Spezialisten für Gangunsicherheit
1 Spezialist gefunden
Informationen zum Bereich Gangunsicherheit
Was versteht man unter Gangunsicherheit im Alter?
Die Gangunsicherheit im Alter ist ein häufiges Phänomen, das durchschnittlich ein Drittel aller Menschen über 70 betrifft. Darunter versteht man Gangstörungen, die eine Instabilität und Unsicherheit beim Gehen verursachen. Das äußert sich damit, dass die Betroffenen langsamere und kürzere Schritte gehen und ein insgesamt ängstliches und unsicheres Gangbild zeigen.
Die häufigsten Ursachen einer Gangunsicherheit im Alter haben einen motorischen, neurologischen oder psychogenen Ursprung. Häufig liegt auch eine Kombination von mehreren Faktoren vor. Dadurch erhöht sich das Sturzrisiko, was bei älteren Patienten schwerwiegende Folgen haben kann, wie Knochenbrüche und Kopfverletzungen, die oft mit einem Krankenhausaufenthalt verbunden sind.
Häufige Ursachen für Gangunsicherheit bei älteren Menschen
Die Ursachen für eine Gangunsicherheit im Alter sind vielfältig und können in motorische, neurologische, psychogene und internistische Ursachen unterteilt werden.
Zu den motorischen - oder auch orthopädischen - Ursachen gehören Erkrankungen des Bewegungsapparates. Darunter fallen altersbedingte Muskelschwäche (Sarkopenie) und Gelenkerkrankungen. Letztere können entzündlich, degenerativ oder traumatisch bedingt sein. Durch die Veränderungen der Gelenke oder Muskeln verringert sich die Mobilität, was zu einer motorischen Gangunsicherheit führen kann.
Neurologische Ursachen beinhalten alle Erkrankungen der Nervenzellen und des Gehirns. Wenn die Anteile betroffen sind, die für Koordination, Gleichgewicht und Motorik verantwortlich sind, so kann das eine Gangunsicherheit verursachen. Dazu gehören auch sensorische Defizite wie Gleichgewichtsstörungen (vestibuläres System) und Sehstörungen. Zu den häufigsten neurologischen Erkrankungen, die eine Gangstörung verursachen, gehören:
- Periphere Nervenschäden
- Schlaganfälle
- Hirnblutungen
- Hirntumoren
- Multiple Sklerose
- Degenerative Erkrankungen (z.B. Morbus Parkinson)
- Vestibuläre Erkrankungen
Zu den psychogenen Ursachen gehören psychische Beeinträchtigungen wie Angst, Depressionen und psychogener Schwindel. Insbesondere die Angst vor einem Sturz - häufig nach einem vorherigen Sturzereignis - führt dazu, dass Betroffene ihr Gangbild aus Angst verändern. In einigen Fällen kann eine solche Angst sogar zur kompletten Vermeidung von Gehen und somit zu einer langfristigen Einschränkung der Mobilität führen.
Auch internistische Erkrankungen wie Herz-Kreislauf-Erkrankungen können eine Gangunsicherheit begünstigen. Viele ältere Patienten haben häufig Erkrankungen, wofür sie täglich mehrere Medikamente gleichzeitig einnehmen - man spricht hierbei von einer Polypharmazie. Dabei steigt das Risiko von unerwünschten Wechselwirkungen zwischen den Medikamenten und Nebenwirkungen. Insbesondere Psychopharmaka, blutdrucksenkende Medikamente und Benzodiazepine können Schwindel und Blutdruckabfälle verursachen.
Zusammenhang von Gangunsicherheit und Schwindel: Zwei Symptome, eine Ursache?
Nicht selten treten eine Gangunsicherheit und Schwindel zusammen auf, wodurch sich viele Patienten fragen, ob beide Symptome dieselbe Ursache haben. Der Zusammenhang besteht darin, dass Schwindel sich primär auf das Gleichgewicht auswirkt, und das wiederum zu Gangstörungen führt.
Grundsätzlich ist es gut möglich, da Schwindel und Gangunsicherheit häufig durch Störungen des Gleichgewichtssystems verursacht werden. Zu den Komponenten des Gleichgewichtssystems gehören das Innenohr, das Kleinhirn und motorische Areale im Gehirn. Erkrankungen wie Morbus Parkinson, Multiple Sklerose, Schlaganfälle und Nervenschäden können durchaus beide Symptome auslösen. Dasselbe gilt auch für medikamentös bedingten und psychogenen Schwindel.
Jedoch ist es wichtig beide Symptome einzeln diagnostisch abklären zu lassen und zu behandeln, da häufig mehrere Faktoren gleichzeitig vorhanden sind die Schwindel und Gangstörungen begünstigen können.
Typische Symptome und Risikokonstellationen
Folgende Symptome treten bei einer Gangunsicherheit auf:
- Verlangsamter Gang
- Kleinschrittiger Gang
- Schwankender Stand
- Gleichgewichtsstörungen
- Instinktive Suche nach Stützhilfe beim Gehen
- Wiederholte Stürze
- Schwindel
- Sehstörungen
- Kreislaufprobleme
- Angst vor Stürzen
Zu der Risikokonstellation des älteren Patienten mit einer Gangunsicherheit gehört typischerweise:
- Höheres Lebensalter: ab 65 steigt das Risiko für eine Gangunsicherheit stark an
- Multimorbidität: gleichzeitig mehrere chronische Erkrankungen
- Polypharmazie: gleichzeitig Einnahme von mehreren Medikamenten, insbesondere für Nervensystem oder Blutdruck
- Sensorische Defizite: Sehstörungen, Gleichgewichtsstörung
- Psychische Belastung: Angststörung, Depression
- Soziale Faktoren: unbekannte Umgebung, altersunfreundliche räumliche Einrichtung
Diagnostik: Wie wird Gangunsicherheit im Alter abgeklärt?
Die Diagnostik bei einer Gangunsicherheit als Leitsymptom beginnt mit einer ausführlichen Anamnese über die bestehenden Beschwerden. Der Beginn, Verlauf und das Ausmaß der Beschwerden wird erfragt, sowie wichtige begleitende Symptome wie Schwindel, Schmerzen und frühere Sturzereignisse. Auch die bestehenden Vorerkrankungen und der Medikationsplan sollten überprüft werden.
Danach folgt die klinische Untersuchung, bei der die Ganganalyse im Vordergrund steht. Hier werden insbesondere Gleichgewicht und Koordination auf Auffälligkeiten geprüft. Auch eine neurologische Untersuchung sollte durchgeführt werden zur Überprüfung der Muskelkraft, Reflexe und Sensibilität.
Eine Diagnosesicherung kann mit verschiedenen diagnostischen Methoden gestellt werden und ist abhängig von den jeweiligen Verdachtsdiagnosen. Zur Abklärung von neurologischen Ursachen können bei medizinischer Indikation eine Bildgebung des Gehirns (CT oder MRT) oder eine Nervenleitungsuntersuchung (Elektromyographie) durchgeführt werden.
Behandlungsmöglichkeiten und Therapieansätze
Die Therapieansätze für eine Gangunsicherheit im Alter richten sich nach der Ursache. Das Ziel ist vor allem die Vermeidung von Stürzen und damit verbundenen Krankenhausaufenthalten, die mit erhöhten Komplikationen und Mortalität einhergehen. In den meisten Fällen erfolgt die Therapie multimodal und sind eine Kombination aus Ursachenbehandlung, Physiotherapie und Medikationsanpassung.
Bei motorischen bzw. orthopädischen Ursachen steht die mobilitätsaufbauende Physiotherapie im Vordergrund. Hierbei werden ein gezieltes Muskeltraining und Gleichgewichtstraining durchgeführt, und Übungen für zuhause vermittelt. Auch Hilfsmittel wie Rollatoren und Gehstöcke können bei Bedarf verschrieben werden, um mehr Stabilität beim Gehen zu gewähren. Wenn medizinisch erforderlich, kommen bei Gelenkverschleiß oder Gelenkfehlstellungen auch operative Maßnahmen in Erwägung gezogen werden.
Auch bei neurologischen Ursachen kann Gleichgewichtstraining hilfreich sein. Bei neu diagnostizierten Erkrankungen wie Morbus Parkinson, Multiple Sklerose oder Polyneuropathie sollte zusätzlich eine medikamentöse Therapie zur Behandlung der Grunderkrankung eingeleitet werden.
Gleiches gilt für internistische Ursachen. Hier ist besonders das regelmäßige Monitoring der Medikationsliste und möglicher Wechselwirkungen wichtig, gegebenenfalls eine Anpassung der Medikation. Bei psychogenem Schwindel kann eine Psychotherapie sowie Schulung zur Krisenintervention unterstützend sein.
Welche Ärzte und Kliniken sind auf Gangunsicherheit im Alter spezialisiert?
Da die Gangunsicherheit im Alter komplexe Ursachen haben kann, fällt ihre Abklärung oft in das Gebiet mehreren Fachbereichen. Daher ist eine spezialisierte, interdisziplinäre Diagnostik und Therapie essenziell. Eine solche Versorgung sollte ausschließlich durch erfahrene Fachärzte und Kliniken erfolgen, die auf Altersmedizin und Geriatrie spezialisiert sind, sowie Spezialambulanzen für Gang- und Bewegungsstörungen. Oft werden auch Fachärzte der Neurologie und Orthopädie, sowie Physiotherapeuten mit einbezogen.
Wir möchten Ihnen die Suche nach einem passenden Spezialisten oder Klinik für Gangunsicherheit im Alter erleichtern. Alle hier gelisteten Fachärzte und Zentren wurden sorgfältig auf ihre Spezialisierung geprüft und stehen für ihre Anfrage bereit.
Quellen:
- AMBOSS. Schwindel – Wissen @ AMBOSS. 2023.
- Stefanacci, R.G., et al. Gangstörungen bei älteren Menschen. MSD Manual Professional. 2023.
- Plontke, S.K. et al. (2014). Differenzialdiagnose „Schwindel“. Thieme Connect.
- Bauer, J.M., Becker, C., Denkinger, M. & Wirth, R. (Hrsg.) (2024): Geriatrie. 1. Auflage. Stuttgart: Kohlhammer.
- Shah MR, Kumar N, Nand R, Lee S. (2010) Gait and Balance Disorders in Older Adults. American Family Physician, 81(1), 61–68. Available at: https://www.aafp.org/pubs/afp/issues/2010/0701/p61.html [Accessed 5 August 2025].