Erste Behandlungserfolge am neuen Protonen-Bestrahlungsgerät


Protonentherapie

Vor drei Monaten wurde am Paul Scherrer Institut (PSI) in Villingen/Schweiz das neue Protonen-Bestrahlungsgerät Gantry 3 in Betrieb genommen. Prof. Dr. med. Damian C. Weber, Spezialist für Strahlentherapie und Radioonkologie und Leiter des Zentrums für Protonentherapie am PSI zieht eine erste Bilanz:

Wie viele Patienten haben Sie bereits an der neuen Gantry 3 behandelt?

Erste Behandlungserfolge am neuen Protonen-Bestrahlungsgerät

Seit Inbetriebnahme der Gantry 3 im Juli diesen Jahres sind 6 Patienten an diesem hochmodernen Bestrahlungsgerät behandelt worden. Alle Patienten haben einen Tumor im Kopf oder Halsbereich und sind zwischen 17 und 73 Jahre alt. Die Bestrahlungssitzungen konnten ohne Unterbrechung, planmäßig abgeschlossen werden. Regelmäßige Kontrolluntersuchungen in den nächsten Monaten und Jahren werden zeigen, ob der Tumor kontrolliert bleibt, d.h. nicht wieder wächst.

Wie viele Krebspatienten können Sie dank Gantry 3 zusätzlich pro Jahr behandeln?

Durch die zusätzliche Bestrahlungsanlage können mehr Patienten von dieser besonderen Form der Strahlentherapie profitieren. Dies lässt sich jedoch schwer in genauen Zahlen vorhersagen. Neben der reinen Bestrahlung durch das Gerät, ist jede Behandlung auch sehr personalintensiv: Das betrifft die Planung, die richtige Lagerung des Patienten und die Überwachung der einzelnen Bestrahlungssitzungen. Da wir für das neue Gerät nicht extra neues Fachpersonal eingestellt haben, werden sich die Patientenzahlen nicht so deutlich erhöhen, wie rechnerisch vielleicht erwartet.

Was macht dieses Gerät so besonders im Vergleich zu den beiden anderen am PSI?

Mit 270 Tonnen Gesamtgewicht und einem Durchmesser von 10,5 m ist Gantry 3 das größte Bestrahlungsgerät, was bisher am PSI installiert wurde. Im Unterschied zu den beiden Gantrys 1 und 2, die vom PSI selbst entwickelt und gebaut wurden, ist Gantry 3 in einer Forschungskooperation mit der Firma Varian Medical Systems errichtet worden. Durch die Zusammenarbeit mit einem kommerziellen Anbieter konnte die Bau- und Installationszeit relativ kurz gehalten werden. Technisch hat Gantry 3 die gleichen Eigenschaften wie Gantry 2. Die bei uns zur Bestrahlung akzeptierten Patienten werden nach rein logistischen Gesichtspunkten auf die zur Verfügung stehenden Bestrahlungsgeräte verteilt. Es gibt also keine medizinischen Gründe, oder bestimmte Diagnosen, die ausschließlich für eine Bestrahlung an Gantry 3 sprechen.

Wie können Sie mit der Gantry 3 selbst Krebsarten bestrahlen, die z.B. Nerven oder andere sensible Strukturen umwachsen?

Die sehr genaue Bestrahlung wird ermöglich durch die physikalischen Eigenschaften der Protonenstrahlen kombiniert mit einer besonders präzisen Abgabetechnik, dem sogenannten Spot-Scanning Verfahren, was an all unseren Gantrys installiert ist. Herkömmliche Strahlen geben die größte Dosis unmittelbar nach dem Eindringen in den Körper ab. Die Dosis verringert sich dann langsam und kontinuierlich bis zum Tumor. Auch dahinter wird noch Dosis gemessen. Dadurch wird das gesunde Gewebe vor und hinter dem Tumor mitbestrahlt und kann geschädigt werden. Dagegen haben Protonen im Körper eine exakt begrenzte Eindringtiefe. Die benötigte Energie bis zum Erreichen des Tumors wird vorher genau berechnet. Auf dem Weg von Körperoberfläche bis zum Tumor wird relativ wenig Dosis abgegeben. Am Ende der Reichweite, d.h. am berechneten Stopp-Punkt im Tumor geben die Protonen die höchste Dosis ab, um das Tumorgewebe zu zerstören. Das Gewebe hinter dem Tumor bleibt dosisfrei. Das Spot-Scanning Verfahren sorgt zusätzlich für eine besonders präzise und homogene Bestrahlung, da der Protonenstrahl die meist unregelmäßige Form des Tumors in allen 3 Dimensionen vollständig und millimetergenau abrastert. Somit wird umliegendes gesundes Gewebe wie zum Beispiel Nerven oder andere kritische Strukturen, die nah am Tumor liegen, bestmöglich geschont.

Wie belastend ist diese Therapie für die Patienten?

Die Bestrahlung bei uns dauert ca. 5-8 Wochen, je nach Tumorart und notwendiger Gesamtdosis, und wird ambulant durchgeführt. In dieser Zeit kommen die Patienten 5x pro Woche zur täglichen Bestrahlungssitzung zu uns. Eine Sitzung dauert ca. 30-60 Minuten. Davon wird die meiste Zeit für die genaue Lagerung verwendet, um in jeder Bestrahlungssitzung die exakt gleiche Position zu gewährleisten. Die Bestrahlung selbst dauert nur wenige Minuten und ist völlig schmerzfrei. Natürlich stellt jede Krebsdiagnose und -behandlung eine große Belastung für den Patienten und die ganze Familie dar. Die Bestrahlung steht meist am Ende eines individuell abgestimmten Behandlungskonzeptes (nach Operation und/oder Chemotherapie), um das Wiederwachsen des Tumors zu verhindern. Manche Patienten fühlen sich zu dem Zeitpunkt schon wieder so gut, dass sie sogar Teilzeit arbeiten während der Bestrahlungszeit. Andere wiederum fühlen sich erschöpft, sind unsicher und ängstlich, oder leiden an akuten Nebenwirkungen der Bestrahlung (z.B. Hautrötungen, erhöhte Müdigkeit). Mit unserem geschulten Fachpersonal, unserer über 20-jährigen Erfahrung in der Protonentherapie und viel Einfühlungsvermögen versuchen wir unseren Patienten bestmöglich zur Seite zu stehen. Seit kurzem bieten wir eine psycho-onkologische Beratung durch eine Diplom-Psychologin an, um unsere Patienten noch besser durch die Bestrahlungszeit zu begleiten und den Behandlungserfolg zu unterstützen.

Wie erfolgsversprechend ist die Protonentherapie mit der Gantry 3?

An Gantry 3, sowie auch an den beiden anderen Gantrys können Krebspatienten sehr präzise mit Protonen bestrahlt werden, um auf diese Weise den Tumor mit höchstmöglicher Dosis zu zerstören und umliegendes gesundes Gewebe zu schonen und somit Nebenwirkungen der Bestrahlung gering zu halten. Die Vorteile der Protonentherapie kommen hauptsächlich Patienten mit Tumoren im Kopf-, Hals-, Wirbelsäulen- und Beckenbereich zugute. Krebskranke Kinder profitieren ganz besonders, da ihre Organe dichter zusammenliegen und sie sensibler auf Strahlung reagieren als Erwachsene. Aufgrund ihrer langen Lebenserwartung ist das Vermeiden von chronischen Nebenwirkungen und von Zweittumoren besonders wichtig.

Interview: Susanne Amrhein, PRIMO MEDICO

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