälle in der Familie geben erste Hinweise auf die Erkrankung. Liegen gleichzeitig eine Psoriasis oder eine chronische Darmerkrankung vor, ist eine Spondyloarthritis wahrscheinlich.

Bei Verdacht leitet der Arzt weiterführende Untersuchungen ein. Auf Röntgenaufnahmen sind häufig charakteristische Veränderungen zu sehen. Zusätzlich wird eine Blutuntersuchung durchgeführt: In vielen Fällen ist ein HLA-B-27-Test positiv. Rheumafaktoren lassen sich in Gegensatz zur rheumatoiden Arthritis nicht nachweisen.

Im Frühstadium der Erkrankung kann es sein, dass noch keine knöchernen Veränderungen der Wirbelsäule auf dem Röntgenbild zu erkennen sind. In diesen Fällen kann eine Magnetresonanztomogragfie (MRT) Aufschluss geben: Mit der MRT kann eine Entzündung in der Wirbelsäule, den Gelenken und den Sehnenansätzen sichtbar gemacht werden.

Wie werden Spondyloarthritiden behandelt?

Gewöhnlich werden nichtsteroidale Antirheumatika gegen die Schmerzen und die Entzündung gegeben. Dazu gehören zum Beispiel Ibuprofen oder Diclofenac. Diese sind häufig gut wirksam.

Bei Patienten, bei denen diese Medikamente nicht ausreichen, kann eine Behandlung mit Biologika helfen. Biologika sind künstliche hergestellte Antikörper, die bestimmte Botenstoffe hemmen. Bei Morbus Bechterew kommen sogenannte TNF-alpha-Blocker und IL-17-Inhibitoren zum Einsatz: Diese hemmen die Entzündung und wirken gut bei Morbus Bechterew-Patienten oder bei Morbus Chron.

Sogenannte Basistherapeutika aus der Rheumatherapie wie Methotrexat, Cyclosporin oder Leflunomid werden häufig bei der Psoriasis Arthritis eingesetzt, auch bei einer langwierigen reaktiven Arthritis werden sie verwendet.

Bei Gelenksschmerzen außerhalb der Wirbelsäule kann der Arzt ein Glukokortikoid in das Gelenk spritzen. Das hilft gegen die Entzündung und die Schmerzen. Bei milden Gelenksschmerzen wird auch Sulfasalazin eingesetzt, bei schweren Formen oder Beteiligung der Wirbelsäule hilft es weniger gut.

Vor allem bei Morbus Bechterew ist zusätzliche Bewegungstherapie wichtig. Sie erhält die Beweglichkeit, reduziert die Schmerzen, verbessert die Haltung und kann einer Versteifung in Fehlhaltung vorhindern.

Welche Ärzte und Kliniken sind Spezialisten für Spondyloarthritiden?

Rheumatologen sind die richtigen Absprechpartner bei Spondyloarthritiden. Sie kennen sich gut mit entzündlichen Gelenkserkrankungen aus.

Wir helfen Ihnen einen Experten für Ihre Erkrankung zu finden. Alle gelisteten Ärzte und Kliniken sind von uns auf Ihre herausragende Spezialisierung im Bereich Spondyloarthritis überprüft worden und erwarten Ihre Anfrage oder Ihren Behandlungswunsch.

Quellen:

  • Deutsche Gesellschaft für Rheumatologie (DGRh) und medizinisch-wissenschaftlichen Fachgesellschaften und weiterer Organisationen (2019). Langfassung zur S3- Leitlinie Axiale Spondyloarthritis inklusive Morbus Bechterew und Frühformen.
  • Nast A. et al. (2017) S3 - Leitlinie zur Therapie der Psoriasis vulgaris Update 2017. AWMF-Register Nr. 013/001.
  • Deutsche Rheuma-Liga Bundesverband e.V. Psoriasis Arthritis.
  • Schöffel D. (2017). Typisch ist der asymmetrische Gelenkbefall Reaktive Arthritis: Pathogenese — Diagnose — Therapie. Orthopädie & Rheuma volume 20, pages29–35
  • Mandl P. (2017). Spondyloarthritis. Wien. Klin. Wochenschr. Educ 2017 12:103-114
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