Spezialisten für Vorsorgeuntersuchung
3 Spezialisten gefunden
Dr. med. Brunilda Alushi, PhD, FEACVI
Innere Medizin und Kardiologie, Prävention und bildgebende Diagnostik
München
Informationen zum Bereich Vorsorgeuntersuchung
Was sind Vorsorgeuntersuchungen?
Als Vorsorgeuntersuchungen werden ärztliche Untersuchungen bezeichnet, die der Früherkennung von Krankheiten dienen. Darüber hinaus werden auch Risikofaktoren identifiziert, die die Entstehung von Erkrankungen begünstigen können. Ziel dieser Untersuchungen ist es, Krankheiten möglichst in einem frühen Stadium zu erkennen und modifizierbare Risikofaktoren zu reduzieren, wodurch die Heilungschancen deutlich verbessert werden.
Vorsorgeuntersuchungen gehören in den Bereich der präventiven Medizin. Die Prävention einer Erkrankung bedeutet, dass man das Entstehen oder die Ausbreitung einer Erkrankung verhindern möchte. Das erfordert nicht nur eine frühzeitige diagnostische Erkennung, sondern auch die Festlegung welche Patientengruppe das höchste Erkrankungsrisiko trägt. Bei der Primärprävention ist das Ziel die Entstehung einer Erkrankung zu verhindern. Bei der Sekundärprävention steht die Verhinderung des Fortschreitens einer bereits bestehenden Erkrankung im Mittelpunkt.
In der Regel sind Vorsorgeuntersuchungen freiwillig. Sie werden entweder durch den Hausarzt darauf aufmerksam gemacht oder durch ein schriftliches Schreiben von der Krankenkasse zur Vorsorge eingeladen. Ob eine Person für eine Vorsorgeuntersuchung Anspruch erhält, wird anhand von Alter, Geschlecht und Risikofaktoren gesetzlich festgelegt.
Welche Vorsorgeuntersuchungen sind sinnvoll?
In Deutschland gibt es eine Vielzahl an Vorsorgeuntersuchungen, die je nach Alter und Geschlecht unterschiedlich ausfallen. Die Untersuchungen beginnen bereits im Kindesalter und setzen sich im Erwachsenenalter fort.
Allgemeine Vorsorgeuntersuchungen
Hierzu gehören:
- Ab 18 Jahren: Zahnärztliche Kontrollen alle 6-12 Monate
- Ab 35 Jahren: Gesundheitsuntersuchung „Check-up 35“, alle 3 Jahre
- Ab 35 Jahren: Hautkrebs-Screening, alle 2 Jahre
Zum einen gibt es zahnärztliche Vorsorgeuntersuchungen. Diese werden ab dem 18. Lebensjahr einmal im Halbjahr empfohlen und beinhalten die ausführliche Untersuchung der Zähne durch den Zahnarzt. Die Teilnahme an regelmäßigen Zahnarztbesuchen hilft dabei, schwerwiegende Erkrankungen wie Karies oder Parodontitis frühzeitig zu erkennen und zu behandeln.
Ein zentrales Element der präventiven Medizin ist das sogenannte Check-up 35, eine ärztliche Gesundheitsuntersuchung, die für Versicherte ab dem 35. Lebensjahr alle 3 Jahre empfohlen wird. Hierbei handelt es sich um die Früherkennung von Volkskrankheiten wie Diabetes mellitus, Bluthochdruck und Herz-Kreislauf-Erkrankungen. In einem umfassenden Anamnesegespräch mit dem Hausarzt werden die vorliegenden Risikofaktoren aufgenommen. Es folgt eine körperliche Untersuchung und eine Blutabnahme, sowie Urinprobengewinnung zur Laborkontrolle von Werten wie Cholesterin und Blutzucker. Im Anschluss wird nach der Auswertung der Untersuchungen ein beratendes Gespräch geführt, bei dem Möglichkeiten aufgezeigt werden sollen, um die vorhandenen Risikofaktoren zu reduzieren.
Zusätzlich wird im Rahmen der Krebsvorsorge ein Hautkrebs-Screening für Erwachsene ab 35 Jahren alle 2 Jahre angeboten. Ziel dieser Vorsorgeuntersuchung ist die Früherkennung von schwarzem Hautkrebs (malignes Melanom) und hellem Hautkrebs (Basalzell- und spinozelluläre Karzinome) und damit die Verhinderung des Fortschreitens dieser Erkrankungen. Veränderungen von Haut und Muttermalen werden erfragt, mit einem Dermatoskop (eine sogenannte Lupe für die Haut) untersucht und mit einer Fotodokumentation gespeichert. Dadurch können die Muttermale im Verlauf kontrolliert und verglichen werden.
Vorsorgeuntersuchungen für Männer
Hierzu gehören:
- Ab 45 Jahren: jährlich Prostatakrebsvorsorge
- Ab 50 Jahren: Darmkrebsvorsorge, alle 10 Jahre
- Ab 65 Jahren: Vorsorge auf ein Bauchaortenaneurysma
Eine spezielle Vorsorgeuntersuchung für Männer ist die Prostatakrebsvorsorge, die jährlich für Männer ab 45 Jahren angeboten wird. Die Untersuchung beinhaltet ein ausführliches Arztgespräch über vorliegende Beschwerden oder aufgetretene Veränderungen im Genitalbereich oder beim Wasserlassen. Außerdem werden die Prostata, die Lymphknoten, und der äußere Genitalbereich abgetastet. Abschließend findet eine Besprechung der Ergebnisse und ggf. Beratung über das weitere Vorgehen statt.
Darüber hinaus haben Männer ab einem Alter von 50 Jahren Anspruch auf eine Darmkrebsvorsorgeuntersuchung. Einladungs- und Informationsschreiben werden von den Krankenkassen alle 5 Jahre an die Männer weitergeleitet. Die Darmkrebsfrüherkennung beim Mann sieht verschiedene Maßnahmen vor. Die Früherkennung beginnt mit einem beratenden Arztgespräch, in dem potenzielle Risikofaktoren erfragt werden. Die Vorsorgeuntersuchungen beinhalten eine Darmspiegelung alle 10 Jahre bei unauffälligem Befund oder alternativ jährlich einen Stuhltest auf verborgenes Blut.
Männern ab 65 Jahren wird einmalig die Möglichkeit angeboten, eine Ultraschalluntersuchung der Bauchschlagader durchzuführen, die der Früherkennung einer krankhaften Erweiterung, eines sogenannten Bauchaortenaneurysmas, dient. Mit dieser Untersuchung kann das Risiko einer Aortenruptur erkannt und durch entsprechende Intervention kontrolliert werden.
Vorsorgeuntersuchungen für Frauen
Hierzu gehören:
- Gebärmutterhalskrebsvorsorge
- 20 bis 34 Jahren: jährlicher PAP-Abstrich
- Ab 35 Jahren: PAP-Abstrich und HPV-Test, alle 3 Jahre
- Chlamydien-Screening
- bis 25 Jahren: jährlicher Abstrich
- Brustkrebsvorsorge
- Ab 30 Jahren: jährliche klinische Tastkontrolle
- 50 bis 69 Jahren: Mammographie, alle 2 Jahre
- Darmkrebsvorsorge
- Ab 55 Jahren: Koloskopie, alle 10 Jahre
Spezielle Krebsvorsorgeuntersuchungen für Frauen dienen vor allem der Brust-, Gebärmutterhals- und Darmkrebsprävention. Sie werden von den Krankenkassen oder den zuständigen Zentren zu einer Untersuchung schriftlich zur Teilnahme eingeladen.
Zur Vorsorge des Gebärmutterhalskrebses wird Frauen ab 20 Jahren jährlich bis zum 35. Lebensjahr eine gynäkologische Untersuchung angeboten, bei der im Rahmen einer vaginalen Untersuchung ein PAP-Abstrich durchgeführt wird. Dabei wird der Gebärmutterhals beurteilt (Cervix), mit einem Abstrich werden die Zellen entnommen und auf krebstypische Veränderungen untersucht. Ab dem 35. Lebensjahr erhalten Frauen außerdem die Möglichkeit, sich auf Humane Papilloma Viren (HPV) testen zu lassen, in Kombination mit dem PAP-Abstrich in Abständen von 3 Jahren.
Weiterhin besteht für Frauen bis zum 25. Lebensjahr ein Anspruch auf ein jährliches Chlamydien-Screening. Die Infektion mit Chlamydien ist die häufigste sexuell übertragene Infektion und kann bei anhaltender Infektion zu Unfruchtbarkeit oder Komplikationen in der Schwangerschaft führen. Das Screening wird anhand einer Urinprobe durchgeführt.
Zur Brustkrebsvorsorge wird ab dem 30. Lebensjahr eine jährliche klinische Untersuchung der Brust angeboten, die ein ausführliches Anamnesegespräch, sowie das Abtasten und die Inspektion der Brust hinsichtlich Auffälligkeiten beinhaltet. Darüber hinaus werden die Lymphknoten um die Brust herum abgetastet. Der Befund wird im Anschluss der Patientin mitgeteilt und das weiter Vorgehen individuell abgestimmt.
Für Frauen zwischen 50 und 69 Jahren wird im Rahmen des Mammographie-Screening-Programms alle 2 Jahre eine Mammographie zur Brustkrebsvorsorge angeboten. Die Einladung zu diesem Screening erfolgt durch ein Programmmanagement an das Nächstliegende Mammographie Zentrum. Die Mammographie beschreibt eine beidseitige Röntgendarstellung der Brust, welche durch zwei unabhängige Radiologen befundet wird (sogenannte Doppelbefundung), und damit die diagnostische Sicherheit erhöht. Das Ergebnis wird innerhalb von 7 Werktagen der Patientin überbracht.
Die Darmkrebsvorsorge für Frauen gestaltet sich ähnlich, wie die für Männer. Allerdings wird die erste Darmspiegelung erst ab einem Alter von 55 Jahren angeboten. Auch hier gilt eine Darmspiegelung alle 10 Jahre oder eine jährliche Stuhlbluttest als Goldstandard.
Warum sind Vorsorgeuntersuchungen wichtig?
Vorsorgeuntersuchungen haben einen großen Stellenwert in der Medizin und eine große Bedeutung für die Gesundheit des Einzelnen. Viele Erkrankungen verlaufen besonders in frühen Stadien symptomlos und werden dadurch erst in späten Stadien diagnostiziert. Generell ist die spätere Erkennung meist mit komplexeren Therapien und schlechteren Heilungschancen verbunden. Daher verspricht eine frühzeitige Entdeckung nicht nur bessere Therapiemöglichkeiten und eine höhere Heilungswahrscheinlichkeit, sondern auch insgesamt eine höhere Lebensqualität.
Die gesetzlich errichteten Vorsorgeprogramme sind strukturiert und auf Alter und Geschlecht abgestimmt. Zusätzlich erteilen Krankenkassen häufig einen Bonus an Versicherte, die regelmäßig an Vorsorgeuntersuchungen teilnehmen. Die Vorsorgeuntersuchungen können mithilfe von sogenannten Bonusheften der Krankenkassen dokumentiert werden.
Welche Kosten werden erstattet?
In Deutschland übernehmen die Krankenkassen den Großteil der Vorsorgeuntersuchungen, wenn die Patienten innerhalb der vorgeschriebenen Altersgrenzen liegen. Der Gemeinsame Bundesausschuss (G-BA) ist in Deutschland verantwortlich für die Festlegung von Richtlinien bezüglich der Vorsorgeuntersuchungen. Der G-BA bestimmt hierbei, wer anspruchsberechtigt ist, meist nach Alter und Risikofaktoren, definiert die Intervalle der Untersuchungen und welche Leistungen von den gesetzlichen Krankenkassen übernommen werden.
Wenn die Leistungen in die Richtlinien der G-BA aufgenommen werden, dann gelten diese als Kassenleistungen. Darunter zählen alle oben beschriebenen Krebsvorsorgeuntersuchungen und Check-ups. Auch besondere Risikofaktoren, beispielsweise eine genetische Vorbelastung, werden in den Richtlinien berücksichtigt und für solche Patientengruppen angepasst. Nicht erstattet werden individuelle Gesundheitsleistungen (IGeL) und müssen selbst bezahlt werden.
Was sind IGeL Leistungen?
„IGeL“-Leistungen sind individuelle Gesundheitsleistungen und bezeichnen Untersuchungen und medizinische Maßnahmen, deren Kosten nicht von der Krankenkasse übernommen werden, sodass der Patient die Kosten selbst tragen muss. Dabei handelt es sich meistens um präventive ärztliche Dienstleistungen, deren Nutzen durch Studien nicht ausreichend belegt ist. Unter die „IGeL“-Leistungen fallen zum Beispiel die Glaukom-Vorsorgeuntersuchung, dabei wird der Augeninnendruck im Rahmen der Früherkennung des Grünen Stars gemessen. Auch die Bestimmung des PSA-Wertes im Zuge der Prostatakrebs-Vorsorge gilt als eine „IGeL“-Leistung.
Welche Ärzte sind Spezialisten für Vorsorgeuntersuchungen?
Vorsorgeuntersuchungen werden in der Regel durch Hausärzte eingeleitet oder durch eine schriftliche Einladung durch die Krankenkasse. Die zuständigen Fachärzte sind abhängig von dem Fachbereich der Erkrankung. Für die Brust- und Gebärmutterhalskrebsvorsorge sind Fachärzte der Gynäkologie zuständig. Für die Prostatakrebsvorsorge sind das die Fachärzte der Urologie. Die Fachärzte der Dermatologie führen nach Hautkrebsscreening durch und die Fachärzte der Gastroenterologie die Koloskopie.
Die Fachärzte verfügen über eine umfassende Ausbildung und Spezialisierung in dem jeweiligen Fachgebiet. Ihre Expertise und jahrelanges Training ermöglicht eine präzise Untersuchung und individuelle Beratung. Die Hausärzte arbeiten eng mit den Spezialisten zusammen und kennen sich bestens mit den Richtlinien der G-BA aus. Oft sind die Hautärzte diejenigen, die auf die Vorsorgeuntersuchungen als erstes aufmerksam machen.
Für Patienten ist es empfehlenswert, sich bei speziellen Vorsorgeuntersuchungen an erfahrene Fachärzte und Zentren zu wenden, um eine optimale Versorgung sicherzustellen. Wir unterstützen Sie dabei, geeignete Spezialisten zu finden, die durch ihre nachgewiesene Expertise herausstehen.
Quellen:
Fachbeiträge
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