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Brachytherapie

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Spezialisten für Brachytherapie

3  Spezialisten gefunden

PD Dr. med. Marco Randazzo

Prostata-Erkrankungen aller Art inkl. Prostatakrebs

Aarau

Informationen zum Bereich Brachytherapie

Was ist Brachytherapie?

Die Brachytherapie ist eine spezielle Form der Strahlentherapie. „Brachy“ bedeutet kurz oder nah und verweist auf die geringe Strecke zwischen Strahlenquelle und Tumor. Im Gegensatz zur üblichen externen Strahlentherapie, wird die radioaktive Strahlenquelle direkt in den Tumor eingesetzt. Dies ermöglicht eine zielgenaue Bestrahlung des Tumorgebietes und bietet eine möglichst gute Schonung des umliegenden, gesunden Körpergewebes. Die Brachytherapie kann ja nach Indikation als alleinige Strahlentherapie oder in Kombination mit äußerlicher Bestrahlung in Frage kommen.

Bei der Brachytherapie werden hauptsächlich Gamma-Strahlen, und in einigen Fällen Röntgen verwendet, die beim natürlichen Zerfall von radioaktiver Isotopen entstehen. Die hierbei freigesetzte radioaktive Strahlung führt zur Schädigung Zellen bis hin zum Zelltod. Das schnelle Wachstum vieler Tumorzellen macht diese viel anfälliger für strahlenbedingte Zellschäden.

Welche Formen der Brachytherapie gibt es?

Die Brachytherapie unterscheidet sich von der externen Strahlentherapie dadurch, dass die Strahlenquelle direkt oder sehr nah in den Tumor eingeführt wird. Man unterscheidet bei der Brachtherapie zwischen vier Applikationsformen: 

  • Interstitielle Brachytherapie
  • Intraluminale Brachytherapie
  • Intrakavitäre Brachytherapie
  • Oberflächennahe Brachytherapie

Interstitielle Brachytherapie

Bei der interstitiellen Brachytherapie werden die radioaktiven Strahlungsquellen direkt in das betreffende Tumorgewebe mittels Nadeln oder Kathetern eingebracht. Man nennt diese Strahlungsquellen auch Seeds (englisch für Samen), da sie wie ein Samen in den Tumor „eingepflanzt“ werden. Verwendet werden sie bei Prostatakrebs, wobei sie nach Einbringung dauerhaft im Organ verbleiben und so auf das Tumorgewebe wirken.

Intraluminale Brachytherapie

Bei der intraluminalen Brachytherapie wird die Strahlenquelle über Katheter oder spezielle Applikatoren in Hohlorgane eingeführt, beispielsweise die Luft- oder Speiseröhre. Dies erfolgt für den jeweiligen Zeitraum der Behandlung und wird dann wieder entfernt.

Intrakavitäre Brachytherapie

Bei der intrakavitären Brachytherapie wird die Strahlenquelle mittels spezieller Applikatoren und Zylindern in Körperhöhlen (Kavitäten) eingeführt und nach Abschluss der Behandlung entfernt. Dabei handelt es sich hauptsächlich um gynäkologische Tumoren wie das Zervixkarzinom, Vaginalkarzinom und Endometriumkarzinom.

Oberflächennahe Brachytherapie

Bei der oberflächennahen Brachytherapie werden die Applikatoren auf die Haut oder Schleimhaut aufgelegt und geben die Strahlungsquelle von extern ab. Diese Form der Brachytherapie wird vor allem bei Hauttumoren und oberflächlichen Kopf-Hals-Tumoren angewandt.

Wie läuft die Brachytherapie ab?

Wie jede Art von Strahlentherapie beginnt man auch hier mit der Planung des Vorgehens. Ein genaues Wissen um die Ausdehnung, Art und den Sitz des Tumors ist hierfür essenziell. Daher müssen anfangs verschiedene bildgebende Verfahren eingesetzt werden, unter anderem Röntgenaufnahmen, Computertomografie, Magnetresonanztomografie und Ultraschall. In speziellen Programmen kann dann die optimale Verteilung der Strahlenquellen geplant und die Strahlendosen berechnet werden, die Tumor und umliegendes Gewebe treffen. Auch die Anzahl der Sitzungen und die Art der Brachytherapie werden in diesem Schritt festgelegt.

Die moderne Brachytherapie benutzt in der Regel Afterloading-Geräte. Mit diesen Geräten lässt sich die genaue Applikationsposition (Dwell-Position) und die Dauer der Therapie (Dwell-Time) einstellen. Zu den Applikatoren gehören Nadeln, Katheter und Zylinder, die unter bildgebender Kontrolle in den Tumor eingeführt werden. Das Besondere an den Afterloading-Geräten ist, dass man den Zeitpunkt des Einsatzes der radioaktiven Strahlenquelle steuern und somit die Strahlenexposition für medizinisches Personal minimieren kann.

Nach Einbringung der Applikatoren startet die eigentliche Behandlung. Die radioaktive Quelle wird in den Applikator eingeführt und in die geplante Position gebracht, in der sie für einen festgelegten Zeitraum verweilt. Nach Abschluss der Bestrahlung wird die Strahlenquelle automatisch wieder zurück in das Afterloading-Gerät zurückgezogen. Die einzige Ausnahme sind die interstitiellen Seeds, die meist im Tumor für eine längere Zeit verbleiben.

Welche Dosisleistungsformen der Brachytherapie gibt es?

Die Brachytherapie kann außerdem auch nach der Dosisleistung (Dosis-Stärke) klassifiziert werden. Dabei wird die Strahlendosis in Gray (Gy) angegeben, einer in der Strahlentherapie standardisierten Einheit, die beschreibt, wie viel Strahlung im Körper deponiert wird. Dabei gibt es drei Dosisleistungsformen: 

Low-Dose-Rate (LDR)

Die LDR-Brachytherapie hat die geringste Strahlendosis. Dabei gibt die radioaktive Strahlenquelle sehr langsam, aber kontinuierlich bis zu 2 Gy pro Stunde ab. Dabei handelt es sich um dauerhaft implantierte Seeds. Diese Seeds können dann von einigen Tagen bis zu mehreren Monaten im Tumor belassen werden. 

High-Dose-Rate (HDR)

Die HDR-Brachytherapie hat die höchste Strahlendosis und es werden Strahlen ab 12 Gy pro Stunde abgegeben. Im Gegensatz zur LDR sind die Sitzungen sehr kurz und dauern nur wenige Minuten. Einer der Hauptvorteile ist, dass diese Sitzungen aufgrund der kurzen Dauer ambulant durchgeführt werden können und mit Afterloading-Geräten gut steuerbar sind. 

Pulsed-Dose-Rate (PDR)

Die PDR-Brachytherapie kann als Mischform der LDR und HDR angesehen werden. Hierbei werden, ähnlich wie bei der LDR, geringe Strahlendosen in regelmäßigen Pulsen abgegeben, meistens stündlich mithilfe von Afterloading-Geräten. Die gesamte Behandlung läuft meist über ein bis zwei Tage und erfolgt aufgrund der häufigen Pulse stationär. 

Bei welchen Krebsarten kann die Brachytherapie angewandt werden?

Grundsätzlich können aufgrund der Art der Strahlenapplikation am besten oberflächliche und von außen zugängliche Körperregionen therapiert werden. Daher werden hauptsächlich folgende Krebsarten mit der Brachytherapie behandelt:

Aber auch Krebserkrankungen anderer Körperregionen können durch eine Brachytherapie behandelt werden. Hierzu zählen:

  • Enddarmkrebs
  • Tumoren der Speiseröhre
  • Tumoren der Luftröhre und Bronchien
  • Harnwegstumoren
  • Kopf-Hals-Tumoren
  • Hirntumoren
  • Augentumoren

Hier kann die Strahlenquelle bei der Therapie über die jeweilige Körperöffnung in den Körper eingeführt werden, sodass ein direkter Kontakt mit dem Tumor hergestellt werden kann. Dies verringert die zu applizierende Strahlendosis und verkürzt die Dauer der Therapie. Zusätzlicher Vorteil ist die nicht zwingende stationäre Behandlung. Durch die weniger häufigen Therapiesitzungen ist oft auch eine ambulante Brachytherapie möglich.

Welche Vorteile und Nebenwirkungen hat die Brachytherapie?

Grundsätzlich gilt, je weniger das umliegende Gewebe und je mehr der Tumor bestrahlt wird, desto besser. Dies ist der Vorteil, den die Brachytherapie bietet. Leider bietet sich diese Möglichkeit nicht für alle Arten von Krebs, da ein Zugangsweg über Mund, After, Scheide oder ein Aufliegen auf der Haut bei Hautkrebs notwendig ist. Durch die fokussierte Bestrahlung wird auch das Rezidivrisiko gesenkt (Risiko, dass der Tumor wieder auftritt).

Trotz der genauen Bestrahlung des Tumors bringen radioaktive Strahlen immer Nebenwirkungen mit sich. So kann es während der Behandlung zu Schwellungen, Blutungen, Ausfluss, Beschwerden beim Wasserlassen, Durchfall und Hautabschuppung bzw. Hautreizung kommen. Während dieser Zeit können Medikamente helfen, diese Beschwerden zu lindern. Die meisten Nebenwirkungen klingen nach 4-8 Wochen nach der Therapie ab, wenn die Körperzellen Zeit hatten, sich zu regenerieren.

In seltenen Fällen kann es auch dauerhaft zu Störungen der Verdauungsorgane (Durchfall) oder der Blase kommen. Ebenso kann es bei Bestrahlung der Brust oder Haut zu Narbenbildung kommen, was eine Nachbehandlung nötig macht. Die Seeds betreffend müssen keine besonderen Vorkehrungen getroffen werden. Die Reichweite der Strahlen ist auf das Organ begrenzt. Mitmenschen werden somit keiner zusätzlichen Strahlendosis ausgesetzt.

Brachytherapie Kostenübernahme

Die Frage, ob die Brachytherapie generell von den Krankenkassen übernommen wird oder selbst bezahlt werden muss, ist nicht eindeutig zu beantworten. Das hängt davon ab, welcher Krebs per Brachytherapie bestrahlt wird, ob der Patient an einer Studie teilnimmt und ob die behandelnden Ärzte die Notwendigkeit einer Brachytherapie medizinisch begründen können. 

Beispielsweise ist bei Prostatakrebs die Wirksamkeit der Brachytherapie im Vergleich zu anderen Therapieverfahren durch Studien nicht eindeutig belegt. Daher sollte eine Kostenübernahme durch die Krankenkasse im Vorfeld geklärt werden.

Im Vergleich zählt die Brachtherapie bei Gebärmutterhalskrebs zu einem etablierten Verfahren. Wenn die behandelnden Ärzte die Notwendigkeit einer Brachytherapie medizinisch begründen können, werden die Kosten in der Regel von den Krankenkassen übernommen.

Es ist also ratsam, sich im Vorfeld einer Brachytherapie-Behandlung, über die Kostenübernahme bei den behandelnden Ärzten und der Krankenkasse zu erkundigen.

Welche Ärzte und Kliniken sind Spezialisten für die Brachytherapie?

Spezialisten für alle Arten der Brachytherapie sind Fachärzte für Strahlentherapie und Radioonkologie. Die Planung und Durchführung erfolgt meist an großen Universitätskliniken oder Krankenhäusern mit spezialisierten Strahlentherapieabteilungen, da eine besondere technische Ausstattung erforderlich ist. 

Wir möchten Ihnen dabei helfen, den passenden Spezialisten oder die richtige Klinik für Brachytherapie zu finden. Alle hier gelisteten Fachärzte und Kliniken wurden aufgrund ihrer umfangreichen Erfahrung ausgewählt und stehen Ihnen für eine kompetente Beratung zur Verfügung.

Quellen:

Fachbeiträge

Podcast
Privatdozentin Dr. med. Kristina Lössl, stv. Chefärztin Radio-Onkologie Inselspital Bern

Brachytherapie bei Brustkrebs / Mammakarzinom: PD Dr. Kristina Lössl

Eine Teilbestrahlung der Brust direkt im Tumorbett von innen heraus zeigt gute Erfolge und schont gleichzeitig benachbarte Gewebe und Organe.