Individuelle Linsenanpassung bei einer Grauen-Star-OP
Grauer Star
Zwischen dem 65ten und 75ten Lebensjahr sind bei fast 90% der Bevölkerung Veränderungen der Linse durch den grauen Star zu erkennen. Hierbei handelt es sich um eine Trübung der natürlichen Augenlinse. Ab dem 75ten Lebensjahr bemerkt etwa die Hälfte der Betroffenen eine Sehbeeinträchtigung. Dank moderner und persönlich abgestimmter Verfahren kann diese Trübung der Augenlinse, die unbehandelt bis zur Erblindung führen kann, unkompliziert behandelt werden, erklärt Dr. Detlev R.H. Breyer, Spezialist für Augenchirurgie in der Gemeinschaftspraxis Breyer, Kaymak & Klabe Augenchirurgie in Düsseldorf.
Interview: Susanne Amrhein, PRIMO MEDICO
Wann sollte man den Grauen Star behandeln lassen?
Dr. Breyer: „Die gesetzlichen Krankenkassen übernehmen die Kosten einer Operation, sobald das Sehvermögen durch den Grauen Star soweit eingeschränkt ist, dass es unter 50 % liegt. Allerdings kommen viele Patienten bereits früher zu uns in die Praxis, nämlich dann, wenn die eingetrübte Linse zu Beeinträchtigungen ihrer Lebensqualität führt. Die Betroffenen sehen wie durch Nebel oder Milchglas, fühlen sich besonders nachts stark geblendet und auch das Kontrast- und Dämmerungssehen ist häufig sehr reduziert. Auch neu aufgetretene Refraktionsfehler, sowohl in Form einer Kurz- als auch Weitsichtigkeit können ein Hinweis auf einen Grauen Star sein. “
Ist eine Graue-Star-OP in jedem Alter möglich?
Dr. Breyer: „Das ist sie. Auch Kinder können bereits mit Grauem Star geboren werden. Wir können heutzutage Patienten jeden Alters operieren, vom Neugeborenen bis zum Hundertjährigen.“
Wie läuft Graue-Star-OP ab?
Dr. Breyer: „Die Operation des Grauen Stars ist ein ambulanter Eingriff, der etwa 15 bis 20 Minuten dauert und völlig schmerzfrei ist. Wir können die OP in Lokalanästhesie durchführen, bei der die Patienten in einen leichten Dämmerschlaf versetzt werden. Die Betäubung des Auges mittels Augentropfen und Injektion spüren sie nicht. Eine Behandlung in Vollnarkose ist ebenfalls möglich. Auch bieten wir unseren Patienten die Möglichkeit, die Operation mit Unterstützung eines Femtosekundenlasers durchzuführen. Dieser fragmentiert die Linse vor und setzt sehr präzise die notwendigen Schnitte in die Linsenkapsel. Anschließend wird die eingetrübte Linse abgesaugt und die neue Optik kann in den Linsensack eingesetzt werden.“
Welche verschiedenen künstlichen Linsen gibt es?
Dr. Breyer: „Es gibt mittlerweile sehr viele verschiedene künstliche Linsen. Um sie bei einer Grauen Star Operation bestmöglich an die Bedürfnisse der Patienten anzupassen, legen wir viel Wert auf eine individuelle Linsenchirurgie, denn jeder Patient ist einzigartig. Eine gute, ehrliche und ausführliche Aufklärung ist hier absolut essenziell, gepaart mit viel Erfahrung und der kontinuierlichen Auseinandersetzung des Katarakt-Refraktiv-Chirurgen mit diesem Thema. Auch die anatomischen Voraussetzungen müssen vor jeder Operation genau geprüft werden. So legen wir großen Wert auf die ausführliche Voruntersuchung unserer Patienten. Ich habe vor 8 Jahren damit angefangen, mit einer speziellen Linsenkombination ein Auge auf die Ferne, das andere Auge auf die Nähe einzustellen. Dank dieser Methode, die mittlerweile als ‚Düsseldorfer Schema’ weltweit angewandt wird, können die Patienten alle Distanzen sehen, bis vielleicht auf das Kleingedruckte eines Vertrages. Da wir mit dem Düsseldorfer-Schema so tolle Ergebnisse erzielt haben, habe ich nun die Erfahrungen aus der Linsenchirurgie auf die Laserchirurgie übertragen. Das klingt vielleicht ein wenig verrückt, aber ich selbst habe mich auf diese Art behandelt, also gelasert, ohne Einsatz künstlicher Linsen.
Wie schmerzhaft ist eine Graue-Star-OP?
Dr. Breyer: „Die OP verursacht keine Schmerzen. Wenn überhaupt, beschreiben Patienten vorübergehend ein Fremdkörpergefühl, als hätten sie ein Sandkorn im Auge. Dies tritt aber vorwiegend auf, wenn der Patient zu trockenen Augen neigt. Dies ist jedoch selbstlimitierend und erreicht nach einigen Wochen wieder den Ausgangsbefund.“
Welche Nachsorge ist erforderlich?
Dr. Breyer: „Unsere Patienten tragen während der ersten zwei Wochen nach dem Eingriff nachts einen Augenschutz, um ein unbewusstes Reiben des behandelten Auges im Schlaf zu vermeiden. Dann kontrollieren wir das Ergebnis nach einem Tag und erneut nach einer Woche und einem Monat. Wir überprüfen den Erfolg erneut nach drei Monaten. Bis dahin muss die künstliche Linse gut eingewachsen sein. Sollten die Patienten dennoch nicht hundertprozentig zufrieden sein, können wir nachlasern. Dies ist aber nur bei 1-5 Prozent aller OPs notwendig.“
Wie schnell bessert sich die Sehleistung nach einer Grauen-Star-OP?
Dr. Breyer: „Das Sehvermögen verbessert sich in der Regel sehr schnell, eigentlich von einem Tag auf den anderen. Aber natürlich kommt es auch darauf an, wie fortgeschritten der Befund ist, in dem Moment, wenn der Patient sich vorstellt und behandeln lässt. Je später sie kommen, desto mehr Energie ist notwendig zur Linsenfragmentierung und desto größer ist das Risiko von Komplikationen. Ich kann also nur jedem raten, bei nachlassender Sehstärke rechtzeitig einen Augenarzt aufzusuchen und die Ursachen abklären zu lassen.“
Wie lange halten die künstlichen Augenlinsen?
Dr. Breyer: „Sie halten ein Leben lang. Ein Austausch ist nicht erforderlich.“
Was kostet der Eingriff, falls er nicht von der Krankenkasse übernommen wird?
Dr. Breyer: „Wie eingangs erwähnt übernehmen die gesetzlichen Krankenkassen die Operation des Grauen Stars erst ab einem Sehstärkenverlust von 50 Prozent. Viele private Krankenkassen sind da wesentlich großzügiger. Wer nicht so lange warten will, bis die Krankenkasse zahlt, muss für die Behandlung beider Augen je nach verwendeter Linse zwischen 4.000 und 9.000 Euro einkalkulieren.“
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