Chronisch-obstruktive Lungenerkrankung: Was hilft?
COPD
Die COPD zählt weltweit zu den häufigsten Lungenerkrankungen, die genauso häufig verharmlost wird und unbehandelt bleibt.
Susanne Amrhein, PRIMO MEDICO
„Ich habe einen hartnäckigen Husten, den ich einfach nicht mehr loswerde“. Bei diesem Satz schrillen bei Prof. Dr. med. Michael Tamm, Leiter des Lungenzentrums und Chefarzt der Pneumologie am Universitätsspital Basel, alle Alarmglocken: „Atemnot, Husten, Auswurf, das sind die drei Symptome, die auf eine COPD hindeuten. Der Unterschied zu einer normalen Bronchitis liegt im Leistungsabfall, den die erkrankten Patienten erleiden. Auch bei alltäglichen Anstrengungen, die eigentlich zum normalen Tagesablauf gehören, wie Treppensteigen oder Fahrradfahren, leiden sie unter Atemnot. Im fortgeschrittenen Stadium sind die Betroffenen dann selbst im Ruhezustand kurzatmig“. COPD ist die englische Abkürzung für „Chronic obstructive pulmonary disease“ und heißt übersetzt „chronische Lungenerkrankung durch Verengung“. Häufig sind Raucher oder ehemalige Raucher betroffen. Oder Menschen, deren Lunge durch eine berufliche Exposition, zum Beispiel durch Feinstaub, geschädigt wurde. „Viele der Betroffenen schieben ihre Atemprobleme auf das Alter“, erklärt Prof. Tamm. „Das Problem ist, dass die einmal geschädigte Lunge nicht repariert werden kann. Eine Heilung ist nicht möglich. Aber wir können durch eine Behandlung den Verlauf der Erkrankung positiv beeinflussen und die persönliche Leistungsfähigkeit steigern“. Unbehandelt kann die COPD zur Erkrankung weiterer Organe führen, vor allem des Herzens.
Was verursacht die Symptome einer COPD?
Auslöser sind in der Regel dauerhafte Entzündungen der kleinen Bronchien, bei denen die oberflächliche Schleimhautschicht geschädigt wird. In der Folge entstehen eine chronische Bronchitis oder ein Lungenemphysem, häufig treten beide Erkrankungen zusammen auf. Bei einem Lungenemphysem sind die Lungenbläschen betroffen, in denen der Sauerstoffaustausch stattfindet. Die Trennwände dieser Lungenbläschen werden durch die anhaltende Entzündung zerstört, so dass sich große, luftgefüllte Blasen bilden, die über eine geringere Oberfläche verfügen als unzählige kleine. Als Folge kann weniger Sauerstoff aufgenommen werden und ins Blut gelangen. In selteneren Fällen können COPD-Patienten auch unter Asthmareaktionen leiden, also Atemnot, die durch bestimmte Reize ausgelöst wird.
Wie wird eine COPD behandelt?
Bei Verdacht auf eine chronisch-obstruktive Lungenerkrankung wird zunächst die Lungenfunktion überprüft, erklärt Prof. Tamm: „Dazu eignet sich ein großer Lungenfunktionstest, die sogenannte Bodyplethysmographie. Dabei werden u.a. der Atemwiderstand, die verbleibende Luftmenge nach dem Ausatmen und das totale Lungenvolumen gemessen. Mit Hilfe einer Diffusionskapazitätsmessung kann man den Sauerstoffaustausch in der Lunge bewerten“. In einem weiteren Untersuchungsschritt werde dann überprüft, inwiefern sich die Atmung verbessert, wenn die Bronchien erweitert werden. Die erste Maßnahme für Raucher lautet (wenig überraschend): Rauchstopp. Hier können auch Medikamente helfen, die Sucht zu bekämpfen, betont Prof. Tamm: „Durch körperliches Training und Muskelaufbau versuchen wir in einem weiteren Schritt, mehr Funktion aus der Lunge herauszuholen. Die Atmung kann währenddessen durch Inhalation von Medikamenten, die Bronchien erweitern oder die vermehrte Schleimproduktion unterbinden, unterstützt werden“. Bei einem Teil der Patienten wird auch inhaliertes Cortison als Entzündungshemmer eingesetzt.
COPD durch bronchoskopische Eingriffe lindern
Für Patienten, die unter einer erheblichen Überblähung der Lunge leiden und bei denen eine medikamentöse Therapie keine ausreichende Linderung bringt, hat die moderne High-Tech-Medizin in den vergangenen Jahren verschiedene Methoden entwickelt, um eine leichtere Atmung zu ermöglichen, so Lungenspezialist Tamm: „Durch das Einsetzen von Klappen oder Spiralen erreichen wir eine Reduktion des aufgeblähten Lungenvolumens. Diese können im Rahmen einer Lungenspiegelung nur unter Verwendung eines leichten Schlafmittels eingesetzt werden. In besonders geschädigte Bereiche der Lunge können wir Ventile implantieren, die nur Luft rauslassen, aber nicht hinein, sozusagen Einwegventile. Je nach Darstellung der Lunge im Computertomogramm kommen auch sogenannte ‚Coils’ in Frage : 10 bis 15cm lange Drähte, die sich zu Spiralen krümmen und die das Lungengewebe mechanisch zusammenziehen und dadurch ebenfalls das überblähte Volumen reduzieren“. Pro Lungenlappen können bis zu zehn dieser Coils eingesetzt werden. Eine weitere Methode ist die chirurgische Entfernung der am schwersten geschädigten Lungenbereiche. Dies geschieht in der Regel minimal-invasiv durch die sogenannte „Schlüssellochtechnik“. Nur bei jüngeren Patienten, die unter einer schweren Form der COPD leiden, ansonsten aber gesund sind, käme auch eine Lungentransplantation in Frage, so Prof. Tamm.
Da die Erkrankung nicht heilbar ist, rät der Lungenspezialist vor allem Rauchern, ihre Lungenfunktion überprüfen zu lassen, sobald erste Probleme auftreten. Die meisten Betroffenen neigen dazu, die Symptome zu verharmlosen, so dass die Krankheit häufig erst in einem fortgeschrittenen Stadium festgestellt wird. Ein frühzeitiger Behandlungsbeginn könne den Verlauf dieser Erkrankung dagegen deutlich mildern.
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