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Kleine Steine, große Schmerzen

 Urologie St. Anna - Aussenansicht

Urologie St. Anna

PD Dr. Frédéric Birkhäuser und PD Dr. Pascal Zehnder

Uroonkologie

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Nierensteine

Wenn sich aus der Vielzahl von Salzen und Elektrolyten im Urin Kristalle bilden, können diese heftige Schmerzen auslösen und je nach Lage auch eine Nierenkolik verursachen. PD Dres. med. Frédéric Birkhäuser und Pascal Zehnder sind Spezialisten für Urologie in der Gemeinschaftspraxis für Urologie St. Anna in Luzern/Schweiz. In Ihrer Gemeinschaftspraxis setzten sich insbesondere auch die beiden Partner Dres. med. Felix Moltzahn und Philipp Huber mit Steinbehandlungen auseinander. Sie bringen viel Erfahrung in minimal-invasiver Behandlung von Steinen mit. PD Dres. med. Frédéric Birkhäuser und Pascal Zehnder beantworten die wichtigsten Fragen zur Behandlung von Nieren-, Blasen- und Harnleitersteinen.

Interview: Susanne Amrhein, PRIMO MEDICO

Warum entstehen Steine in der Niere, Blase oder den Harnleitern?

PD Dres. med. Frédéric Birkhäuser

PD Dr. Birkhäuser: „Häufig wirken verschiedene Faktoren zusammen, eine große Rolle spielt die Trinkmenge: Ist sie zu gering, kristallisieren Salze und Elektrolyte. Ein weiterer Faktor ist die Ernährung, da sie Einfluss auf die Zusammensetzung des Urins hat. Eistee enthält z.B. viele Oxalate, die in zu hohem Maße die Bildung von Calcium-Oxalat-Steinen begünstigen. Magnesium und Citrate dagegen  verhindern die Steinbildung. Seltener werden Nierensteine durch eine genetische Vorbelastung, bzw. Infekte oder andere Abflussstörungen verursacht.“

Was sind typische Symptome von Blasen- oder Nierensteinen?

PD Dres. med. Pascal Zehnder

PD Dr. Zehnder: „Egal ob die Steine haselnussgroß oder winzig klein sind wie beim Harngries, sie verursachen in den meisten Fällen stärkste akute Schmerzen im hinteren und seitlichen Unterbauch. Frauen vergleichen den Schmerz manchmal mit Geburtsschmerzen. Wenn der Stein von der Niere in den Harnleiter wandert, entstehen häufig Stauungen, die eine Nierenkolik auslösen können. Selten und eher untypisch bei Nierensteinen sind dumpfe Unterleibsschmerzen, deren Herkunft sich nicht genau feststellen lässt.“

Mit welchen Diagnoseverfahren können Nierensteine nachgewiesen werden?

PD Dr. Birkhäuser: „In einem ersten Schritt wird der Urin kontrolliert. Da die scharfkantigen Steine in der Niere, der Blase oder den Harnleitern oft kleine Verletzungen verursachen, sind im Urin Blutspuren nachweisbar. Bei einer Ultraschalluntersuchung der Niere kann ein Stein oder aber die Stauung, die er verursacht, lokalisiert werden. In einem zweiten Schritt könnte zur Abklärung noch eine Bildgebung durch eine Computertomographie (CT) ohne Kontrastmittel erfolgen. Eine Magnetresonanztomographie (MRT/MRI) ist zur Diagnose von Nierensteinen nicht sinnvoll.“

Wie können Nierensteine behandelt werden?

PD Dr. Zehnder: „Jeder Stein muss anders behandelt werden. Die Therapie ist abhängig von der Lage, der Größe, der Art und der Anzahl. Die häufig auftretenden calciumhaltigen Steine sind leider nicht lösbar. Die Ausnahme sind Harnsäuresteine, die sich durch bestimmte Medikamente im Urin lösen lassen. Früher hat man Steine offen herausoperiert, aber diese Zeiten sind zum Glück vorbei. Bei Steinen in der Niere und in den Harnleitern ist es in 90 Prozent der Fälle möglich, sie durch Stoßwellen zu zertrümmern. Dieses Verfahren nennt man Extrakorporale Stoßwellenlithotripsie (ESWL). Falls die Lage es ermöglicht, können Nierensteine auch endoskopisch durch die Harnröhre entfernt werden. Sind die Steine im Nierenbecken zu groß, kommen minimal-invasive Verfahren zum Einsatz. Bei der Perkutanen Nephrolitholapaxie (PNL) wird die Niere punktiert und durch diesen Zugang der Stein per Laser zerstört. Natürlich ist es auch möglich, abzuwarten, ob der Stein von selbst ausgeschieden wird. In akuten Schmerzphasen ist das Zuwarten aber nicht ratsam. In einigen Fällen kann eine Harnleiterschiene helfen, ein Festsetzen des Steins oder einen Harnstau zu verhindern.“

Ist eine extrakorporale Steinzertrümmerung (ESWL) schmerzhaft für die Patienten?

PD Dr. Birkhäuser: „Die Schallwellen werden von außen appliziert und sind natürlich spürbar. Daher wird die Intensität an die Narkose angepasst. Bei einer regionalen Anästhesie werden wir diese eher niedrig dosieren. In einer Vollnarkose können wir die Stoßwellenenergie erhöhen. Viele Patienten beschreiben das Gefühl nach der ESWL-Behandlung so, als hätten sie einen Fußtritt bekommen.“

Wie groß sind die Erfolgschancen der ESWL?

PD Dr. Zehnder: „Nach drei Monaten sind 80 Prozent der Patienten steinfrei. Bei etwa 10 Prozent ist eine zweite oder auch dritte Wiederholung notwendig.“

Welche Risiken birgt das Verfahren der extrakorporalen Steinzertrümmerung?

PD Dr. Birkhäuser: „Es ist grundsätzlich ein sehr schonendes und risikoarmes Verfahren, das ambulant in einer Tagesklinik ausgeführt werden kann. Voraussetzung ist allerdings, dass das Gerät von gut ausgebildeten und erfahrenen Urologen bedient wird. Falls die Stoßwellen zu stark dosiert sind oder sie ‚daneben schießen’, können gefährliche Blutungen in der Niere auftreten. Ein besonderes Risiko besteht bei sehr schlanken Menschen oder bei Patienten die Blutverdünner einnehmen. Sofern besondere Risikofaktoren bestehen, behalten wir die Patienten eine Nacht zur Beobachtung in der Klinik. Man muss allerdings auch erwähnen, dass natürlich auch bei einer endoskopischen Steinentfernung die Gefahr besteht, dass dadurch Blutungen oder Verletzungen provoziert werden.

Wie groß ist die Wahrscheinlichkeit, dass sich nach einer erfolgreichen Behandlung erneut Nierensteine bilden?

PD Dr. Zehnder: „Wer im höheren Alter, z.B. mit 70 Jahren, zum ersten Mal unter einem Nierenstein leidet, hat in der Regel keine Probleme mit einer erneuten Steinbildung. Bei Nieren- oder Blasensteinen im jüngeren Alter und wenn vielleicht auch bei anderen Familienmitgliedern Steine aufgetreten sind, sollte man unbedingt einen Nierenspezialisten konsultieren und die Trinkmenge, Ernährung und auch das Gewicht anpassen. Ansonsten liegt das Rezidiv-Risiko bei etwa 50 Prozent. Um Nierensteinen vorzubeugen, sollte man generell viel trinken, gut über den Tag verteilt und möglichst nicht nur Kaffee. Denn wie Tee enthält auch Kaffee viel Oxalat, das die Bildung von Nierensteinen begünstigt.“

Für interessierte Fachärzte: https://www.springer.com/us/book/9783319776392


Podcast Vasovasostomie

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