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Jede Krampfader überprüfen lassen

Krampfadern

Wer entstandene Besenreiser und Krampfadern umgehend vom Arzt begutachten lässt, senkt das Risiko möglicher Komplikationen.

Susanne Amrhein, PRIMO MEDICO

Krampfadern sind eine weit verbreitete Volkskrankheit. Die ersten Anzeichen dieses Venenleidens äußern sich häufig in Form von sogenannten „Besenreisern“: Dabei schimmern erweiterte, klein-verästelte Hautvenen blau oder violett durch die Haut. Bei Krampfadern sind diese sichtbaren Venenveränderungen größer und knotiger. Dr. med. Reza Ghotbi ist Spezialist für Gefäßchirurgie und Chefarzt der Gefäßchirurgischen Klinik des Helios Klinikums München West. Er rät Betroffenen, umgehend zum Arzt zu gehen, sobald sie durchschimmernde Venen an ihren Beinen entdecken: „Patienten, die rechtzeitig kommen, können wir in der Regel mit einfachen Lösungen helfen. Unbehandelt können Krampfadern dagegen im schlimmsten Fall schmerzhafte Entzündungen, Geschwüre und Thrombosen verursachen. Hinzu kommt, dass hinter dem scheinbar kosmetischen Problem eine sehr viel ernsthaftere Erkrankung, wie beispielsweise eine Herzschwäche, stecken kann. Deshalb sollte man Anzeichen dieser Durchblutungsstörung auch unbedingt sofort abklären lassen.“

Wie entstehen Krampfadern?

Krampfadern liegt häufig eine angeborene Venenwand- bzw. eine Bindegewebsschwäche zu Grunde. Das Blut staut sich auf dem Weg zurück zum Herzen und die Venen bilden kleine, mit Blut gefüllte Aussackungen, so Gefäßspezialist Ghotbi: „Neben einer familiären Belastung neigen auch Menschen, die sich zu wenig bewegen oder in stehenden Berufen arbeiten, vermehrt zu Krampfadern. Spätestens wenn Beschwerden wie schwere Beine, Schwellungen, Verfärbungen oder Spannungsschmerzen hinzu kommen, sollten Betroffene die Durchblutung ihrer Venen überprüfen lassen.“ Frauen neigen sehr viel häufiger als Männer zu Krampfadern. In der Regel treten die ersten sichtbaren Zeichen ab einem Alter von etwa 30 Jahren auf. Als erster Schritt sollten bestehende Krampfadern per Ultraschall abgeklärt werden, rät Dr. Ghotbi: „Auch wenn die meisten am liebsten nur das kosmetische Problem beheben würden, muss geklärt werden, warum der Besenreiser oder die Krampfader entstanden ist. Es kann auch sein, dass eine tieferliegende Vene verkalkt ist und das erweiterte, oberflächliche Blutgefäß sozusagen eine natürliche Umgehung (Bypass) ist, die auf keinen Fall verödet werden darf“.

Was hilft bei Krampfadern?

Wie bei Personen, die häufig fliegen, hilft es auch bei Menschen in stehenden Berufen, Kompressionsstrümpfe zu tragen, um Gewebe und Gefäße in Form zu halten. „Wer aufgrund seiner Körperform oder aus anderen Gründen mit diesem einfachen Heilmittel nicht so gut klar kommt, für den gibt es dennoch verschiedene Möglichkeiten, um seine Krampfadern zu behandeln“, so der Gefäßspezialist. Sofern die entstandenen Besenreiser oder Krampfadern nicht für die Blutversorgung benötigt werden, können diese z.B. mit Hilfe von Radiowellen von innen her verödet werden: „Dabei verkleben wir sozusagen die Wände der betroffenen Venen, um die Erweiterung an dieser Stelle zu beseitigen. Dieser nicht-invasive Eingriff führt für fünf bis sechs Jahre zu guten Ergebnissen“, erklärt Dr. Ghotbi. Bei der Krampfaderbehandlung mit dem VNUS Closure Verfahren wird durch einen kleinen Einstich eine Radiowellensonde in die Krampfader eingeführt. Durch die Erhitzung der Sonde wird die Krampfader dauerhaft verschlossen. Andere, gesunde Venen, übernehmen deren Aufgabe. „Dieses Verfahren kann ambulant in einer Art Dämmerschlaf durchgeführt werden. Nur bei größeren Eingriffen behalten wir unsere Patienten für eine Nacht zur Beobachtung in der Klinik. Es ist keine Seltenheit, dass ich jüngere, ansonsten gesunde Patienten am Freitag behandele und sie gehen bereits am Montag wieder zur Arbeit“, so Dr. Ghotbi.

Wenig Komplikationen bei der Behandlung von Krampfadern

Die Gefahr einer Wundinfektion nach einer Krampfader-Behandlung ist äußerst gering, betont Dr. Ghotbi. „Natürlich ist es abhängig vom Umfang des Eingriffs. Der schonende Venenverschluss mit Hilfe von Radiowellen heilt leichter und schneller“. Nach der Behandlung sollten die Patienten sechs Wochen lang Kompressionsstrümpfe tragen, rät der Gefäßexperte. Später reicht es, diese nur bei besonderen Belastungen anzuziehen. Je nach Verlauf der oberflächlichen Wundheilung ist Duschen und auch Schwimmen bereits nach zwei Wochen wieder möglich.

Krampfadern vorbeugen

Selbst wenn eine familiäre Vorbelastung zu Krampfadern besteht, könne jeder einzelne das Entstehen des Venenleidens positiv beeinflussen, betont Dr. Ghotbi. Das A und O sei ausreichende Bewegung. Der Pump-Effekt beim Gehen unterstützt die Blutzirkulation. Vier Stunden Bewegung pro Tag sollten es bestenfalls sein, so der Experte. Außerdem helfe es, bei besonderen Belastungen, wie z.B. langem Stehen bei Veranstaltungen, Kompressionsstrümpfe zu tragen. Wenn sich dennoch erste bläulich schimmernde Adern unter der Haut abzeichnen, sollten Betroffene dies bei ihrem Hausarzt, einem Venologen oder einem Gefäßspezialisten abklären, so Dr. Ghotbi. So könne man rechtzeitig dem unerwünschten Effekt gegensteuern und sicher gehen, dass sich hinter dem kosmetischen Problem nicht ein viel gefährliches Leiden versteckt.

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