Zum Hauptinhalt springen

Unnötige Herzkatheter vermeiden

Koronare Herzkrankheit

Neue Bildgebende Verfahren zur Untersuchung der Herzfunktion sind schonender für die Patienten und liefern dennoch präzise Diagnosen, betont Prof. Dr. med. Sigmund Silber, Spezialist für Kardiologie und Herzkatheter sowie Inhaber der Kardiologischen Gemeinschaftspraxis im Tal in München.

Interview: Susanne Amrhein, PRIMO MEDICO

Was sind typische Symptome bei einer Erkrankung der Herzkranzgefäße?

Prof. Sigmund Silber: Bildgebendes Verfahren für Herzfunktion

Prof. Silber: „Symptome zeigen sich nur im Spätstadium, also wenn bereits eine höhergradige Engstelle, eine ‚Stenose’ in den Arterien des Herzens vorliegt. Typisch ist dann die Angina pectoris, ein Brustschmerz, der durch eine kurzfristige Durchblutungsstörung des Herzmuskels ausgelöst wird. Sie äußert sich - wörtlich übersetzt - als Brustenge, d.h. als ein Druckgefühl in der Mitte der Brust, das aber bis in den Hals und den Unterkiefer ausstrahlen kann. Ein häufiges Phänomen ist zudem Atemnot bei Belastung. In diesem Fall sollten Betroffene dringend eine Arztpraxis aufsuchen. Es gibt allerdings auch atypische Symptome, vor allem bei Frauen wird daher die koronare Herzkrankheit (KHK) häufig nicht oder zu spät erkannt.“

Wie sinnvoll ist die Untersuchung per Herzkatheter zur Feststellung der koronaren Herzkrankheit?

Prof. Silber: „Jedes Jahr werden in Deutschland etwa 950.000 Herzkatheter-Untersuchungen durchgeführt. Der Einsatz eines Herzkatheters macht allerdings nur dann Sinn, wenn es bereits zu höhergradigen Stenosen gekommen ist, die durch Stents beseitigt oder sogar durch eine Bypassoperation umgangen werden müssen. So hilfreich ein Herzkatheter sein kann, bedarf es moderner Geräte und eines erfahrenen Kardiologen, um mögliche Komplikationen zu vermeiden.

Welche Untersuchungsmethoden kommen alternativ bei der koronaren Herzkrankheit in Frage?

Prof. Silber am Coro-Monitor

Prof. Silber: „Die wichtigsten Fragen, die abgeklärt werden müssen, sind erstens, ob es bereits Engstellen in den Herzarterien gibt und zweitens, ob diese Stenosen bereits zu einer Minderdurchblutung führen. Dazu geeignet sind bildgebende Verfahren wie z.B. eine Herz-Computertomographie (Herz-CT). Bei dieser Untersuchungsmethode wird ein Röntgen-Kontrastmittel verabreicht, allerdings nicht über eine Arterie wie beim Herzkatheter, sondern über eine Armvene. Genau so wichtig wie die Herz-CT ist die Myokardszintigraphie, ein nuklear-kardiologisches Untersuchungsverfahren, das Informationen über die Durchblutung und Funktion des Herzmuskels liefert. Bei der Stressechokardiographie wird das Herz mittels Ultraschall im Ruhezustand sowie unter Belastung untersucht. Die Herzbelastung wird bei beiden Methoden entweder körperlich auf dem Fahrrad oder Laufband erzielt oder durch die Gabe eines Medikaments. Eine weitere Methode ist eine Kernspintomographie (Magnetresonanztomographie, MRT) mit einem MR-Kontrastmittel und pharmakologischer Belastung. Die Auswertung all dieser Methoden erfordert eine große Expertise.

Warum ist es so wichtig, auch Ablagerungen in den Blutgefäßen aufzuspüren, die noch keine Beschwerden verursachen?

Prof. Silber: „Besser als eine koronare Herzkrankheit mit vielen Medikamenten, Stents oder Bypassoperationen zu behandeln, ist, diese zu verhindern. Es ist mein großer Schwerpunkt, eine KHK im Frühstadium zu erfassen, wenn sie noch keine höhergradigen Einengungen verursacht.“

Wie können Sie das individuelle Herzinfarktrisiko berechnen?

Prof. Silber: „Basierend auf den bekannten Risikofaktoren gibt es verschiedene Punktesysteme, sogenannte ‚Scores’. Zu den typischen Risikofaktoren für das Entstehen der koronaren Herzerkrankung bzw. das Auftreten eines Herzinfarkts zählen hohe Cholesterinwerte (insbesondere das LDL-Cholesterin), Diabetes mellitus, Bluthochdruck und das Rauchen. Noch besser wäre es, wenn auch sogenannte ‚Soft-Faktoren’ wie Einsamkeit oder Angst berücksichtigt würden. Oder der Besitz von Haustieren, der sich positiv auswirkt. Das Herz-CT ohne Kontrastmittel ist die beste Variante, da nur diese Methode mögliche Verkalkungen bildlich im Einzelfall darstellt, so dass man rasch reagieren kann.“

Wie können Sie das Herzinfarktrisiko in der Primärprävention senken?

Prof. Silber: Bei hohen Kalkwerten müssen die klassischen Risikofaktoren wie Cholesterin, Diabetes mellitus und Bluthochdruck medikamentös streng eingestellt werden. Wichtig ist allerdings, dass die betroffenen Patienten auch ihren Lebensstil umstellen. Dazu gehört zum Beispiel, mit dem Rauchen aufzuhören, auf regelmäßige moderate körperliche Bewegung zu achten und sich eine gesunde Ernährungsweise anzugewöhnen.“

Fachbeiträge zum Thema Kardiologie

Podcast
Prof. Dr. med. Wolfgang Schöls, Chefarzt der Klinik für Kardiologie, Angiologie und Elektrophysiologie am Herzzentrum Duisburg

PFO-Verschluss bei Schlaganfall: Prof. Wolfgang Schöls

Persistierendes Foramen ovale, Relikt aus der Embryonalentwicklung und häufigster Herzfehler, ist bei Blutgerinnsel mit einfacher OP, minimal-invasiv…

Schonende Herzklappen-OP mit dem Katheter

Schonende Herzklappen-OP mit dem Katheter

Eine verengte oder nicht mehr richtig schließende Aortenklappe ist im Alter nicht ungewöhnlich. Es gibt eine Alternative zur OP am offenen Herzen.

Mit Druckdrahtmessungen unnötige Eingriffe vermeiden

Mit Druckdrahtmessungen unnötige Eingriffe vermeiden

Bei verstopften Blutgefäßen des Herzens werden häufig Stents, kleine Maschengitter, die den Blutfluss in dem verengten Gefäß wieder herstellen,…

Schonend versorgt dank Mitraclip

Schonend versorgt dank Mitraclip

Bei einer Undichtigkeit der Mitralklappe können Patienten mit erhöhtem Operationsrisiko minimal-invasiv mit einem sogenannten Mitraclip versorgt…

Wichtige Informationen zum Coronavirus

Wichtige Informationen zum Coronavirus

Sachliche praktische Verhaltens- und Verhältnis-Informationen zum Coronavirus nach aktuellem Stand.

Mitralklappenrekonstruktion ohne Herz-Lungen-Maschine

Mitralklappenrekonstruktion ohne Herz-Lungen-Maschine

Die Mitralklappe funktioniert wie ein Ventil: Durch sie strömt mit Sauerstoff angereichertes Blut aus der Lunge vom linken Vorhof in die linke…

Wenn das „Herzstolpern“ zur Gefahr wird

Wenn das „Herzstolpern“ zur Gefahr wird

Fast jeder Mensch ist im Laufe seines Lebens von Herzrhythmusstörungen betroffen. Ob diese harmlos oder lebensbedrohlich sind, klärt eine Untersuchung…

Herzgefahr bei Corona – unerkannt?

Herzgefahr bei Corona – unerkannt?

Das Corona-Virus kann auch das Herz schädigen. Aber vor allem ist es gefährlich, aus Angst vor einer Ansteckung auf die Herzbehandlung zu verzichten.

Podcast
Herzklappen-Rekonstruktion: Prof. Wolfgang Schöls

Herzklappen-Rekonstruktion: Prof. Wolfgang Schöls

Schließt die Herzklappe nicht mehr richtig oder ist sie verengt, kann Luftnot, mangelnde Leistungsfähigkeit oder Müdigkeit eintsetzen.

Neue Therapien bei angeborenen Herzfehlern

Neue Therapien bei angeborenen Herzfehlern

Defekte der Herzscheidewand und des Vorhofseptums können dank neuer Verfahren minimal-invasiv und in örtlicher Betäubung korrigiert werden.

Erstes Symptom bei Herzinfarkt ist oft der Tod

Erstes Symptom bei Herzinfarkt ist oft der Tod

Die meisten Herzinfarkte treffen die Patienten aus heiterem Himmel und das erste Symptom ist oft der Tod.

Bundesverdienstkreuz für PRIMO-MEDICO-Mitglied Dr. Cem Özbek

Bundesverdienstkreuz für PRIMO-MEDICO-Mitglied Dr. Cem Özbek

Mit dem Verdienstorden der Bundesrepublik Deutschland wurde der Völklinger Kardiologe und Chefarzt ausgezeichnet.

Mehr Lebensqualität dank Stressmedizin

Mehr Lebensqualität dank Stressmedizin

Wer unter anhaltendem Stress leidet, riskiert nicht nur psychische, sondern auch körperliche Beeinträchtigungen.

Podcast
Prof. Dr. Uwe Nixdorff des European Prevention Center (EPC) beantwortet Fragen zur Abnehmspritze

Abnehmspritze: Prof. Uwe Nixdorff

Medizin zum Abnehmen, auch genannt ‚Hollywood-Spritze‘, die sich nicht nur Diabetiker spritzen, sondern auch Menschen, die Gewicht verlieren wollen.

Podcast
Das Herz: Was rät HerzClinic Luzern bei Herzrhythmusstörungen?

Das Herz: Was rät HerzClinic Luzern bei Herzrhythmusstörungen?

Schlägt das Herz zu langsam, zu schnell oder unregelmäßig, spricht man von einer Herzrhythmusstörung. Wie harmlos oder gefährlich…

Atherosklerose – Das erste Symptom ist der Tod

Das erste Symptom ist der Tod

Die Einlagerung von Cholesterin und Fetten in die Arterienwände ist ein schleichender Prozess, der aber durch einen tödlichen Riss der Blutgefäße…

Podcast
Podcast Schmerzen in der Brust – Dres. Georg Fröhlich & Bernhard Herzog klären auf

Schmerzen in der Brust: Dres. Georg Fröhlich & Bernhard Herzog

Bis zu 40% der Bevölkerung leiden mindestens 1 Mal im Leben an Brustschmerzen, ein Phänomen mit sehr vielfältigen Ursachen und Symptomen!

Sehr geehrte Interessent:in,

wir freuen uns, dass Sie sich für unser Spezialisten-Netzwerk PRIMO MEDICO interessieren. Bitte füllen Sie das Formular so genau wie möglich aus. Da die Aufnahme in unser Netzwerk an bestimmte Kriterien gebunden ist, werden wir Ihr Angaben entsprechend prüfen und uns mit Ihnen in Verbindung setzen. Bitte haben Sie Verständnis, dass dies einige Tage dauern kann.

Mitgliedsanfrage
Erklärung
Bitte bestätigen und Anfrage absenden
* Pflichtfelder