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Paraplegie: Kliniken & Spezialisten finden

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Informationen zum Bereich Paraplegiologie

Was ist Paraplegiologie?

Die Paraplegiologie ist ein medizinisches Fachgebiet, das sich mit der Behandlung und Rehabilitation von Patientinnen und Patienten mit einer Querschnittlähmung befasst. Oft leiden die Betroffenen neben Lähmungen unter weiteren Symptomen der ursächlichen Rückenmarkschädigung, was eine komplexere Therapie erfordert.

Es stellt eine Schnittstelle zwischen den Fachbereichen Neurologie, Orthopädie und Unfallchirurgie, Psychiatrie und Psychotherapie, sowie Physikalische und Rehabilitative Medizin dar.

Querschnittlähmung: Ein gravierender Einschnitt ins Leben

Der Begriff “Querschnittlähmung” ist ein umgangssprachlicher Ausdruck für eine Paraplegie oder Tetraplegie, die unten genauer beschrieben werden.

Sie ist ein Teil der Symptomatik des Querschnittsyndroms. So bezeichnet man eine Schädigung des Rückenmarks, wobei zwischen dem kompletten Querschnittsyndrom, bei dem der gesamte Durchmesser des Rückenmarks betroffen ist, und inkompletten Querschnittsyndromen, bei denen die nur ein Teil des Rückenmarkquerschnitts geschädigt ist, unterschieden wird.

Bei einer Schädigung des Rückenmarks können sowohl afferente, als auch efferente Leitungsbahnen geschädigt werden. Afferente Bahnen leiten Signale über Tastsinn, Schmerz, Temperatur und Propriozeption (Wahrnehmung der Position und Bewegung von Körperteilen im Raum) aus der Peripherie zum Gehirn. Über efferente Bahnen, gelangen die Impulse für bewusste und unbewusste Motorik vom Gehirn zu den Muskelzellen in der Skelettmuskulatur oder den Organen.

Inkomplette Querschnittsyndrome müssen also nicht zwingend zu einer Lähmung, sprich einem Ausfall der Motorik, führen, bei einem kompletten Querschnittsyndrom hingegen sind immer sämtliche Bahnen, auch die motorischen, betroffen, sodass eine Para- oder Tetraplegie die Folge ist.

Das Ausmaß der Lähmungen und Sensibilitätsstörungen ist abhängig von der Höhe der Schädigung. Da die Leitungsbahnen an der Läsion unterbrochen sind, betrifft die Symptomatik den unterhalb dieser Stelle gelegenen Teil des Körpers, wobei diese Grenze aufgrund der Nervenverläufe nur eine grobe Orientierung ist. Je höher am Rückenmark die Schädigung ist, desto gravierender sind also die Einschränkungen für den Patienten oder die Patientin. Bei einer Läsion im oberen zervikalen Bereich (Halsbereich) kommt es zu einer Atemlähmung, da die efferenten Nerven, die das Zwerchfell versorgen betroffen sind. Ohne künstliche Beatmung führt eine solche Verletzung zum Tod.

Zu einem Querschnittsyndrom kann es auf unterschiedliche Art und Weise kommen, wobei es je nach Ursache plötzlich oder schleichend zu den Symptomen kommen kann. Mögliche Gründe sind zum Beispiel:

  • Verletzung, z.B. bei Verkehrsunfall (hier kann das volle Ausmaß des Schaden aufgrund von Schwellung des verletzten Gewebes auch erst mit Verzögerung eintreten)

  • Tumorerkrankung

  • Infarkt

  • Blutung

  • Spinalkanalstenose (Einengung des Wirbelkanals

  • Liquorabflussstörung

  • Infektion (z.B. Poliomyelitis, Coxsackie-Virus, Windpocken)

  • Multiple Sklerose

  • Angeborene Fehlbildung

  • Iatrogen (ärztlich ausgelöst), zum Beispiel bei einer Operation

Wie kommt es zur Paraplegie?

Die Paraplegie ist die vollständige Lähmung beider Beine. Sie kommt durch eine Schädigung der motorischen Bahnen des Rückenmarks zustande und ist somit ein Symptom eines kompletten oder inkompletten Querschnittsyndroms.

Was ist der Unterschied zwischen Paraplegie und Tetraplegie?

Bei einer Paraplegie sind beide Beine von der Lähmung betroffen, bei einer Tetraplegie zusätzlich beide Arme. Zu einer Tetraplegie kommt es dann, wenn der Schaden der motorischen Bahnen des Rückenmarks sich im Bereich des Zervikalmarks, also im Bereich der Halswirbelsäule befindet. Bei einer Schädigung im Brust- oder Lendenwirbelsäulenbereich ist die Folge eine Paraplegie.

Wo finde ich erfahrene Spezialisten der Paraplegiologie?

Für die Paraplegiologie existiert keine Facharztweiterbildung oder Zusatzbezeichnung, da sie eine Schnittstelle verschiedener Fachbereiche darstellt. Daher gibt es Zentren für Paraplegiologie, an denen Ärztinnen und Ärzte verschiedener Fachbereiche, wie Neurologie, Orthopädie und Unfallchirurgie, Psychiatrie und Psychotherapie, sowie Physikalische und Rehabilitative Medizin, zusammen mit anderen Berufsgruppen wie zum Beispiel Physio- und Ergotherapeut/innen, speziell geschulten Pflegekräften und Logopäd/innen zusammenarbeiten. Solche Zentren sind spezialisiert auf die Behandlung und Rehabilitation von querschnittgelähmten Personen und können daher einen großen Erfahrungsschatz vorweisen.

Welche Behandlungen und Therapien werden eingesetzt?

Die Behandlung eines Querschnittsyndroms sollte immer einen ganzheitlichen Ansatz verfolgen. Welche Therapien zum Einsatz kommen, hängt immer vom Schädigungsmuster, den Symptomen und Bedürfnissen im Einzelfall ab. Schmerztherapie, Operationen (zum Beispiel zum Kontinenzerhalt) und die künstliche Beatmung zählen ebenso zu den Therapien, die in der Paraplegiologie zum Einsatz kommen, wie Patientenedukation, Akkupunktur, Kunst-, Musik-, Ergo-, Psycho-, Physio-, und physikalische Therapie.

Akutbehandlung und Frührehabilitation bei Paraplegie

Ein akut aufgetretenes Querschnittsyndrom ist ein medizinischer Notfall. Zur Akutbehandlung gehören die Stabilisierung der Vitalparameter, eine klinisch neurologische und bildgebende Diagnostik, sowie gegebenenfalls die Beseitigung einer reversiblen Ursache, wie zum Beispiel einer Blutung oder eines Infarkts des Rückenmarks. Mögliche Komplikationen, wie beispielsweise ein paralytischer Darmverschluss müssen ebenfalls behandelt werden.

Die Akutbehandlungsphase wird auch als Phase A der Rehabilitation bezeichnet. In Phase B werden bereits frührehabilitative Therapien durchgeführt, es ist aber parallel weiterhin eine intensivmedizinische Behandlung notwendig. Das Ziel dieser Phase ist die Wiedererlangung der Autonomie basaler Funktionen wie der eigenständigen Atmung. Komplikationen wie Kontrakturen, Druckläsionen oder Lungenentzündungen soll vorgebeugt werden.

In Phase C sind die Patient/innen noch auf medizinische und pflegerische Betreuung angewiesen, können aber aktiv an den rehabilitativen Therapien teilnehmen. Hier sollen verschiedene Funktionen wie die Mobilität mit oder ohne Hilfsmittel oder die Nahrungsaufnahme wieder ohne Fremdhilfe möglich gemacht werden. Nach dieser Phase ist die Frührehabilitation abgeschlossen und es schließen sich weitere Phasen an, die unter anderem der beruflichen und sozialen Wiedereingliederung dienen.

Die Geschwindigkeit mit der die Phasen der Rehabilitation durchlaufen werden, ist stark einzelfallabhängig. Außerdem ist es möglich, dass Betroffene Phasen überspringen, oder eine Phase lebenslang nicht abschließen können. Im Durchschnitt liegt die Dauer der stationären Erstrehabilitation mit einer Paraplegie bei 150, mit einer Tetraplegie bei 200 Tagen.

Schmerztherapie und Medikation

Querschnittgelähmte Patientinnen und Patienten leiden oft unter chronischen neuropathischen Schmerzen. Zur Behandlung stehen verschiedene Therapieoptionen zur Verfügung, wobei in der Regel mehrere Ansätze miteinander kombiniert werden. Die wichtigsten Arten der Schmerztherapie sind:

  • Supportive Schmerztherapie: z.B. Akkupunktur, Massagen, Psychotherapie, Entspannungsverfahren, Biofeedback...
  • Medikamentöse Schmerztherapie: Einsatz von Nicht-Opioidanalgetika allein oder in Kombination mit schwach oder stark wirksamen Opioiden,;Neuroleptika, Antidepressiva, Beruhigungsmittel, Muskelrelaxantien, Cortison
  • Invasive Schmerztherapie:Anlegen eines Schmerzkatheters, über den die rückenmarksnahe Applikation eines Lokalanästhetikums möglich ist; Nervenstimulationsverfahren oder Tiefe Hirnstimulation (DBS)

Wo finde ich einen erfahrenen Paraplegiologen?

Bei PRIMO MEDICO finden Sie ausschließlich erfahrene Spezialisten und Kliniken für Paraplegiologie in Deutschland, Österreich und der Schweiz. Derzeit finden Sie bei uns anerkannte Experten in folgenden Städten:

Quellen

  • Masuhr, Neumann: Duale Reihe Neurologie. 6. Auflage Thieme 2007, ISBN: 978-3-131-35946-9
  • Zäch, G.A. /Koch, H.G. (Hrsg.): Paraplegie. Ganzheitliche Rehabilitation, Basel, 2006
  • Erdmann, M.: Funktionales Verhaltensmuster ‚Kognition und Perzeption‘ - Schmerz, in: Haas, U. (Hrsg.): Pflege von Menschen mit Querschnittlähmung, Bern, 2012
  • Gstaltner, K.: Grundlagen der Rehabilitation von Patienten mit Querschnittlähmung, in: AUVA (Hrsg.): Ganzheitliche Rehabilitation: eine multiprofessionelle Aufgabe, Wien, 2012
  • Osbahr, M. / Modler, J.: Versorgungsphasen, in: Haas, U. (Hrsg.): Pflege von Menschen mit Querschnittlähmung: Probleme, Bedürfnisse, Ressourcen und Interventionen, Bern, 2012
  • Topka, Eberhardt: Neurologische Notfälle. Georg Thieme Verlag 2017, ISBN: 978-3-132-40141-9
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