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Gezielte Bestrahlung durch Radioimmuntherapie

Lymphknotenkrebs

Bestimmte Non-Hodgkin-Lymphome reagieren sehr gut auf die Behandlung mit Radiopharmaka, einer Kombination aus Antikörpern und Betastrahlern, erklärt Univ.-Prof. Dr. med. Marcus Hacker, Spezialist für Nuklearmedizin und Leiter der klinischen Abteilung für Nuklearmedizin in der Medizinischen Universität Wien.

Interview: Susanne Amrhein, PRIMO MEDICO

Wie wirkt die Radioimmuntherapie bei Lymphknotenkrebs?

Univ.-Prof. Dr. med. Marcus Hacker, Spezialist für Nuklearmedizin

Prof. Hacker: „Diese nuklearmedizinische Therapie basiert auf der Kombination von strahlenden Radionukliden mit Medikamenten, in diesem Fall besteht sie aus einem Betastrahler mit kurzer Reichweite, kombiniert mit einem Antikörper. Diese Yttrium-90-Zevalin-Therapie wirkt dadurch, dass sich der verwendete Antikörper an follikuläre-B-Zell-Non-Hodgkin-Lymphome bindet, die auf ihrer Oberfläche ein bestimmtes Protein (CD20) bilden. Dort angekommen, bestrahlen die Radionuklide sowohl die gebundenen als auch benachbarte Lymphomzellen. Da die verwendeten Betastrahler nur eine geringe Reichweite von 1-2 Millimetern haben, ist eine sehr gezielte Bestrahlung des Lymphoms möglich.“

Für welche Patienten kommt die Radioimmuntherapie in Frage?

Prof. Hacker: „Die Therapie ist auf die Behandlung von Patienten ausgerichtet, die bisher nicht ausreichend auf eine Chemotherapie oder auf eine Therapie mit nicht-radioaktiven (kalten) Antikörpern reagiert haben bzw. bei denen nach erfolgter Behandlung erneut Lymphknotenkrebs aufgetreten ist. Voraussetzung ist der Nachweis, dass ihre Lymphomzellen das CD 20-Protein auf der Oberfläche tragen. Dazu sind in der Regel ein Blutbild sowie eine Knochenmarksbiopsie notwendig. Parallel dazu müssen die Begleitumstände genauestens überprüft werden, d.h. ob unter anderem das Knochenmark und auch allgemein das Blutbild einer radioaktiven Belastung standhalten können.“

Wie läuft eine Radioimmuntherapie ab?

Prof. Hacker: „Wenn nach Indikation und genauer Abwägung eine Therapieentscheidung gefallen ist, erhalten unsere Patienten zunächst eine Infusion mit sogenannten ‚kalten’, also nicht-radioaktiven, Antikörpern. Diese dauert ca. 3-4 Stunden und sensibilisiert den Tumor für die eigentliche Radioimmuntherapie. Eine Woche später erhält der Patient dann die Zevalin-Infusion. Diese dauert nur ca. 10-15 Minuten. Der Patient / die Patientin kann bereits nach kurzer Beobachtungszeit die Klinik wieder verlassen. Dies ist möglich, weil das radioaktive Material nur eine geringe Reichweite hat und kaum nach außen strahlt. Grundsätzlich ist die Behandlung daher ambulant möglich. Dies hängt allerdings von den Strahlenverordnungen der jeweiligen Länder ab. In Deutschland und Österreich ist meist ein Klinikaufenthalt von zwei Nächten vorgesehen.“

Welche Nachsorge ist erforderlich?

Prof. Hacker: „Ganz wichtig ist eine enge Koordination mit den behandelnden Onkologen bzw. Hämatologen. Zur standardisierten Nachsorge gehören regelmäßige Blutentnahmen, um den Einfluss der Radionuklide auf die Zusammensetzung des Blutes und die Leistungsfähigkeit des Knochenmarks zu beobachten.“

Welche unerwünschten Nebenwirkungen können auftreten?

Prof. Hacker: „Durch den Einsatz von Radiopharmaka kann die Hämatopoese, also die Bildung der Blutzellen im Knochenmark, gestört werden. Das kann u.a. zu einer Einschränkung der Gerinnungsleistung oder einer erhöhten Infektanfälligkeit führen. Die 7.-9. Woche nach der erfolgten Therapie ist die Phase, in der das Knochenmark die größten Schäden aufweist, danach regeneriert es sich sehr schnell wieder. Im Zweifelsfall können in dieser Phase zur Unterstützung Blutkonserven verabreicht werden.“

Wie sind die Erfolgsaussichten der Zevalin-Therapie?

Prof. Hacker: „Zwei große Studien haben nachgewiesen, dass die Rate der Total-Remissionen bei etwa 30 Prozent liegt. Das bedeutet, dass bei einem Drittel der behandelten Patienten die Tumore vollständig beseitigt werden. Insgesamt kann man sagen, dass sich dank der Radioimmuntherapie die durchschnittliche Überlebenszeit signifikant erhöht.“

Kann oder sollte die Behandlung wiederholt werden?

Prof. Hacker: „In der Krebstherapie gibt es für jede Phase klinische Leitlinien mit Therapieempfehlungen. Prinzipiell ist eine Wiederholung möglich, sofern eine entsprechende Indikation gegeben ist.“

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