An die Hormondrüsen denken
Schilddrüse/Hypophyse
Die Symptome von Erkrankungen der Schilddrüse und auch der Hypophyse, der Hirnanhangsdrüse, sind häufig unspezifisch, können aber durch eine gezielte Blutuntersuchung nach ausführlicher Anamnese-Erhebung nachgewiesen werden.
Susanne Amrhein, PRIMO MEDICO
Müdigkeit oder Herzrasen, Verstopfung oder Durchfall – wer denkt bei diesen weit verbreiteten Beschwerden schon an Hormone, bzw. die Schilddrüse oder die nur erbsengroße Hypophyse (Hirnanhangsdrüse)? Beide Drüsen sind allerdings äußerst wichtig für die Regulierung unseres Hormonhaushalts und dessen vielfältige Auswirkungen. So beeinflusst die Hormonproduktion der Hypophyse Wachstum, Fortpflanzung und Stoffwechsel, die der Schilddrüse u.a. den Energiestoffwechsel, das Zellwachstum und den Knochenerhalt. Dr. med. Mirjam Faulenbach ist Spezialistin für Endokrinologie und Leiterin des Hormon Zentrums Zürich. Sie rät Hausärzten und Patienten, bei unklaren Beschwerdebildern unbedingt an Schilddrüse und Hypophyse zu denken: „In einer Blutprobe können für die Schilddrüse der fT3-, fT4- und TSH- Spiegel bestimmt werden. Andere Parameter geben Aufschluss über die Hormonproduktion der Hirnanhangsdrüse. Sowohl bei der Schilddrüse, als auch bei der Hypophyse kann es zu Störungen der Hormonproduktion kommen. In beiden Drüsen können sich außerdem Knoten oder Tumore bilden. Im Gegensatz zu den tastbaren Schilddrüsenknoten sind Hypophysenadenome nicht tastbar und können über lange Zeit unauffällig bleiben.
Die Symptome einer Schilddrüsenerkrankung
Sofern sich die Schilddrüse vergrößert oder einen Knoten bildet, ist dies aufgrund der exponierten Lage unterhalb des Kehlkopfes im Hals leicht zu spüren oder zu ertasten. Schwieriger wird die Diagnose bei einer Unter- oder Überfunktion der Schilddrüse. Symptome einer Unterfunktion werden durch einen Mangel an Schilddrüsenhormonen ausgelöst. Mögliche Folgen: ständige Müdigkeit, ein träger, zu Verstopfung neigender Darm, Stimmungstiefs bis hin zur Entwicklung einer Depression. Bei einer Überfunktion dagegen klagen Betroffene über Herzrasen, Schlafstörungen, Unruhe, Gereiztheit oder auch Durchfall.
Die Symptome einer Hypophysen-Störung
Die Beschwerden bei einer Unterfunktion der Hypophyse sind noch vielfältiger, erklärt Dr. Faulenbach: „Je nachdem kann es bei einer Überproduktion bestimmter Hormone der Hypophyse zu verschiedensten unspezifischen Beschwerden kommen wie Bluthochdruck, Diabetes, Übergewicht, oder Schlaf-Apnoe. Zudem kann es vorkommen, dass Schuhe und Ringe nicht mehr passen oder dass Knorpel in den Ohren und in der Nase verstärkt wachsen. Frauen können über Zyklusstörungen, angeschwollene Brüste oder eine ungewöhnliche Milchproduktion klagen, Männer dagegen über den Verlust ihrer Libido und Potenz. Sofern sich an der Hypophyse ein gutartiger Tumor, ein sogenanntes Hypophysenadenom, gebildet hat, führt dies entweder zu einer Hormonüberproduktion, z.B. mit Prolaktin, oder zu einem Ausfall der Hypophysenfunktion. Unbehandelt kann ein Hypophysenadenom aufgrund der Lage unterhalb der Sehbahn bei größerem Volumen auf den Sehnerv drücken, dadurch kommt es zu Beeinträchtigungen des Gesichtsfelds und kann bei starkem Druck auf die Sehbahn sogar zur vollständigen Erblindung führen“.
Schilddrüsenerkankungen behandeln
Sofern sich eine Unterfunktion der Schilddrüse findet, kann dies mit Hilfe von Hormonersatz-Medikamenten ausgeglichen werden. Bei einer Überfunktion der Schilddrüse wird die unerwünschte Aktivität ebenfalls mit Hilfe von Medikamenten geblockt. Alternativ kann bei Überfunktion eine Radiojod-Therapie diskutiert werden. Durch die Einnahme radioaktiven Jods sammelt sich dieses in der Schilddrüse und zerstört Schilddrüsenzellen von innen. Auch nach bereits erfolgten Krebsoperationen kommt diese Therapie erfolgreich zum Einsatz“, erklärt Dr. Faulenbach. Bei einem Kropf (Vergrößerung der Schilddrüse), Schilddrüsenknoten oder einer medikamentös nicht einstellbaren Überfunktion kommt auch eine Operation mit Entfernung des Organs in Frage. Nach einer Operation oder Radiojod-Therapie ist die darauf folgende Unterfunktion für den Rest des Lebens mittels Gabe von Schilddrüsenhormonen auszugleichen.
Hypophysen-Störungen behandeln
„Die Behandlung der Hypophysenstörung ist die hohe Kunst der Endokrinologie“, erklärt Hormonspezialistin Faulenbach. „Zum einen muss man genau überprüfen, ob es sich um ein hormon-aktives oder inaktives Adenom handelt. Bei einem Hormonausfall wird ein entsprechender Hormonersatz gestartet, bei einer Hormonüberproduktion dagegen wird je nach Hormon ein Medikament zur Unterdrückung der Hormonproduktion gewählt oder eine Operation mit Entfernung des Adenoms geplant. Der Nachweis der Lage und Größe eines Hypophysen-Tumors erfolgt mittels Bildgebung (MRT)“.
Chirurgische Eingriffe an Schilddrüse oder der Hypophyse
Wenn sich an der Schilddrüse ein sichtbarer Kropf , ein störender Knoten oder ein Schilddrüsenkrebs gebildet hat, wird dies chirurgisch entfernt. Auch bei einem Hypophysenadenom wird eine neurochirurgische Operation durchgeführt, wenn eine Hormonaktivität besteht, welche nicht mit Medikamenten kontrolliert werden kann, die Tumorgröße umliegende Gefäße und Nerven quetscht oder es zu einem Wachstum kommt. Tumore der Hypophyse können relativ unkompliziert durch einen Zugang über die Nase entfernt werden. Eine Bestrahlung (Radiotherapie) der Hypophyse wird aufgrund der Nähe zu Augen und Gefäßen nur selten durchgeführt. „
Erkrankungen von Schilddrüse und Hypophyse vorbeugen
Bei der Hypophyse winkt Hormonspezialistin Faulenbach gleich ab: „Hier gibt es nichts, was Sie gegen Störungen oder Adenome tun können. Auch bei der Schilddrüse ist es häufig eine genetische Veranlagung, die zu einer Erkrankung führt. Es gibt allerdings Thesen, nach denen psychischer und physischer Stress Schilddrüsenleiden hervorrufen können“. Unser Stoffwechsel funktioniere noch genauso wie in der Steinzeit und sei nicht besonders gut an die Anforderungen des 21. Jahrhunderts angepasst, erklärt Dr. Faulenbach. Daher ist es wichtig, auf seinen biologischen Rhythmus zu achten, sich ausreichend Schlaf und eine gesunde Ernährung zu gönnen. „Und es macht Sinn, die Vorsorgemöglichkeiten zu nutzen“, rät Dr. Faulenbach. „Bis zum Alter von 50 Jahren sollte man alle fünf Jahre Zucker- und Schilddrüsenwerte überprüfen lassen, ab 50 dann alle zwei bis drei Jahre“. Und vor allen Dingen im Kopf behalten: Bei schwammigen Beschwerden oder Diagnosen an Schilddrüse und Hypophyse denken.
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