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Mehr Lebensqualität trotz Prostatakrebs

Prof. Dr. med. Rominger - Spezialist für Nuklearmedizin Bern - Portrait

Prof. Dr. med. Rominger

Klinikdirektor und Chefarzt

Nuklearmedizin

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Prostatakarzinom

Prostatakrebs ist der häufigste bösartige Tumor bei Männern in Europa. Wenn alle anderen Therapien nicht mehr helfen können, kann eine Bestrahlung von innen, die sogenannte „PSMA-Therapie“, den Tumor bekämpfen und die Lebensqualität verbessern, erklärt Prof. Dr. med. Axel Rominger, Spezialist für Nuklearmedizin, Klinikdirektor und Chefarzt der Universitätsklinik für Nuklearmedizin am Inselspital – Universitätsspital Bern.

Interview: Susanne Amrhein, PRIMO MEDICO

Wie wirkt eine PSMA-Therapie?

Universitätsklinik für Nuklearmedizin

Prof. Rominger: „PSMA steht für ‚Prostataspezifisches Membranantigen’. Das ist ein Protein, das auf der Oberfläche von Tumorzellen der Prostata vermehrt vorhanden ist. Bei der PSMA-Therapie verwenden wir einen Stoff, der an PSMA andockt, und kombinieren ihn mit einem radioaktiven Medikament (Lu177-PSMA). Dieses wird intravenös verabreicht, findet durch die Blutbahnen seinen Weg zu den PSMA-Molekülen der Tumorherde, dockt dort an, wird in das Innere der Tumorzellen transportiert und bestrahlt diese von innen.“

Wie läuft eine PSMA-Therapie ab?

Prof. Rominger: „Die Behandlung wird stationär durchgeführt. Wenn die Patienten in die Klinik kommen, erhalten sie nach entsprechenden Vorbereitungen am Folgetag eine intravenöse Injektion. Der Vorgang selbst dauert etwa eine Stunde. Insgesamt bleiben die Patienten drei bis vier Tage stationär. Die Behandlung wird in der Regel in vier bis sechs Zyklen durchgeführt, jeweils im Abstand von sechs bis acht Wochen. In Einzelfällen ist auch über den 6. Zyklus hinaus eine Fortführung der PSMA-Therapie möglich.“

Kann die PSMA-Therapie Prostatakrebs heilen?

Universitätsklinik für Nuklearmedizin in Bern

Prof. Rominger: „Momentan ist die PSMA-Therapie eine palliative Behandlung. Sie wird dann eingeleitet, wenn vorherige operative, hormonelle oder Chemotherapien bei den Patienten nicht mehr möglich sind oder nicht mehr ausreichend Wirkung zeigen. Eine Heilung ist in dem meist fortgeschrittenen Stadium nicht möglich und auch nicht das primäre Ziel. Stattdessen versuchen wir, die Erkrankung zu stabilisieren und ein Fortschreiten zu verhindern. Gleichzeitig kann die PSMA-Therapie die Lebensqualität erhöhen und auch die Lebenserwartung der Patienten verlängern. Gleichwohl stellen die Erfolge der PSMA-Therapie noch bessere Ansprechraten in Aussicht, falls diese für ein früheres Stadium des Prostatakrebses zugelassen werden würde.“

Für welche Patienten kommt eine PSMA-Therapie in Frage?

Prof. Rominger: „Das Verfahren wird aktuell bei Patienten angewandt, die trotz erfolgter anti-hormoneller Therapie und/oder einer Chemotherapie unter einem sogenannten ‚kastrationsresistenten, metastasierenden Prostatakarzinom’ leiden. Das bedeutet nichts anderes, als dass der Tumor trotz aller Therapieversuche weiter wächst und Metastasen bildet. In diesem Fall kann die PSMA-Therapie helfen, das Wachstum zu stoppen oder einzuschränken. Ob die Therapie durchgeführt werden kann, hängt davon ab, ob die Tumorzellen ausreichend PSMA bilden. Um dies zu überprüfen, wird ein sogenanntes PSMA PET/CT durchgeführt. Das ist eine Methode der Bildgebung, mit deren Hilfe PSMA-Anreicherungen im Körper sichtbar gemacht werden. Nur bei etwa 10 Prozent der Patienten mit Prostatatumoren wird nicht ausreichend PSMA nachgewiesen, so dass diese Therapie für sie leider nicht in Frage kommt.“

Wie belastend ist die PSMA-Therapie?

Inselspital - Universitätsspital Bern

Prof. Rominger: „Es ist eine insgesamt relativ gut verträgliche Behandlung, vor allem im Vergleich zu einer Chemotherapie. Letztendlich ist dies aber immer patientenabhängig und individuell sehr verschieden. Während der ersten 3 Behandlungszyklen ist die PSMA-Therapie i.d.R. hervorragend verträglich und die Patienten merken keinerlei Begleiterscheinungen. In späteren Zyklen können zunehmende Nebenwirkungen wie eine Reduktion der Blutzellen, Mundtrockenheit, trockene Augen oder Geschmacksstörungen auftreten. Das liegt daran, dass die Wirkstoffe auch in die Speichel- und Tränendrüsen eindringen. Ein bis zwei Wochen nach der erfolgten Behandlung kann bei einigen Patienten eine vermehrte, jedoch passagere Müdigkeit auftreten. Besonderes Augenmerk verdient auch die Nierenfunktion, da der Wirkstoff über die Nieren ausgeschieden wird.“

Wirkt die PSMA-Therapie auch bei Metastasen?

Prof. Rominger: „Ja, das tut sie. Die PSMA-Therapie erreicht alle Tumorherde, die genügend PSMA auf ihrer Zelloberfläche bilden – unabhängig davon, wo im Körper sie sich befinden.“

Wie gut wirkt die PSMA-Therapie?

Prof. Rominger: „Das Ziel der PSMA-Therapie ist, das Prostatakarzinom und seine Metastasen in Schach zu halten: Das Wachstum der Tumore zu bremsen und sie möglichst zu verkleinern. Viele Patienten berichten von einer signifikanten Verbesserung des Allgemeinbefindens. Viele berichten auch, dass ihre Knochenschmerzen nach wenigen Behandlungszyklen deutlich zurückgegangen sind. Bei gutem Ansprechen der Therapie kann sich die allgemeine Überlebenszeit um viele Monate verlängern. Das ist beachtlich, wenn man bedenkt, dass alle anderen Therapieoptionen nicht mehr gewirkt haben. Wir sind sehr froh, diese Therapieoptionen den Patienten anbieten zu können.“

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