Wie gesund sind Superfoods?
Superfood
Als Superfoods gelten Lebensmittel, die einen überdurchschnittlich hohen und konzentrierten Anteil an wertvollen Inhaltsstoffen enthalten, wie z.B. Vitamine, Mineralstoffe und Antioxidantien. Ob sie halten, was ihr Name verspricht, ist unklar.
Susanne Amrhein, PRIMO MEDICO
Superfoods helfen beim Abnehmen, verzögern den Alterungsprozess oder steigern das Konzentrations- und Leistungsvermögen: Glaubt man den Angaben der Hersteller, so gibt es kaum ein Gesundheitsproblem unserer Zeit, das sich nicht durch den Verzehr der sogenannten Superfoods lösen ließe.
Und tatsächlich enthalten viele Nahrungsmittel, die als Superfood bezeichnet werden, eine hohe Konzentration an Stoffen, die unserem Organismus gut tun.
Zu den am häufigsten genannten Superfoods zählen:
- Acai- und Goji-Beeren
- Matcha-Tee
- Chia-Samen
- Weizengras
- Mikroalgen wie z.B. Spirulina
Aber wie gesund sind diese Superfoods wirklich? Der Hamburger Ernährungsmediziner Dr. med. Matthias Riedl, bekannt aus der Fernsehserie „Die Ernährungs-Docs“ und Leiter der medicum Hamburg MVZ GmbH sieht den Trend „Superfood“ zum einen positiv, zum anderen kritisch:
„Die Superfoods bestechen durch ihre hohe Konzentration gesunder Bestandteile. Allerdings sorgt dies für einen sehr einseitigen Blick auf unsere Ernährung, die nur durch das Zusammenspiel verschiedener Nahrungsmittel ausgewogen und gesund wird. Die Mischung macht’s, nicht die Einzelelemente“.
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Auch Superfoods sollten frisch sein
Das Problem der Superfoods ist, dass sie häufig aus exotischen Ländern stammen und uns in Europa nur als Trockenfrüchte oder Extrakte zur Verfügung stehen.
„Frische Acai-Beeren aus Anbaugebieten der Amazonasregion sind reich an pflanzlichen Proteinen, Antioxidantien, Kalzium und Vitaminen. Bei der getrockneten Variante, die bei uns erhältlich ist, sind viele dieser hochwertigen Inhaltsstoffe verloren gegangen“, erklärt Dr. Riedl. Dasselbe gelte für Goji-Beeren und Matcha-Tee, die meist getrocknet oder in Pulverform verkauft und verzehrt werden.
100 Gramm getrocknete Goji-Beeren enthalten maximal 148 Milligramm Vitamin C. 100 Gramm frische Johannisbeeren dagegen 177 Milligramm. Und unsere heimischen Sauerkirschen und Heidelbeeren können es locker mit der viel gepriesenen Acai-Beere aufnehmen. „Hinzu kommt, dass in ausländischen Anbaugebieten nicht überall so strenge Richtlinien herrschen wie bei uns in Deutschland, so dass Produkte aus dem Ausland zum Teil mit Pestiziden und anderen Schadstoffen verunreinigt sind“, so der Ernährungs-Doc.
Lokale Superfoods genießen
Die Bezeichnung „Superfood“ ist genau genommen ein Marketingbegriff. Eine rechtlich bindende Definition gibt es nicht. Viele Hersteller schmücken sich mit dem Begriff oder fügen die sogenannten Superfoods ihren Fertigprodukten bei. Unnötig, findet Matthias Riedl:
„Wer regelmäßig zu frischem Obst und Gemüse greift, ernährt sich ‚super’ genug. Alles andere halte ich für eine Mär der Lebensmittelindustrie. Jeder frische Apfel ist gesünder als ein mit getrockneten Goji-Beeren angereicherter Müsliriegel."
Allerdings gibt es ein Superfood, für das Matthias Riedl gerne wirbt: den Kohl. Broccoli, Rot-, Weiß-, Grün- und Rosenkohl verfügen allesamt über Kohlenhydrate, die langsam ins Blut übergehen, reichlich Ballaststoffe, Vitamine und starke sekundäre Pflanzenstoffe.
„Die Bitterstoffe, mit denen sich Bodengemüse wie Kohl gegen Raupen und Würmer wehren, wirken beim Menschen Zellveränderungen entgegen, das heißt sie können sogar Krebserkrankungen vorbeugen", betont Dr. Riedl. Ein weiterer Vorteil dieses heimischen Superfoods: Sämtliche Kohlsorten sind das ganze Jahr über frisch erhältlich, und das auch noch zu günstigen Preisen.
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