Gute Behandlungsmöglichkeiten bei Beckenbodenproblemen
Beckenbodensenkung
Als Folgen früherer Schwangerschaften und Geburten leiden einige Frauen mit zunehmendem Alter an einer Beckenbodensenkung. Mit daraus resultierenden Beschwerden muss sich aber keine Frau abfinden, betont PD Dr. med. Günther K. Noé, Spezialist für Urogynäkologie und Chefarzt im Rheinlandklinikum Dormagen.
Welche typischen Beschwerden verursacht eine Beckenbodensenkung?
Dr. Noé: „Die Symptome variieren sehr stark. Während eine Beckenbodensenkung auch gänzlich unbemerkt bleiben kann und bei vielen Frauen keinerlei Probleme verursacht, leiden andere unter unangenehmen Druckbeschwerden, einem Ziehen im Beckenbereich, Schmerzen oder dem Gefühl, sie würden ‚etwas verlieren’. Bei etwa der Hälfte der betroffenen Frauen haben sich Blasendrangphänomene entwickelt, die als sehr belastend empfunden werden. Bei höhergradigen Senkungen kommt es zu einem Vorfall der Scheide oder der Gebärmutter, die z.T. auch von außen tastbar ist, weil das Gewebe aus der Scheide heraustritt.“
In welchen Fällen hilft nur eine Operation?
Dr. Noé: „Die Entscheidung zu einer operativen Behandlung einer Beckenbodensenkung ist vor allem abhängig vom Leidensdruck der Patientin. Eine Beckenbodensenkung ist kein Notfall und auch nicht lebensbedrohlich, kann allerdings Funktionseinschränkungen verursachen und die Lebensqualität der betroffenen Frauen erheblich mindern. Wenn konservative Methoden, wie z.B. Beckenbodentraining, Pessare oder eine medikamentöse Behandlung von Blasenproblemen nicht helfen, kann eine Operation Abhilfe schaffen. Falls eine Senkung keine Beschwerden verursacht, ist auch kein Eingriff notwendig.“
Wie können Sie den Beckenboden wieder straffen?
Dr. Noé: „Wir sind in der glücklichen Lage, fast jeder Frau abhängig von ihren Beschwerden eine Behandlung anbieten zu können. Es gibt vier verschiedene Bereiche am Beckenboden, die Beschwerden verursachen können. Wichtig ist, nicht nur die Anatomie zu behandeln, sondern die Beschwerden zu beseitigen oder zumindest zu lindern. Natürlich können wir nicht zaubern: Es ist nicht möglich, den Originalzustand wieder herzustellen, aber wir versuchen bei jedem Eingriff, der ursprünglichen Anatomie so nahe wie möglich zu kommen. Dabei ist größte Sorgfalt und Erfahrung notwendig: Denn wenn bei einer Straffung die Beweglichkeit des Bindegewebes im kleinen Becken zu sehr eingeschränkt wird, können neue Probleme entstehen, wie z.B. eine Inkontinenz durch eine zu hoch gezogene Scheide.“
Verwenden Sie lieber Eigengewebe oder Fremdmaterialien wie z.B. Kunststoffnetze für eine Beckenbodenstraffung?
Dr. Noé: „Seit Ende der 90er Jahre wurden vorwiegend Kunststoffnetze verwendet, um das Bindegewebe am Beckenboden zu straffen. Allerdings befinden sich im Bereich des Beckenbodens zahlreiche sensible Steuerungs- und Empfindungsnerven. Das Einbringen von Fremdmaterialien kann hier zu Entzündungsreaktionen führen. Auch durch die Veränderung des Materials und Auflösungsprozesse im Körper können unerwünschte Immunreaktionen ausgelöst werden. Wir sind daher sehr zurückhaltend, was den Einsatz von Fremdmaterialien bei Beckenbodensenkungen betrifft und haben ein eigenes Verfahren entwickelt, um die verloren gegangene Stabilität mit Hilfe von Eigengewebe wieder herzustellen. Durch spezielle Nahttechniken an den Scheidenwänden können wir die ursprüngliche Länge und Dicke der Gewebefasern rekonstruieren. Das dabei entstehende Narbengewebe sorgt für die notwendige Festigkeit. Der Eingriff erfolgt endoskopisch wie bei einer Bauchspiegelung, ohne offenen Zugang durch die Vagina oder den Bauch.“
Wie erfolgreich sind chirurgische Eingriffe zur Behandlung einer Beckenbodenschwäche?
Dr. Noé: „Bei einer Eigengewebsrekonstruktion ist eine langfristige Prognose über einen Zeitraum zwischen 10 und 20 Jahren nicht möglich, da der Erfolg dieser Behandlungsmethode von den individuellen Risikoprofilen abhängig ist. Dazu zählen u.a. das Alter der Patientin und mögliches Übergewicht. Wir haben mit bis zu 85 Prozent allerdings eine sehr gute Haltbarkeit bei Eigengewebsrekonstruktionen. Lediglich in etwa 15 Prozent der Fälle ist eine Revision notwendig. In diesem Zusammenhang muss man allerdings wissen, dass wir nicht prophylaktisch operieren können. D.h. es ist durchaus möglich, dass sich Jahre nach einer Beckenbodenstraffung ein anderer Bereich des Beckenbodens senkt. Jedes Gewebe ist unterschiedlich und altert individuell.“
Was können Frauen tun, um einer Beckenbodenschwäche vorzubeugen?
Dr. Noé: „Eine sichere Basis ist eine gute Gewichtskontrolle. Regelmäßiges Beckenbodentraining kommt jeder Frau zugute. Dazu gehört in erster Linie eine bewusste Beckenbodenwahrnehmung: Beim Verrücken eines Tisches oder beim Heben eines schweren Wasserkastens sollte man zuerst den Beckenboden anspannen. Eine gute Übung ist zudem der wechselnde Einbeinstand, den man sich z.B. während des Zähneputzens angewöhnen könnte. Und zu guter Letzt hilft eine schonende Stuhlentleerung ohne heftiges Pressen. Dazu kann man ganz einfach einen Hocker vor die Toilette zu stellen, um die Beine höher zu platzieren und so beim Stuhlgang den Druck auf den Beckenboden zu mindern.“
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