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Alarmsignale nicht ignorieren!

Eierstockkrebs

Alarmsignale nicht ignorieren!

Melanie C. hatte immer wieder Bauchschmerzen und litt unter unangenehmen Blähungen. Erst als plötzlich auch ihr Bauchumfang zunahm, zog sie ihren Gynäkologen zu Rate. Die Diagnose „Eierstockkrebs“ traf sie wie ein Schlag. Ovarialkarzinome, so die Fachbezeichnung, werden auch „silent killer“ genannt, da sie häufig erst in einem späten Stadium entdeckt werden. Bis jetzt gibt es keine geeignete Früherkennung, wie der Spezialist für Gynäkologische Onkologie, Prof. Dr. med. Uwe Andreas Ulrich vom Martin-Luther-Krankenhaus in Berlin erklärt.

Susanne Amrhein, PRIMO MEDICO

„Zu den Symptomen einer Krebserkrankung der Gebärmutter gehören z. B. unregelmäßige Blutungen oder das Wiederauftreten von Blutungen nach der Menopause“, erläutert Prof. Ulrich. „Es gibt aber keine spezifischen Zeichen, die auf einen Eierstockkrebs hindeuten würden. Es sind eher unspezifische Beschwerden wie z.B. ein leichtes Spannungsgefühl im Bauch oder Blähungen, die zunächst eher den Verdauungsorganen zugeordnet werden. Auch Appetitlosigkeit oder häufiger Harndrang können die Frau zum Arzt führen, weisen dann aber häufig schon auf ein fortgeschrittenes Stadium hin“. Das Problem beim Ovarialkarzinom ist, dass es durch seine anatomische Lage im Bauchraum sozusagen viel Platz zum Wachsen hat, ehe es Beschwerden verursacht. Den ersten Verdacht bringen eine Tastuntersuchung der inneren Genitalorgane sowie ein Ultraschall der Eierstöcke, der schmerzlos über die Scheide erfolgt. Prof. Ulrich und sein Team im zertifizierten Gynäkolgischen Krebszentrum sind auf solche Fälle spezialisiert. Melanie C. wurde erfolgreich operiert, hatte danach eine Chemotherapie erhalten und bisher glücklicherweise keinen Rückfall der Erkrankung erleben müssen. „Wenn bei ihnen der Verdacht auf eine gynäkologische Krebserkrankung besteht, möchten die Frauen natürlich möglichst schnell Hilfe bekommen“, weiß Prof. Ulrich. „In unserem Krebszentrum garantieren wir bei Krebsverdacht daher Vorstellungstermine innerhalb von 48 Stunden“. 

Unbedingt Vorsorgeuntersuchungen nutzen!

„Es gibt natürlich auch Krebserkrankungen der weiblichen Geschlechtsorgane, die früher zu erkennen sind als ein Ovarialkarzinom. Wenn sich z.B. an den äußerlich sichtbaren Geschlechtsorganen Tumore bilden, sind diese unmittelbar der Betrachtung zugänglich. Schleimhautkrebse der Gebärmutter zeigen sich in der Regel durch eine Blutung nach der Menopause, wenn sie sich in der Mehrzahl glücklicherweise noch in einem prognostisch günstigen Stadium befinden. Bösartige Veränderungen am Gebärmutterhals werden bei regelmäßig in Anspruch genommenen Früherkennungsuntersuchungen idealerwiese im Stadium der Vorstufen oder oft in einem frühen Stadium diagnostiziert“, sagt Prof. Ulrich. Dabei wird unter anderem ein Abstrich entnommen, der auf Humane Papillom Viren (HPV) untersucht wird. Diese sind bei Menschen weit verbreitet. Einige Typen bewirken allerdings Zellveränderungen und damit die Entstehung von Gebärmutterhalskrebs. Man geht davon aus, dass etwa 70 Prozent aller Gebärmutterhals-Krebserkrankungen durch zwei bestimmte HPV-Typen verursacht werden. Seit 2007 sind zwei verschiedene Impfstoffe gegen HPV-Viren zugelassen, vor einiger Zeit kam ein dritter, der gegen 9 verschiedene HPV-Typen gerichtet ist, dazu. Die Impfkommission in Deutschland empfiehlt in ihrer Aktualisierung von 2014 die Impfung der Mädchen ab 9 Jahren.

Wie sieht die Behandlung aus?

„Natürlich ist die Therapie immer individuell abhängig von der Art der Krebserkrankung und deren Stadium“, erläutert Prof. Ulrich. „Beim Eierstockkrebs kommt es darauf an, wie weit er sich im Bauchraum ausgebreitet hat, dies ist oft vom Becken bis zum Zwerchfell der Fall. In solchen Fällen handelt es sich um eine komplexe Operation mit Eröffnung des gesamten Bauchraumes. Gebärmutterhalskrebs und Gebärmutterkörperkrebs operieren wir dagegen zu 90 Prozent endoskopisch, d.h., durch Bauchspiegelung. Auch die benachbarten Lymphknoten können in der Regel minimal-invasiv entfernt werden“. Beim Vulvakarzinom sind die äußeren, sichtbaren Geschlechtsorgane betroffen, dann arbeiten die Kollegen im Krebszentrum im Einzelfall mit erfahrenen plastischen und rekonstruktiven Chirurgen zusammen, um die operierten Bereiche hinterher bestmöglich wiederherzustellen.

Auswirkungen auf Kinderwunsch und Sexualleben

„Im Einzelfall befindet man sich bei noch vorhandenem Kinderwunsch in der Bredouille“, erklärt Prof. Ulrich. „Auf der einen Seite möchte man die Operation so durchführen, dass der Krebs nachhaltig bekämpft wird. Auf der anderen Seite möchten natürlich gerade junge Frauen ungern mit der Einschränkung leben, keine Kinder mehr gebären zu können. Nicht immer ist die Unmöglichkeit, noch Kinder bekommen zu können, die zwangsläufige Folge der Behandlung. Die Auswirkungen auf das Sexualleben nach einer gynäkologischen Krebserkrankung seien leider noch nicht ausreichend erforscht, bedauert der Experte. „Ich glaube die Dunkelziffer der Frauen, die nach einer gynäkologischen Krebsoperation kein befriedigendes Sexualleben mehr hat, ist recht hoch. Die psychische Belastung dadurch spielt sicherlich eine große Rolle“. Gegen einige körperliche Einschränkungen wie z.B. eine trockene Scheide könne dagegen oft etwas getan werden.

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