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Hoffnung für Patienten mit altersbedingter Makuladegeneration

Spezialist für Augenheilkund Prof. Dr. med. Peter Szurman - Portrait

Prof. Dr. med. Szurman

Chefarzt

Hinterer Augenabschnitt

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Makuladegeneration

PD Dr. med. Boris Stanzel - Spezialist für Augenheilkunde

In Deutschland leiden etwa 4,5 Millionen Menschen an Altersbedingter Makuladegeneration (AMD), das entspricht etwa 20 Prozent der 65 – 74-jährigen. Bei Menschen ab 75 Jahren sind sogar 35 Prozent betroffen. Die schleichende Erkrankung entsteht an der Makula, der Stelle des schärfsten Sehens in der Netzhaut. Betroffene können einen rapiden Verlust der Sehkraft innerhalb weniger Wochen bemerken, welcher mit einer verschwommenen und verzerrten Wahrnehmung einhergeht. Für eine trockene AMD gibt es bisher keine Behandlungsmethode, bei einer feuchten AMD wird versucht, den Verlust der Sehkraft durch regelmäßige Injektionen aufzuhalten. Neue Transplantationsverfahren mit Zellersatz aus Stammzellprodukten könnten hier langanhaltende Erfolge möglich machen. PD Dr. med. Boris Stanzel ist Spezialist für Augenheilkunde und Leiter des Makulazentrums in der Augenklinik Sulzbach im Saarland. Er bereitet derzeit eine klinische Studie vor, von der bis zu 600.000 AMD-Patienten allein in Deutschland profitieren könnten.

Interview: Susanne Amrhein, PRIMO MEDICO

Welche chirurgischen Verfahren kommen bisher bei einer AMD zum Einsatz?

Transplantation mit Zellersatz aus Stammzellprodukten bei altersbedingter Makuladegeneration

Dr. Stanzel: „Es gibt bereits die Möglichkeit, körpereigene Zellen zu implantieren. Bei einem Aderhaut-Patch wird ein gesunder Bereich der Netzhaut entnommen und unter die Makula verpflanzt. Allerdings entsteht durch die Entnahme ein Trauma, das wir gerne vermeiden würden. Hinzu kommt, dass diese Zellen ebenfalls einen genetischen Defekt aufweisen können. Auch der Eingriff selbst ist nicht ohne: Er dauert ca. zwei Stunden und wir müssen dabei Silikon-Öl-Tamponaden einsetzen, die nach zwei Monaten bei einer zweiten Operation wieder entfernt werden müssen. Für vielversprechender halte ich daher den Ansatz, pluripotente Stammzellen aus dem Labor zu verwenden. Dieses Verfahren erhöht die Sicherheit für die Patienten und verkürzt die OP-Dauer.“

Podcast Makula-Degeneration

Welche Vorteile hat eine Transplantation von pluripotenten Stammzellen?

Dr. Stanzel: „Sogenannte pluripotente Stammzellen, die jede Zellfunktion des Körpers annehmen können, werden entweder aus embryonalen Stammzellen oder aus genetisch umprogrammierten Blutzellen gewonnen. Der Vorteil ist, dass es sich um junge, unverbrauchte und 100% gesunde Zellen handelt, die optimal vorbereitet direkt aus dem Labor zum Patienten kommen. Das Implantieren des Gewebes unter die Makula ist nicht aufwändiger als andere Netzhautoperationen und könnte gerade mal eine halbe Stunde dauern. Falls der Patient zusätzlich unter Grauem Star (Katarakt) leidet, können wir diesen auf Wunsch mitoperieren. Während der Ausheilphase von vier bis acht Wochen ist die Sicht noch beeinträchtigt. Aber nach 4-8 Wochen ist bei einer feuchten AMD die Sehkraft oft verbessert. Bei einer trockenen AMD wird der Sehverlust stabilisiert und ein weiterer Abbau nachhaltig verhindert.“

Wann können die ersten AMD-Patienten von dem neuen Transplantationsverfahren profitieren?

Dr. Stanzel: „Wir bereiten zur Zeit eine klinische Studie vor. Diese Phase dauert sicher noch zwei Jahre. Wenn die Europäische Arzneimittelbehörde EMA diese genehmigt, dauert die Studie selbst inklusive Nachbeobachtung zwischen ein und vier Jahren. Bis AMD-Patienten routinemäßig durch Transplantation von pluripotenten Stammzellen behandelt werden können, vergehen sicher noch fünf bis zehn Jahre.“

Können alle AMD-Patienten von dem neuen Verfahren profitieren?

Hoffnung für Patienten mit altersbedingter Makuladegeneration

Dr. Stanzel: „Wünschenswert wäre natürlich, alle Verlaufsformen der Altersbedingten Makuladegeneration erfolgreich behandeln zu können. Eine Studie in den USA hat vor kurzem nachgewiesen, dass Patienten, die schon lange unter AMD leiden, nach einem Transplantat wieder sehen und teilweise auch lesen konnten. Zur Zeit wird aber eher davon ausgegangen, dass zunächst nur Patienten therapiert werden, die noch eine Makula-Restfunktion aufweisen und erst kurzfristig eine Verschlechterung ihrer Sehfähigkeit erlitten haben. Die genauen Kriterien müssen in den anstehenden Studien noch erörtert werden. Je mehr Patienten wir mit Hilfe von pluripotenten Stammzellen behandeln können, desto besser - nicht nur in Bezug auf den Heilungserfolg, sondern auch bezüglich der Kostenersparnis. Eine erfolgversprechende, langanhaltende Therapie ist möglicherweise kosteneffizienter als die jetzige teure Dauerbehandlung der AMD-Patienten.“

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