Informationen zum Bereich Komplementäre Krebstherapie
Was versteht man unter Komplementärmedizin?
Die Komplementärmedizin reicht von anerkannten Therapien wie psychosoziale Unterstützung, Physiotherapie und Ernährungsschulung bis zu Behandlungsansätzen, die in vielen Fällen keine wissenschaftlich plausible Erklärung auf biologischer Basis liefern und in wissenschaftlichen Studien keine Wirkung über den Placebo Effekt hinaus zeigen. Außerdem bietet die Komplementärmedizin unter anderem viele verschiedene Diagnosemethoden an, die möglicherweise aus Sicht der evidenzbasierten Medizin zu Fehldiagnosen führen kann, die unnötige und kostspielige Therapien mit sich bringen.
Komplementäre oder alternative Krebstherapie - Was ist der Unterschied?
Während die Komplementärmedizin das Ziel der Unterstützung hat, zielt die alternative Medizin oft auf ein grundlegend anderes Verständnis für den Menschen und Krankheiten ab und Anhänger lehnen die evidenzbasierte Medizin als gefährlich oder schädlich ab.
In Studien auch Therapieerfolge der Komplementärmedizin mit dem Placebo Effekt und dem Effekt der Leitlinientherapie verglichen. Die Leitlinientherapie wird in regelmäßigen Abständen durch Fachgesellschaften ergänzt und basiert auf kontrollierte klinische Studien. Diese stehen öffentlich in Fachzeitschriften und wurden zuvor durch verschiedene Wissenschaftler des gleichen Fachgebiets überprüft. Für die Aufnahme einer Behandlung in die Leitlinie werden sowohl der Nutzen als auch die Nebenwirkungen einbezogen.
Bestimmte Therapien konnten in solchen Studien einen Behandlungserfolg zeigen, der besser ist als der Placebo Effekt und mit der Leitlinientherapie gleichwertig ist. Darunter gehört beispielsweise die Schmerzreduktion bei Kniearthrose durch Akupunktur.
Die Behandlungen der Komplementärmedizin werden nur in Ausnahmefällen von den gesetzlichen Krankenkassen bezahlt oder bezuschusst. Die Komplementärmedizin kann sowohl von Ärzten als auch von anderen Heilberufen Angeboten werden. Die von Krankenkassen bezuschussten Verfahren der Komplementärmedizin wie z.B. die Akupunktur bei chronischen Knie- und Lendenwirbelsäulenschmerzen, können nur bei Ärzten mit Zusatzbezeichnung der Ärztekammer durchgeführt werden.
Die WHO beschreibt 5 Gruppen von komplementären und alternativen Heilverfahren:
- Traditionelle Medizinsysteme, z.B. Traditionelle Chinesische Medizin (TCM) oder Ayurveda
- Biologische Therapien
- Manipulative Therapien wie Chirotherapie und Osteopathie
- Körper-Geist-Therapien
- Energie-Therapien
Welche komplementären Verfahren werden für Krebspatienten angeboten?
Die evidenzbasierte Medizin zielt bei der Krebstherapie auf die Elimination des Krebsgeschwürs und dessen Ausläufer ab. Der Krebs kann operativ entfernt werden, mit Chemotherapie oder Strahlentherapie abgetötet werden. Fachärzte für Onkologie sin bei der Krebsbehandlung die ersten Ansprechpartner.
Die alternativen Verfahren lehnen eine solche Herangehensweise ab und verfolgen den Glaubensansatz, dass durch äußere Einwirkungen verschiedener Art der Körper dazu befähigt werden kann, den Krebs selbstständig zu bekämpfen. Die evidenzbasierten Methoden werden abgelehnt, da sie durch die Anhänger der alternativen Krebstherapie als aggressiv und schädlich angenommen werden.
Die Komplementärmedizin zielt bei der Krebstherapie auf folgende Punkte ab. Die Wirkung der einzelnen Ansätze finden bei jedem Patienten unterschiedliche Wirkung. Oft werden verschiedene Möglichkeiten ausprobiert bis ein befriedigendes Ergebnis gefunden wird.
- das Immunsystem stärken mit Entgiftungsbehandlung, Sanierung von anderen „Baustellen“ im Körper, Bewegungstherapie, Schmerztherapie durch Akupunktur, Schröpfen und homöopathische Mittel.
- die Nebenwirkungen der durchgeführten Therapien mildern durch pflanzliche Mittel, Ernährungsumstellung, Lichttherapie, Waldspaziergänge, Nahrungsergänzungsmittel
- die Lebensqualität zu verbessern
- psychischen Stress abfedern durch Gesprächstherapie, Beschäftigungstherapie, autogenes Training, Yoga, Muskelrelaxation nach Jacobson, Lebensberatung
Nutzen und Kritik der Komplementärmedizin bei der Krebsbehandlung
Die Komplementärmedizin bei der Krebstherapie unterstützt Betroffene in einer schwierigen Phase bei der physischen und psychischen Bewältigung ihrer Erkrankung. Durch das vielfältige Angebot kann individuell auf die Krebspatienten eingegangen werden und die bestmögliche unterstützende Begleittherapie gefunden werden, um eine gute Lebensqualität während und nach der Krebstherapie zu ermöglichen. Die häufigsten Probleme während der Krebstherapie sind Schmerzen, Ängste, Schlaflosigkeit, Appetitlosigkeit und Gewichtsabnahme, Müdigkeit und Schwächegefühl, depressive Verstimmungen und Antriebslosigkeit.
Betroffene sollen bei der Auswahl ihres Therapeuten unbedingt auf die Seriosität achten und sich selbst die Frage stellen, was man sich von der Komplementärmedizin verspricht. Eine gute Herangehensweise ist es, beim nächsten Termin in der Klinik oder beim Hausarzt den Wunsch anzusprechen, statt auf eigene Faust einen Therapeuten zu finden. Vorsicht ist geboten, wenn ein Therapeut von der evidenzbasierten Medizin abrät und rein auf alternative Methoden setzt, wie beispielsweise eine Diät mit einem bestimmten Nahrungsmittel.
Eine Zweitmeinung durch einen weiteren Arzt kann jeder Patient immer einholen. Auch eine Vorauszahlung oder Barzahlung der Behandlung sollte die Betroffenen stutzig machen. Ärzte, die eine Komplementärbehandlung anbieten, rechnen nach der Gebührenordnung für Ärzte (GOÄ) ab; eine willkürliche Preisfestlegung ist nicht erlaubt. Ebenfalls ist es empfehlenswert bei der Krankenkasse vor der Therapie anzufragen, ob die Kosten erstattet oder bezuschusst werden.
Obwohl die Komplementärmedizin auf pflanzliche Arzneimittel und schonende Methoden setzt, können durchaus Nebenwirkungen durch diese ergänzende Behandlung entstehen. Die Zulassung von homöopathischen Mitteln unterliegt nicht den gesetzlichen Anforderungen für Arzneimittel und müssen meistens nicht in aufwändigen Verfahren zugelassen werden, sondern nur registriert werden. Seriöse Therapeuten klären Patienten immer vor der Einnahme von solchen Präparaten über mögliche Nebenwirkungen auf.
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