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Bessere Überlebenschancen bei Lungenkrebs

Neoadjuvante Immuntherapie

Eine neoadjuvante Immuntherapie wird vor einer geplanten Krebsoperation durchgeführt, um den Tumor zu verkleinern. In vielen Fällen wäre sonst keine Operation möglich, erklärt Prof. Dr. med. Christian Meyer zum Büschenfelde, Krebsspezialist und Direktor der Klinik für Hämatologie, Onkologie, Immunologie und Palliativmedizin der St.Vincentius-Kliniken in Karlsruhe.

Interview: Susanne Amrhein, PRIMO MEDICO

Was bewirkt eine neoadjuvante Immuntherapie?

Prof. Meyer zum Büschenfelde: „Diese Therapie wird eingesetzt, wenn der Tumor in der Ausgangssituation zu groß ist, um ihn zu operieren. Das Ziel ist, den Tumor zu verkleinern und so die Prognose für die Patienten zu verbessern bzw. im besten Fall eine Heilung zu erreichen.“

Für welche Patienten kommt eine neoadjuvante Immuntherapie in Frage?

Prof. Meyer zum Büschenfelde: „Die beste Datenlage haben wir bisher bei der Behandlung von Lungenkrebs. Es ist allerdings auch überlegenswert, die vorgeschaltete Immuntherapie bei schwarzem Hautkrebs (Melanomen), Kopf-Hals-Tumoren oder Urogenital-Tumoren anzuwenden.“

Wie wirkt die Immuntherapie?

Prof. Meyer zum Büschenfelde: „Einfach erklärt stärken wir das körpereigene Immunsystem. So ist es in der Lage, den Tumor zu erkennen und die Tumorzellen anzugreifen und abzutöten.“

Kann eine Immuntherapie auch mit anderen Verfahren, wie z.B. einer Chemotherapie, kombiniert werden?

Prof. Meyer zum Büschenfelde: „Das ist auf jeden Fall sinnvoll. Bei einer kombinierten neoadjuvanten Chemo-Immuntherapie verbessert sich die Datenlage deutlich. In Bezug auf eine Kombination mit neoadjuvanter Bestrahlung (Radiotherapie) laufen bereits Untersuchungen. Ich kann mir gut vorstellen, dass diese Kombination ebenfalls in Zukunft angewandt wird.“

Wie läuft ein Immuntherapie ab?

Prof. Meyer zum Büschenfelde: „Bei Lungenkarzinomen sind es in der Regel drei Behandlungszyklen: Alle drei Wochen erhalten die Patienten jeweils drei Infusionen. Die Behandlung kann ambulant erfolgen.“

Welche Nebenwirkungen gibt es?

Onkologie -Spezialist

Prof. Meyer zum Büschenfelde: „Die Nebenwirkungen entsprechen denen einer Chemotherapie. Dazu gehören Haarausfall, Abgeschlagenheit und mögliche Veränderungen des Blutbilds. Durch die Aktivierung des Immunsystems können Autoimmunreaktionen auftreten, bei denen sich das Immunsystem gegen körpereigene Organe richtet. Dies kann unter anderem allergische Reaktionen mit Juckreiz, Gelenkbeschwerden oder Durchfall auslösen. Allerdings verfügen wir über gute Begleitmedikamente, um solche Nebenwirkungen abzumildern. Ansonsten wäre eine ambulante Behandlung gar nicht vertretbar. Natürlich ist es eine anstrengende Therapie. Aber sie ist für viele Betroffene die einzige Chance, ihr Überleben zu sichern.“

Wie wird der Erfolg der Behandlung kontrolliert?

Prof. Meyer zum Büschenfelde: „Nach den drei Behandlungszyklen, nach 9 Wochen, wird die Entwicklung des Tumors durch eine CT-Bildgebung (Computertomographie) kontrolliert. Anschließend wird die Situation der Patienten erneut in einem Tumor-Board diskutiert. Im Vordergrund steht die Frage, ob der Tumor ausreichend geschrumpft ist, um ihn zu operieren. Theoretisch wäre auch eine Verlängerung der neoadjuvanten Immuntherapie möglich. Aber wenn sich nach neun Wochen kein ausreichender Erfolg eingestellt hat, sollten Alternativen gesucht werden.“

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