Keine Panik bei Myomen
Myombehandlung
Die gutartigen Wucherungen in der Gebärmutter sind nicht gefährlich, können aber starke Blutungen auslösen, Schmerzen verursachen oder eine Schwangerschaft erschweren.
Susanne Amrhein, PRIMO MEDICO
Auch wenn jede ungewöhnliche Diagnose zunächst Angst macht: Myome in der Gebärmutter sind harmlos, bestätigt Univ.-Prof. Dr. Dr. med. K. Rainer Kimmig, Spezialist für Gynäkologische Onkologie und Brustkrebs sowie Direktor der Klinik für Frauenheilkunde und Geburtshilfe am Universitätsklinikum Essen: „Dafür, dass etwa zwei Drittel bis 75 Prozent aller Frauen in ihrem Leben Myome entwickeln, hat nur einer kleiner Teil von ihnen tatsächlich Beschwerden. Die große Mehrheit merkt gar nicht, dass sie welche hat.“ Ob ein Myom behandelt werden sollte, hängt von den Symptomen, der Lage und Größe aber auch vom Kinderwunsch und anderen Bedürfnissen der Patientin ab. Eine Therapie kann mit Hilfe von Medikamenten, operativen und nicht-operativen Verfahren erfolgen.
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Wo entstehen Myome?
Die gutartigen Wucherungen bilden sich überwiegend in der späten, fruchtbaren Lebensphase, also bei Frauen im Alter zwischen 30 und 50 Jahren. Mit Eintritt der Wechseljahre ist der Spuk vorbei. Häufig wachsen Myome in der Muskelschicht der Gebärmutter (Intramurale Myome). Sie können zu verstärkten und lang anhaltenden Menstruationsblutungen führen und je nach Lage auch auf die Blase oder den Darm drücken. Manche Knoten wachsen an der Außenseite der Gebärmutter (seröse oder subseröse Myome). Diese verursachen meist keinerlei Beschwerden. Seltener entstehen die gutartigen Wucherungen direkt unter der Schleimhaut der Gebärmutter (submuköse Myome). Sie lösen am häufigsten Symptome aus, die denen intramuraler Myome ähneln. Entdeckt werden die Knoten häufig durch Zufall bei Ultraschalluntersuchungen. Sofern eine genauere Diagnose notwendig ist, werden Größe und Lage durch eine Spiegelung der Gebärmutter oder des Bauchraums bestimmt.
Myome chirurgisch entfernen
Wenn Myome Beschwerden verursachen, fühlen sich die betroffenen Frauen häufig durch die starken Blutungen und Schmerzen stark in ihrer Lebensqualität eingeschränkt. Myome können auch eine Schwangerschaft verhindern und sogar zu Fehlgeburten führen, so Prof. Kimmig. „Es ist wichtig, mit den Patientinnen ausführlich zu besprechen, ob eine Behandlung sinnvoll ist und falls ja, welche. Kleine submuköse Myome bis zu einem Durchmesser von mehreren Zentimetern können wir durch Zugang über die Scheide und Gebärmutter mit Hilfe einer Elektroschlinge ausschälen. Myome in der Gebärmutterwand und außen werden minimalinvasiv laparoskopisch, also durch kleine Zugänge am Unterbauch, entfernt.“ Einige Eingriffe werden robotergestützt ausgeführt – laut Prof.. Kimmig ist dies die sicherste und präziseste Methode. Die Myome werden im Körper zerkleinert, in einem Beutel aufgefangen und dieser anschließend herausgezogen. Die Gebärmutter bleibt bei diesen Eingriffen erhalten und auch einer anschließenden Schwangerschaft steht nichts im Wege, so Prof. Kimmig. „Ich habe in meinen 30 Berufsjahren noch keine Gebärmutter „verloren“, die erhalten werden sollte. Frauen mit Kinderwunsch rate ich, etwa ein halbes Jahr zu warten, um sicher zu stellen, dass die operierte Stelle der Gebärmutter gut genug verheilt ist, um dem Druck und der Dehnung bei einer Schwangerschaft stand zu halten.“
Wann sollte aufgrund von Myomen die Gebärmutter entfernt werden?
Myome können einzeln auftreten, sind jedoch meistens in größerer Zahl in der Gebärmutter zu finden. Wenn Frauen unter starken Beschwerden leiden und ihre Familienplanung abgeschlossen ist, sollte in diesen Fällen eine Teil- oder vollständige Entfernung der Gebärmutter (Hystektomie) in Betracht gezogen werden. „Auch dies ist ein Schritt, den ich mit den betroffenen Frauen ernsthaft und ausführlich diskutiere“, betont Prof.. Kimmig. „Wenn sich eine Patientin beispielsweise Sorgen um ihre Sexualität macht, kann es sinnvoll sein, nur den oberen Teil, den Gebärmutterkörper, zu entfernen. Die Beckenbodenanatomie, also Scheide und Gebärmutterhals, bleiben in diesem Fall vollständig erhalten, die Scheide unverletzt. Ob die Eierstöcke entfernt werden, hängt davon ob, ob die Hormonproduktion noch aktiv ist. Falls nicht, kann man durch eine Entfernung das Risiko von Eierstockkrebs minimieren. Aber letztendlich ist dies immer die Entscheidung der Frau.“
Was passiert bei einer Myomembolisation?
Bei Frauen, die eine Operation scheuen, können Myome durch die relativ neue Methode der Myomembolisation behandelt werden. Dabei wird über die Leistenarterie ein Katheter zu den Blutgefäßen geführt, die das Myom versorgen. Der Arzt spritzt dann winzige Plastikpartikel in das Gefäß, die es verstopfen und das Myom absterben lassen. „Dieses Verfahren ist allerdings nicht für Frauen mit Kinderwunsch geeignet, da unklar ist, ob die Gebärmutterwand eine Schwangerschaft aushält, wenn einige Stellen durch abgestorbenes Gewebe geschwächt sind. Außerdem kann diese Behandlung schmerzhaft sein, da wir im Myom ja sozusagen einen Infarkt auslösen“, warnt Prof. Kimmig.
Medikamentöse Behandlung von Myomen
Auch Hormonpräparate können helfen, das Wachstum von Myomen vorübergehend zu bremsen und Blutungsstörungen zu beheben. „Durch die Gabe von Gonadotropin-Releasing-Hormonen (GnRH) versetzen wir die Frauen sozusagen künstlich in die Wechseljahre“, erklärt der Spezialist für Frauenheilkunde. „Allerdings wachsen die Myome sofort weiter, wenn die Behandlung beendet wird. Sie ist daher nur bei Frauen ratsam, die kurz vor den Wechseljahren stehen, um Zeit zu überbrücken.“ Hinzu kommt, dass bei der medikamentösen Therapie von Myomen mit unangenehmen Nebenwirkungen wie Hitzewallungen und Stimmungsschwankungen zu rechnen ist. Ein anderes Medikament, das lange zur Behandlung von Myombeschwerden verwendet wurde, darf aufgrund nachgewiesener Leberschäden und sogar akutem Leberversagen inzwischen nicht mehr verschrieben werden.
Vorbeugen kann man Myomen übrigens nicht. Spezielle Vorsorgeuntersuchungen sind nach Ansicht von Prof. Kimmig ebenfalls nicht notwendig. Er rät Frauen allerdings, genauer nachzuforschen, wenn sie unter heftigen Schmerzen und starken Blutungen leiden oder Schwierigkeiten haben, schwanger zu werden. Mit diesen unangenehmen Symptomen müsse heutzutage keine Frau mehr leben.
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