Auch bei Standardeingriffen spezialisierte Zentren wählen
Chefarzt mit APL Professur Universität Duisburg-Essen und Lehrauftrag Uni Köln
Endoprothetik
Zum ProfilHüftgelenksprothesen
Studien belegen deutlich bessere Ergebnisse und niedrigere Komplikationsraten in größeren Endoprothetikzentren als in Kliniken mit geringeren Fallzahlen.
Susanne Amrhein, PRIMO MEDICO
Etwa 300.000 Deutsche bekommen jedes Jahr ein neues Hüftgelenk. Das Implantieren der Prothesen gehört heutzutage zu den Standardeingriffen. Die Operation wird in vielen Kliniken durchgeführt. Dennoch macht es Sinn, bei der Auswahl des Krankenhauses und Operateurs bestimmte Kriterien zu beachten, rät Prof. Dr. med. Guido Saxler, Spezialist für Hüft- und Wirbelsäulenchirurgie sowie Chefarzt der Klinik für Orthopädie und Unfallchirurgie der Rhein-Kreis Neuss Kliniken in Dormagen: „Wir implantieren im Jahr über 700 Endoprothesen. Unser gesamtes Team ist auf dieses Verfahren gut eingestellt. Wir sind ein Endoprothetikzentrum der Maximalversorgung, d.h. wir übernehmen auch schwierige Eingriffe sowie Revisionen im Bereich des Hüft-, Knie und Schultergelenks.“
Risiken beim Implantieren eines künstlichen Hüftgelenks
Auch wenn das Einsetzen von Hüftgelenksprothesen als Routineeingriff gilt, gibt es auch hier, wie bei jeder Operation, Risiken und mögliche Komplikationen. Gefürchtete Folgen sind u.a. eine Thrombose oder eine Lungenembolie, die zum Beispiel durch abgelöste Knochensplitter oder Zementteilchen verursacht werden können, die in die Blutbahn gelangen. „Bei Patienten, die ein neues Hüftgelenk erhalten, sollte eine penible Thromboseprophylaxe durchgeführt werden. Außerdem sollten sie nach dem Eingriff rasch mobilisiert werden“, erklärt Prof. Saxler. Hinzu kommt, dass jedes Fremdmaterial, das in den Körper eingeführt wird, das Risiko birgt, eine Bakterieninfektion auszulösen. „Problematisch sind zudem Gefäß- und Nervenverletzungen sowie Knochenbrüche. Für den letzteren Fall halten spezialisierte Zentren immer entsprechende Ersatzimplantate vor, damit im Notfall schnell reagiert werden kann. Ohne diese interne Versorgungsleistung sollten keine Implantationen mehr durchgeführt werden.“
Wann hilft nur noch ein neues Hüftgelenk?
Typische Erkrankungen, bei denen eine Hüftgelenksprothese ratsam ist, sind Verschleißerscheinungen der Hüfte, die sogenannte Coxarthrose, rheumathische Erkrankungen, Unfallschäden oder Hüftkopfnekrosen. Hier kommt es zu einem Absterben des Knochengewebes. Prof. Saxler weiß, dass viele Patienten Angst vor einer Hüftgelenksoperation haben – vor dem Eingriff selbst und vor neuen Schmerzen. Daher sollte in einem Beratungsgespräch gemeinsam mit dem Patienten entschieden werden, ob eine Hüftprothese sinnvoll ist, so der orthopädische Facharzt. „Wir nutzen zur Entscheidungsfindung ein Score-System. Dabei wird abgefragt, ob der Patient noch gut schlafen kann, ob er unter Anlauf- oder Belastungsschmerzen leidet, wie er Treppenstufen bewältigt, ob er hinkt oder Gehhilfen benötigt.“ Wichtige Indikatoren seien außerdem die Einnahme von Schmerzmedikamenten und die Dauer bzw. Länge der möglichen Gehstrecke. „Erst wenn alle Faktoren auf ein künstliches Hüftgelenk hinweisen und dies auch dem Wunsch des Patienten entspricht, sollte eine Operation geplant werden.“
Einwachsende oder zementbefestigte Hüftprothesen
In der orthopädischen Abteilung der Rhein-Kreis Neuss Kliniken in Dormagen werden die künstlichen Hüftgelenke grundsätzlich minimalinvasiv eingebracht. „Dies ist ein sehr schonendes Verfahren für den Patienten, da auf lange, große Schnitte verzichtet wird. Sehnen und Muskeln werden niemals quer durchtrennt, sondern höchstens längs eröffnet, um eine schnelle Regeneration zu ermöglichen und das Operationstrauma so gering wie möglich zu halten“, so Prof. Saxler. „Wir versuchen, wann immer möglich, Implantate mit kurzen Schäften zu verwenden, wenn die Knochenqualität des Patienten dies erlaubt.“ In diesem Fall können auch zementfreie Endoprothesen implantiert werden, bei denen der Knochen von selbst in das Implantat einheilt. Bei weichen oder osteoporotischen Knochen wird Zement verwendet, um die Prothese sicher zu befestigen.
Wie lange hält ein künstliches Hüftgelenk?
Schwellungen und Schmerzen klingen nach der Operation rasch ab, betont Hüftspezialist Saxler. Eine adäquate Schmerz- und Physiotherapie und Lymphdrainagen helfen, die ersten Tage und Wochen gut zu überstehen. Bei zementfreien Endoprothesen und nach Wechseleingriffen (Revisionen) kann es für einen kurzen Zeitraum notwendig sein, das Gelenk durch Verwenden von Gehhilfen zunächst nur teilweise zu belasten. „Später sind dann nicht nur normale Bewegungen, sondern auch sämtliche sportliche Betätigungen wieder möglich“, bestätigt Prof. Saxler. „Wir haben hier in Dormagen die Europameisterin im Taekwondo operiert, die in diesem anspruchsvollen Sport unter anderem auch Spagat im Stehen ausführen muss. Und wir haben uns sehr gefreut zu sehen, dass sie nach der OP wieder einen sehr guten sportlichen Standard erreichen konnte.“ Während zementierte Prothesen früher Standzeiten von etwa 10 Jahren aufwiesen, halten moderne Prothesen mittlerweile deutlich länger, betont der Chefarzt. „Wir verwenden Implantate, die in den großen Endoprothetikstudien Skandinaviens, Australiens und Großbritanniens als Spitzenreiter gelistet waren.“ Die Rhein-Kreis Neuss Kliniken haben sich in den letzten Jahren auch durch individualisierte Implantationstechniken einen Namen gemacht. Insbesondere bei schwierigen Gelenkkonstellationen kommen diese spezifischen Implantationen mit Hilfe von Schablonen zur Anwendung. Als Mitglied einer internationalen Arbeitsgruppe ist Prof. Saxler an der Entwicklung neuer, moderner Endoprothesensysteme beteiligt, um eine noch bessere Versorgung von Patienten mit gravierenden Hüftschäden zu ermöglichen.
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