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Eine multifunktionale Atemwegspiegelung

Bronchoskopie

Eine Bronchoskopie der Lunge ist eine sichere Methode mit hoher Aussagekraft, die abhängig von den vorliegenden Erkrankungen auch zur Therapie eingesetzt werden kann. Dr. med. Wolfgang Gesierich, Spezialist für Pneumologie und Chefarzt des Lungenzentrums am Helios Klinikum München West, beantwortet die wichtigsten Fragen rund um diese moderne Untersuchungsmethode.

Interview: Susanne Amrhein, Primo Medico

Wie funktioniert eine Bronchoskopie?

Dr. Gesierich: „Eine Bronchoskopie ist eine Lungenspiegelung, ermöglicht also eine Untersuchung des Lungengewebes und der Bronchien von innen. Bei einer flexiblen Bronchoskopie wird der Patient in eine sogenannte Schlummernarkose (Dämmerschlaf) versetzt. Die Schleimhäute werden ebenfalls betäubt, so dass der Patient nicht spürt, wenn durch Mund oder Nase ein flexibler, weicher Schlauch in die Luftröhre und die großen Bronchien eingeführt wird. Bei größeren Aktionen, bei denen z.B. auch eine Probe entnommen werden soll oder weitere Instrumente benötigt werden, bietet sich die starre Bronchoskopie an. Sie wird immer in Vollnarkose ausgeführt, das heißt auch bei dieser Methode spürt der Patient nichts von der Untersuchung. Wie der Name schon sagt, wird hier ein starres Endoskop, ein Edelstahlrohr, in die Luftröhre eingeführt. Dieses Endoskop ermöglicht dann die Verwendung von weiteren Optiken, Zangen oder Lasern.

Welche Diagnosen ermöglicht eine Lungenspiegelung?

Dr. Gesierich: „Ein Haupteinsatzgebiet der Bronchoskopie liegt in der Tumordiagnostik. Wir haben so die Möglichkeit, eine Probe zu entnehmen und festzulegen, um welche Art von Tumor es sich handelt, wie weit er sich in die Atemwege ausgedehnt hat und ob er bereits Lymphknoten befallen hat. Zusätzlich können wir im Rahmen der Bronchoskopie einen endobronchialen Ultraschall (EBUS) durchführen, der die Diagnose noch verfeinert und die Therapieentscheidung erleichtert. Auch bei Infektionserkrankungen der Lunge, Pilzbefall oder Tuberkulose leistet die Bronchoskopie gute Dienste. Es gibt immer wieder Patienten mit einer Lungenentzündung, die nicht auf eine Antibiotikatherapie ansprechen. Mit Hilfe einer gewonnenen Probe können wir den Erreger genau identifizieren und die Therapie individuell anpassen. Eine Bronchoskopie zur Probenentnahme kommt auch bei anderen diffusen Lungengewebserkrankungen zum Einsatz, z.B. bei einer Fibrose, Sarkoidose oder bei allergischen Erkrankungen. Früher waren hier für genaue Diagnosen die chirurgische Entnahme von Lungenproben notwendig.“

Kann eine Bronchoskopie eine Biopsie per Punktion ersetzen?

Dr. Gesierich: „Eine Bronchoskopie sollte immer vorrangig erfolgen, da sie den natürlichen, körpereigenen Zugang zur Lunge nutzt und eine sichere Untersuchungsmethode der Atemwege darstellt. Bei einer Punktion besteht immer das Risiko einer Infektion, bzw. der Auslösung einer inneren Blutung. Die größte Gefahr besteht darin, dass die Lunge durch den Einstich zusammenfällt, weil Luft in den Brustraum eindringt. Man spricht dann von einem Pneumothorax. Eine Punktion sollte nur dann in Erwägung gezogen werden, wenn der mutmaßliche Tumor weit außen an der Lunge liegt, und leichter mit externen Nadel als mit dem Endoskop erreicht werden kann.“

Welche Therapien sind mit Hilfe einer Bronchoskopie möglich?

Dr. Gesierich: „Bei Krebserkrankungen der Lunge ist es möglich, Tumoranteile in den Atemwegen während einer Bronchoskopie abzutragen. Da Tumorgewebe sehr brüchig ist und leicht blutet, können wir spontan auftretende Blutungen per Laser ebenfalls im Rahmen der Bronchoskopie schnell stillen. Bei Atemwegstenosen, also Verengungen der Luftwege, können wir mit Hilfe des Endoskops Stents einsetzen, die die Atemwege offen halten. Bei der COPD (chronisch-obstruktive Bronchitis) und bei Lungenemphysemen kann die Luft sich nicht mehr entleeren. Die Lunge überbläht, so dass jedes Einatmen zur Qual wird. Bei einer Bronchoskopie können wir Ventile einsetzen, die zwar Luft raus, aber nicht wieder reinlassen und somit die Beschwerden linden. Auch Hitze- oder Wasserdampfbehandlungen können sich bei bestimmten Erkrankungen positiv auf die Funktion der Bronchien auswirken und werden mittels Bronchoskopie appliziert.“

Wie belastend ist eine Bronchoskopie für die Patienten?

Dr. Gesierich: „Ich kann nur sagen: Keine Angst vor einer Lungenspiegelung! Die Patienten spüren dank der Schlummer- oder Vollnarkose nichts von der Atemwegsuntersuchung. Wenn ich die Ursache eines Reizhustens abklären oder eine Tumordiagnose vornehmen möchte, dauert die Bronchoskopie gerade mal 20 Minuten. Die größte Herausforderung ist für viele Patienten, mit nüchternem Magen zum Termin zu erscheinen. Die meisten Medikamente müssen dagegen nicht abgesetzt werden. Wir behalten unsere Bronchoskopie-Patienten gerne für eine Nacht zur Beobachtung in der Klinik. Die Untersuchung ist allerdings auch ambulant möglich. Hier bitten wir lediglich darum, eine Begleitperson mitzubringen, da die Patienten nach der Narkose nicht verkehrstüchtig sind. Natürlich muss jeder Bronchoskopie eine sorgfältige Risiko-Nutzen-Abwägung vorausgehen. Bei weit fortgeschrittenen Lungenerkrankungen oder einer sehr schwachen Atmung muss man vorsichtig vorgehen. Grundsätzlich handelt es sich um  eine sichere Methode mit hohem Stellenwert, die selbst bei kritischen Fällen und Patienten mit Vorerkrankungen problemlos durchgeführt werden kann.“

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