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Vorsorgeuntersuchungen: Welche sind wann sinnvoll?

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PRIMO MEDICO Fachredaktion

Vorsorgeuntersuchungen: Welche sind wann sinnvoll?

“Warum sollte ich zum Arzt gehen – mir geht’s doch gut?” So argumentieren viele: Vorsorge oder Check-ups zur Prävention sind in Deutschland, Österreich und der Schweiz nicht unbedingt beliebt. 

Dabei ist erwiesen, dass viele ernsthafte und lebensbedrohliche Krankheiten unauffällig beginnen und nur durch Zufall oder eben im Rahmen von Vorsorgeuntersuchungen entdeckt werden. Ablagerungen in den Blutgefäßen, die sogenannte Arteriosklerose, spürt man in der Regel nicht. Auch hohe Blutfettwerte (Cholesterin) richten unauffällig und im Stillen Schaden an. Beides sind nachgewiesene Risikofaktoren für einen Herzinfarkt oder einen Schlaganfall

Wir erklären Ihnen, auf welche kostenlose Vorsorge Ihrer Krankenkasse Sie Anspruch haben und welche ergänzenden Angebote es gibt. Unsere Übersicht zeigt Ihnen, welche Früherkennung wann sinnvoll ist: für Kinder, Frauen und Männer.

Wer hat Anspruch auf Vorsorgeuntersuchungen?

Mitglieder von gesetzlichen und privaten Krankenversicherungen haben Anspruch auf eine Reihe von Früherkennungsuntersuchungen – oft sogar kostenlos. In Deutschland können gesetzlich Versicherte ab dem 35. Lebensjahr alle drei Jahre einen „Check-up“ zur Früherkennung von Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Diabetes und Nierenerkrankungen wahrnehmen. Darüber hinaus gibt es verschiedene Angebote zur Krebsvorsorge, um beispielsweise Hautkrebs, Darmkrebs oder Brustkrebs möglichst frühzeitig zu erkennen. 

In Österreich bezahlen die Krankenkassen allen Personen ab 18 Jahren einmal im Jahr die sogenannte „Gesundheitsvorsorgeuntersuchung“. Auch in der Schweiz übernehmen viele Krankenkassen, je nach Modell, präventive Checks – besonders im Rahmen von Managed-Care-Programmen oder bei familiärem Risiko. 

Auskunft über kostenlose Vorsorgeuntersuchungen geben die Krankenkassen. Auch in den meisten Apps der Versicherer gibt es entsprechende Hinweise und Erinnerungen. 

Was sind wichtige Vorsorgeuntersuchungen für Kinder?

Von der Geburt bis zum Jugendalter sollen kostenlose Vorsorgeuntersuchungen dazu beitragen, eine gesunde körperliche, geistige und soziale Entwicklung zu ermöglichen. Entwicklungsverzögerungen und andere Auffälligkeiten können so möglichst frühzeitig entdeckt werden. 

Eltern oder Sorgeberechtigte erhalten daher nach der Geburt eines Kindes ein gelbes Untersuchungsheft. Dieses enthält auch eine herausnehmbare Teilnahmekarte, mit der bereits erfolgte Vorsorge nachgewiesen werden können, zum Beispiel bei der Anmeldung in einer Kindertagesstätte. 

Die Termine bieten auch die Chance, Fragen zu stellen: zum Beispiel zu Themen wie Ernährung, Schlaf, Impfungen oder Sprachförderung. Die Untersuchungen bauen aufeinander auf und sind auf das jeweilige Alter abgestimmt. Um sicherzugehen, dass jedes Kind gesundheitlich betreut wird, erinnern auch die Krankenkassen und Kinderärzte an die jeweils anstehenden Untersuchungen. 

U-UntersuchungZeitpunktWas wird untersucht?
U1unmittelbar nach der GeburtPrüfen, ob lebensbedrohliche und behandlungsbedürftigen Erkrankungen oder Fehlbildungen vorliegen. Kontrolle von Atmung, Herzschlag, Hautfarbe, Reifezeichen.
U2 3.-10. LebenstagGewicht und Körpergröße werden gemessen. Untersuchung der Haut, Organe, Sinnesorgane, Reflexe, sowie des Kopfes und des Skelettsystems. 
U3

4. - 5. Lebenswoche

 

Prüfen der Reflexe, der Motorik, des Gewichts und der Reaktionen. Untersuchung der Organe und des Hüftgelenks. Abfrage des Trink-, Verdauungs- und Schlafverhaltens. 
U43. - 4. LebensmonatUntersuchung der altersgerechten Entwicklung und Beweglichkeit des Säuglings, der Organe, Sinnesorgane, Geschlechtsorgane, der Haut und des Nervensystems.
U56. - 7. LebensmonatKörperliche Untersuchung, u. a. zu möglichem Hodenhochstand bei Jungen. Beratung zum Übergang zu fester Kost. Weitere Themen sind Sonnen- und Impfschutz sowie der Wechsel von Flourid-Tabletten zu Flourid-Zahnpasta.
U610. - 12. LebensmonatÜberprüfen der Beweglichkeit und Körperbeherrschung sowie der Sprache und Interaktion. Augenuntersuchung und Ernährungsberatung. 
U721. - 24. LebensmonatUntersuchung der altersgemäßen Entwicklung, u. a. freies Laufen, Feinmotorik, Körperbeherrschung und   Sehvermögen. Test der sprachlichen Entwicklung.
U7a34. - 36. Lebensmonat

Ein besonderer Fokus liegt auf der Sehschärfe, dem räumlichen Sehen sowie 

Koordination und Gleichgewicht. Auch Feinmotorik, Sozialverhalten und die sprachliche Entwicklung werden überprüft. 

U846. - 48. LebensmonatTests zur Entwicklung der Sprache, Aussprache und des Verhaltens sowie der Beweglichkeit und Koordinationsfähigkeit, von Reflexen, Muskelkraft und Zahnstatus.
U960. - 64. LebensmonatVor dem Schuleintritt werden besonders die Motorik, das Hör- und Sehvermögen und die Sprachentwicklung kontrolliert. 
J113. - 14. LebensjahrIn diesem Alter geht es um die Früherkennung von seelischen und sozialen Risikofaktoren, beispielsweise Schulproblemen, Rauchen, Drogen-  oder Alkoholmissbrauch. Auch Sexualität und Verhütung, mögliche Gewichtsprobleme oder Essstörungen werden thematisiert. Überprüft werden zudem Wachstum, Entwicklung und Impfstatus. 

Neben diesen gesetzlich festgelegten Untersuchungen bieten einige Krankenkassen zusätzliche Untersuchungen für Kinder im Grundschulalter (U10 und U11) und für Jugendliche (J2) an. 

Was ist der Check-up-35?

Alle gesetzlich Versicherten in Deutschland bekommen zwischen dem 18. und 34. Lebensjahr einen allgemeinen Gesundheits-Check von ihrer Krankenkasse bezahlt. Ab dem 35. Lebensjahr haben sie alle drei Jahre Anrecht auf diese Kontrolle, daher der Name “Check-up-35”. Bei dieser Vorsorgeuntersuchung geht es vor allem um die Früherkennung von 

Zum Check-up-35 gehören ein Gespräch über die Gesundheits- und Krankengeschichte, verschiedenen Untersuchungen und eine abschließende Beratung. 

Beim Check-up-35 werden:

  • Herz und Lunge abgehört,
  • der Bauchraum abgetastet,
  • der Bewegungsapparat, die Haut und die Sinnesorgane überprüft,
  • der Impfstatus kontrolliert,
  • Blut abgenommen, um die Cholesterin-Werte zu bestimmen (Gesamtcholesterin, LDL- und HDL-Cholesterin, Triglyceride),
  • der Urin untersucht, um zu erkennen, ob Nierenerkrankungen, Entzündungen oder ein Diabetes vorliegen.

Die Check-up-35-Vorsorge ist eine gute Möglichkeit, um Erkrankungen und Risikofaktoren frühzeitig zu erkennen und um rechtzeitig gegenzusteuern.

Von Haut bis Prostata: Was bringt die Krebsfrüherkennung?

Jedes Jahr sterben in Deutschland mehr als 200.000 Menschen an Krebs. Aber: Wenn Krebserkrankungen rechtzeitig erkannt werden, bestehen heutzutage gute bis sehr gute Heilungschancen. Einige Tumore entwickeln sich langsam, ohne dass Betroffene davon etwas merken. Regelmäßige Krebs-Vorsorgeuntersuchungen können helfen, gefährliche Veränderungen frühzeitig zu entdecken und zu behandeln. 

Doch welche kostenlosen Krebsvorsorge-Untersuchungen gibt es eigentlich? Welche gelten für alle – und welche sind speziell für Frauen oder Männer vorgesehen? Der folgende Überblick zeigt Ihnen, welche Checks in welchem Alter sinnvoll sind. 

Krebsvorsorge für alle (geschlechtsübergreifend):

Hautkrebs-Screening

  • Für Frauen und Männer ab 35 Jahren (in Deutschland alle 2 Jahre)
  • Kurze, schmerzlose Untersuchung beim Hautarzt oder Hausarzt

Darmkrebs-Früherkennung

  • Jährlicher Stuhltest ab 50 Jahre, alle 2 Jahre ab 55 Jahre oder
  • Darmspiegelung ab 55 Jahren (Deutschland), einmalige Wiederholung nach 10 Jahren

Geschlechterspezifische Vorsorge

Vorsorge speziell für Frauen

Brustkrebs-Screening

  • ab 30 Jahren jährliche Tastuntersuchung bei der Frauenärztin/dem Frauenarzt
  • Mammografie (Röntgenuntersuchung der Brüste) alle 2 Jahre für Frauen zwischen 50 und 76 Jahren

Gebärmutterhalskrebs (Zervixkarzinom)

  • Jährlicher Abstrich (jährlich) in der Frauenarztpraxis ab einem Alter von 20 Jahren

Vorsorge speziell für Männer

Prostata- und Hodenkrebs-Früherkennung

  • Abtastuntersuchung ab 45 Jahren
  • Beratung über PSA-Test (kostenpflichtige IGeL-Leistung: Bluttest zur Früherkennung von Prostatakrebs)

IGeL-Leistungen und private Vorsorgeangebote: Selbst zahlen für mehr Sicherheit? 

Neben den Vorsorgeuntersuchungen, die von der Krankenkasse übernommen werden, gibt es in vielen Arztpraxen zusätzliche Angebote, die Patientinnen und Patienten allerdings aus eigener Tasche bezahlen müssen. Diese nennt man IGeL-Leistungen: Individuelle Gesundheitsleistungen. Dazu gehören zum Beispiel:

  • PSA-Test zur Früherkennung von Prostatakrebs
  • Ultraschall der Eierstöcke zur Krebsfrüherkennung
  • Glaukom-Screening (Augeninnendruckmessung)
  • Hautkrebs-Check per Auflicht-Mikroskop

Die jeweiligen Kosten sind abhängig von der gewählten Vorsorgeleistung. Häufig liegen Sie im Rahmen zwischen 20 und 100 Euro. 

Warum diese Untersuchungen nicht von den Krankenkassen bezahlt werden, hat verschiedene Gründe. Es kann sein, dass sie noch nicht vom Gemeinsamen Bundesausschuss (G-BA) geprüft wurden oder dass (noch) keine ausreichenden Belege für ihren Nutzen vorliegen. Allerdings ist beispielsweise der PSA-Test mittlerweile als Standard zur Früherkennung von Prostatakrebs sogar in den Leitlinien festgeschrieben – ist aber nach wie vor eine privat zu zahlende IGeL-Leistung.

Darüber hinaus bieten viele private Kliniken oder Check-up-Zentren umfangreiche Präventionsprogramme an. Diese beinhalten je nach Wunsch und gebuchtem Paket etwa Blutanalysen, Belastungs-EKG, Lungenfunktionstests oder sogar einen Ganzkörper-MRT. Zu den jeweiligen Untersuchungen gehören in der Regel ausführliche Vor- und Nachbesprechungen sowie eine auf den Ergebnissen basierende Gesundheitsberatung.  Die Kosten für diese Check-ups liegen meist zwischen mehreren hundert bis tausend Euro.

Sind diese Angebote sinnvoll oder Abzocke?

Nicht alle IGeL-Leistungen oder Check-up-Angebote sind medizinisch sinnvoll oder von den Fachgesellschaften empfohlen. Manche können helfen, Risiken frühzeitig zu erkennen, andere bringen keinen nachweisbaren Vorteil. Ein Ganzkörper-MRT zum Beispiel kann „Zufallsbefunde“ ergeben. Selbst wenn diese keinerlei Beschwerden verursachen, können sie dennoch zu unnötigen Sorgen und Folgeuntersuchungen führen.

Wann ist welche Vorsorgeuntersuchung sinnvoll?

Sie können sich die folgende Tabelle zur Übersicht ausdrucken und als Erinnerungshilfe für Ihre persönliche Vorsorge zum Beispiel an Ihre Pinnwand oder die Kühlschranktür hängen:

AlterUntersuchungHäufigkeitZiel
18–34  Allgemeiner Gesundheits-Check (Blut, Urin, Impfstatus)1x (kostenlos)Früherkennung möglicher Krankheiten (Herz-Kreislauf, Nieren, Diabetes)
Ab 20 (Frauen)Pap-Abstrich des GebärmutterhalsesJährlichFrüherkennung von Zervixkarzinomen (Gebärmutterhalskrebs)
Ab 30 (Frauen)Abtasten der Brust beim FrauenarztJährlichFrüherkennung von Brustkrebs
Ab 35 (alle)

Check-up-35

(körperliche Untersuchung, Blut- und Urinanalyse)

Alle 3 JahreFrüherkennung von Herz-Kreislauf-, Nieren-Erkrankungen, Diabetes
Ab 35 (alle)Untersuchung der Haut und vorhandener Muttermale bzw. VeränderungenAlle 2 JahreFrüherkennung von Hautkrebs
Ab 45 (Männer)Abtastuntersuchung, PSA-Test (Selbstzahler)JährlichProstata- und Hodenkrebs-Vorsorge
Ab 50 (alle)Darmkrebs: StuhltestJährlich bis 55, dann alle 2 JahreFrüherkennung von Darmkrebs
Ab 50 (Frauen)Röntgenuntersuchung beider Brüste (Mammografie)Alle 2 Jahre (bis 76)Früherkennung von Brustkrebs
Ab 55 (alle)Darmkrebs: DarmspiegelungAlle 10 Jahre (2x möglich)

Gründliche Krebs-Vorsorgeunter-

suchung des Darms

Vorsorgechancen nutzen und Krankheitsrisiken minimieren

Vorsorgeuntersuchungen sind eine wichtige Chance, um Erkrankungen frühzeitig zu erkennen und die eigene Gesundheit zu erhalten. Die von den Krankenkassen übernommenen Vorsorgeangebote decken die wichtigsten Gesundheitsbereiche ab – vom Check-up-35 bis zur Krebsfrüherkennung.

Darüber hinaus gibt es zahlreiche IGeL-Leistungen und private Check-ups, die zusätzliche Sicherheit bieten können, aber nicht immer medizinisch notwendig oder sinnvoll sind. Wer unsicher ist, sollte sich in seiner Arztpraxis beraten lassen, ob eine zusätzliche Untersuchung hilfreich ist. 

Alternativ kann jeder die gewünschte Leistung selbst im Internet mithilfe des sogenannten IGeL-Monitors überprüfen.

Quellen:

  • Bundesministerium für Gesundheit. Gesundheitsuntersuchungen für Kinder und Jugendliche. Link:- https://www.bundesgesundheitsministerium.de/themen/praevention/kindergesundheit/frueherkennungsuntersuchung-bei-kindern.html
  • Bundesministerium für Gesundheit. Individuelle Gesundheitsleistungen (IGeL). Link: -https://www.bundesgesundheitsministerium.de/service/begriffe-von-a-z/i/igel.html
  • Deutsche Krebsgesellschaft. Der Check-up 35. Link:  -https://www.krebsgesellschaft.de/onko-internetportal/basis-informationen-krebs/vorsorge-und-frueherkennung/der-check-up-35.html#:~:text=Gesetzlich%20Versicherte%20haben%20ab%20dem,lediglich%20einmalig%20in%20Anspruch%20nehmen.&text=Der%20Check%2Dup%2035%20beinhaltet,Nitrit%2C%20rote%20und%20weiße%20Blutkörperchen)
  • Deutsche Krebsgesellschaft. Krebsfrüherkennungsuntersuchungen für Frauen. Link:  -https://www.krebsgesellschaft.de/onko-internetportal/basis-informationen-krebs/vorsorge-und-frueherkennung/krebsfrueherkennungsuntersuchungen-fuer-frauen.html
  • Deutsches Ärzteblatt. Deutsche sind Muffel bei der Früherkennung. Link: -https://www.aerzteblatt.de/news/deutsche-sind-muffel-bei-der-frueherkennung-938fe350-b1e9-4682-9fee-3b2bdd7ffcbc
  • gesund.bund.de. Gesundheitsuntersuchungen für Kinder und Jugendliche. Link:- https://gesund.bund.de/gesundheitsuntersuchungen-kinder-jugendliche#untersuchungstermine
  • Kinder- & Jugendärzte im Netz. Vorsorgeuntersuchungen für Kinder und Jugendliche. Link: - https://www.kinderaerzte-im-netz.de/vorsorge/