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Schmerzen nach Querschnittlähmung

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Informationen zum Bereich Schmerzen nach Querschnittlähmung

Was versteht man unter Schmerzen nach einer Querschnittlähmung?

In Folge einer Querschnittlähmung treten verschiedene Arten von Schmerzen auf.

Akute Schmerzen sind ein Warnsignal des Körpers, das auf eine drohende oder bereits eingetretene Gewebsschädigung hinweist. Sie erfüllen eine Schutzfunktion – ein beliebtes Beispiel ist das Wegziehen der Hand von einer heißen Herdplatte aufgrund akuter Schmerzen. Ist das Querschnittsyndrom zum Beispiel im Rahmen eines Unfalls aufgetreten, ist es in der Regel mit akuten Schmerzen verbunden. Ebenso können diese nach operativen Eingriffen auftreten, die in der Akutbehandlung der Querschnittlähmung notwendig sein können.

Chronische Schmerzen halten über mindestes mehrere Monate an, auch bei nicht mehr nachweisbarer Ursache, und haben für den Körper keine Funktion. Ihre Entstehung wird auf das sogenannte “Schmerzgedächtnis” zurückgeführt. Dieser Begriff beschreibt eine Überempfindlichkeit der Schmerzreize verarbeitenden Nervenzellen, die sich bei lang andauernden Schmerzen entwickeln kann und eine pathologisch übersteigerte Schmerzwahrnehmung zur Folge hat. Bei Patientinnen und Patienten mit Querschnittsyndrom kommt es in bis zu 94% der Fälle zu chronischen Schmerzen.

Warum treten Schmerzen häufig nach einer Querschnittlähmung auf?

Bei einer traumatischen Querschnittslähmung entstehen auch Schäden an Geweben, die nicht zum Nervensystem gehören, wie Haut, Muskeln oder Knochen, die sogenannte nozizeptive Schmerzen verursachen. Nozizeptiv bedeutet, dass die Schmerzen auf eine Aktivierung von Schmerzsensoren als Reaktion auf eine allgemeine Gewebsschädigung zurückzuführen sind, ohne dass es zu einer Verletzung von sensorischen Nervenzellen kommt. Auch als Komplikation der Lähmung können nozizeptive Schmerzen auftreten, zum Beispiel durch Fehlhaltungen, Kontrakturen oder Druckstellen.

Außerdem werden bei einer Querschnittlähmung Nervenzellen verletzt. Verletzungen des sensorischen Nervensystems können eine spezielle Form von Schmerz, die neuropathischen Schmerzen zur Folge haben. Diese können sich, anders als nozizeptive Schmerzen, unter anderem auf folgende Art äußern:

  • Dysästhesie (unangenehme Empfindung, die spontan oder durch einen Reiz provoziert auftreten kann)

  • Hyperalgesie (verstärktes Empfinden eines schmerzhaften Reizes)

  • Allodynie (schmerzhaftes Empfinden eines normalerweise nicht schmerzhaften Reizes, z.B. einer leichten Berührung)

  • Anaesthesia dolorosa (Schmerzempfinden in einem durch den Nervenschaden gefühllosen Bereich)

 

Wie werden Schmerzen nach Querschnittlähmung diagnostiziert?

Der subjektive Bericht der Patientin oder des Patientin ist das wichtigste Instrument in der Diagnostik von Schmerzerkrankungen. Da chronische Schmerzen komplex sind und durch körperliche, psychische und soziale Faktoren beeinflusst werden, werden alle diese Einflüsse und mögliche Begleiterkrankungen wie Angststörungen oder Depressionen durch ein ausführliches Anamnesegespräch erfasst. Weitere anamnestische Instrumente wie Fragebögen, Schmerzskalen und Schmerztagebücher kommen ebenfalls zum Einsatz.

Da nozizeptive Schmerzen zum Teil anders behandelt werden, als neuropathische Schmerzen, stellt diese Unterscheidung eine besondere Herausforderung in der Diagnostik dar. An Körperstellen, an denen aufgrund des Nervenschadens keine nozizeptive Schmerzwahrnehmung mehr möglich ist, müssen eventuell vorliegende Schmerzen neuropathisch sein. Dort, wo es nicht zur Verletzung sensorischer Nervenzellen gekommen ist, sind Schmerzen ausschließlich nozizeptiv. Aber in Bereichen, mit sensiblen Defiziten, durch eine nur teilweise Unterbrechung der sensorischen Bahnen, können beide Schmerzarten, auch gleichzeitig, vorliegen.

Hinweise darauf, dass es sich bei Schmerzempfindungen um neuropathische Schmerzen handeln könnte, geben folgende Kriterien:

  • Keine andere eruierbare Ursache

  • Keine Bewegungsabhängigkeit

  • Beginn innerhalb eines Jahres nach Querschnittsyndrom

  • Sensibilitätsveränderungen im betroffenen Gebiet (diese werden durch eine neurologische Untersuchung festgestellt)

  • Bestimmte Schmerzcharakteristika, z.B. brennend, kribbelnd, elektrisierend

Handelt es sich um akute nozizeptive Schmerzen, bzw. ist dies wahrscheinlich, müssen in der Regel weiterführende Untersuchungen, wie körperliche Untersuchung, Ultraschall, Röntgen, CT oder MRT durchgeführt werden, um die Ursache der Schmerzen zu ergründen und behandeln zu können.

Elektrophysiologische Untersuchungen, bei denen an einer Nervenzelle ein elektrisches Potential ausgelöst und die Leitfähigkeit der Nervenbahnen gemessen wird, können bei Verdacht auf neuropathische Schmerzen dazu dienen, die Funktion der sensorischen Nervenbahnen zu beurteilen.

Welche Behandlungsmöglichkeiten gibt es?

Nozizeptive Schmerzen können, sofern sie nicht chronifiziert sind, durch Beseitigung der Ursache behandelt werden. Wird zum Beispiel ein Wirbelkörperbruch operativ stabilisiert und kann ordnungsgemäß heilen, lassen die akuten Schmerzen nach und verschwinden schließlich ganz. Als symptomatische Therapie werden Nicht-Opioid-Analgetika wie Paracetamol oder Ibuprofen, sowie Opioide, stärker Schmerzmittel mit einem größeren Nebenwirkungsprofil, eingesetzt.

Neuropathische Schmerzen können nur symptomatisch behandelt werden, da die Nervenläsion in der Regel nicht geheilt werden kann. Die meisten Schmerzmittel, die bei nozizeptiven Schmerzen zum Einsatz kommen, sind allerdings bei diesen Schmerzen nicht wirksam. Hier helfen andere Medikamente, wie zum Beispiel Antikonvulsiva und trizyklische Antidepressiva.

Bei chronischen Schmerzen jeder Art können Physio-, Psycho- und Ergotherapie, sowie Patientenedukation und physikalische Maßnahmen hilfreich sein.

Wie kann man im Alltag mit Schmerzen nach Querschnittlähmung umgehen und welche Tipps gibt es zur Schmerzlinderung?

Um Schmerzen nach einer Querschnittlähmung teilweise vorzubeugen, sollte Atrophien, Verkürzungen und Abschwächung der Muskeln von Anfang an entgegengewirkt werden. Die Mobilisierung nach Querschnittsyndrom wird im Krankenhaus physiotherapeutisch begonnen und sollte unbedingt durch Patientinnen und Patienten fortgeführt werden. Sowohl neuropathische, als auch chronische nozizeptive Schmerzen können nachweislich meist durch moderate körperliche Aktivität und Dehnübungen, Massagen, Wärmeanwendungen, Entspannungsverfahren, Spiegeltherapie und weitere, auch in der Häuslichkeit durchführbare, Therapien gelindert werden, wobei Betroffene unterschiedlich gut ansprechen. In schmerztherapeutischer Behandlung sollen Patientinnen und Patienten daher verschiedene Strategien testen, mit ihren Schmerzen umzugehen und diese zu lindern, um die für sie persönlich wirksamsten zu identifizieren und lernen, auch zu Hause anzuwenden.

Welche Ärzte & Kliniken sind Spezialisten für die Schmerztherapie bei Querschnittlähmung?

Während die Querschnittlähmung ein neurologisches Krankheitsbild darstellt, weshalb Neurologinnen und Neurologen, Erfahrung mit der Behandlung der Erkrankung haben, auch im Umgang mit ihren verschiedenen Symptomen, unter anderem mit Schmerzen, erfahren sind, können speziell zur Behandlung von chronischen Schmerzen Ärztinnen oder Ärzte konsultiert werden, die die Zusatzweiterbildung Spezielle Schmerztherapie abgeschlossen haben. Diese erfordert eine Facharztkompetenz in einem Gebiet der unmittelbaren Patientenversorgung, sowie einen Kurs und Jahr spezielle Weiterbildung auf dem Gebiet der Schmerztherapie.

In Kliniken, die sich auf die Behandlung von Querschnittgelähmten Personen spezialisiert haben, arbeiten verschiedene Fachbereiche für eine optimale Versorgung eng zusammen.

Wer einen Arzt benötigt, möchte für sich die beste medizinische Versorgung. Darum fragt sich der Patient, wo finde ich die beste Klinik für mich? Da diese Frage objektiv nicht zu beantworten ist und ein seriöser Arzt nie behaupten würde, dass er der beste Arzt ist, kann man sich nur auf die Erfahrung eines Arztes verlassen.

Wir helfen Ihnen einen Experten für Ihre Erkrankung zu finden. Alle gelisteten Ärzte und Kliniken sind von uns auf Ihre herausragende Spezialisierung im Bereich Schmerzen nach Querschnittlähmung überprüft worden und erwarten Ihre Anfrage oder Ihren Behandlungswunsch.

Quellen

  • AWMF-Leitlinie Schmerzen bei Querschnittlähmung, Entwicklungsstufe S2k, Stand 25.05.2018
  • Erdmann, M.: Funktionales Verhaltensmuster „Kognition und Perzeption“ – Schmerz, in: Haas, U. (Hrsg.): Pflege von Menschen mit Querschnittlähmung, Bern, 2012
  • Zäch, G.A./Koch, H.G. (Hrsg.): Paraplegie. Ganzheitliche Rehabilitation, Basel, 2006
  • www.gelbe-liste.de/schmerztherapie/neuropathische-schmerzen
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