Tennisarm und Tennisbein vermeiden
Tennisverletzungen
Tennis gehört zu den beliebtesten Sportarten bei Jung und Alt. Aber gerade Freizeitsportler sind beim Tennis auch anfällig für Verletzungen.
Susanne Amrhein, PRIMO MEDICO
Tennis gilt als der ideale Sport für jedes Alter: Neben dem Spaß am Zweikampf ohne Körperkontakt und viel Geselligkeit im Verein weist Tennis hervorragende Trainingseffekte für das Herz-Kreislaufsystem, die Koordination und fast die gesamte Körpermuskulatur auf. Allerdings bringt Tennis auch einige Gesundheitsrisiken mit sich: Der Schlagarm wird einseitig belastet. Es drohen Muskelverletzungen durch schnelle Sprints, Richtungsänderungen oder abruptes Abbremsen. Univ.-Prof. Dr. Rudolf Schabus ist Spezialist für Sporttraumatologie in der Wiener Privatklinik und selbst aktiver Tennis-Spieler. „Jüngere Spieler verletzten sich häufig, weil sie das konsequente Aufwärmen vernachlässigen. Bei älteren Spielern, bei denen die Durchblutung nicht mehr einwandfrei funktioniert, sind es eher Muskel- oder Sehnenverletzungen.“ Die gute Nachricht: Nach einer professionellen Therapie können Betroffene nach fast allen Verletzungen weiter Tennis spielen. Verschleppen sollte man Beschwerden und Schmerzen aber besser nicht.
Häufige Verletzungen beim Tennis
Durch die Schlagbewegung des Armes wird nicht nur der Ellenbogen stark belastet, an dem sich der gefürchtete „Tennisarm“ entwickeln kann, sondern auch die Schulter. „Hier spricht man dann von einer ‚Tennisschulter’“, erklärt Prof. Schabus. Dahinter verbirgt sich eine Tendopathie, also eine schmerzhafte Über- oder Fehlbelastung der Rotatorenmanschetten. „Zu den häufigsten Verletzungen im Tennissport zählen außerdem Meniskusrisse im Knie, Umknickverletzungen mit Bänderrissen am Fußknöchel oder Muskelrisse in der Wade – das sogenannte ‚Tennis-leg’ oder ‚Tennisbein’.“ Sehnenrisse sind nach der Erfahrung des Sporttraumatologen aber zum Glück eher selten. Wenn, dann ist häufig die Achillessehne betroffen. Auch Rupturen der Hamstringmuskulatur am hinteren Oberschenkel oder Facettengelenksläsionen der Wirbelsäule, die zu Arthrosen führen können, zählen zu den typischen Tennisverletzungen.
Tennisarm vor allem bei Freizeitsportlern
Der sogenannte „Tennis-Ellbogen“ oder „Tennisarm“ betrifft deutlich häufiger Laien als Profisportler. Darunter versteht man eine Überlastung der Streckmuskelansätze der Hand, die sich am Ellenbogen befinden. Betroffene klagen über unangenehme Schmerzen bei jeder Armbewegung. Normales Zugreifen oder Lastentragen fällt ihnen schwer. „Durch Fehl- und Überbelastung kommt es in den Sehnen und Sehnenansätzen zu so genannten Mikrorupturen. Wenn diese nicht adäquat abheilen können, führt dies zu dauerhaften degenerativen Veränderungen. Diese sind schmerzhaft und führen zu deutliche Bewegungseinschränkungen“, so Prof. Schabus. Zuerst wird in der Regel versucht, die Entzündung durch Ruhigstellen, Schonen, Salbenverbände, elektromechanische Stimulation oder auch Kortisonspritzen zum Abklingen zu bringen. Schlägt keine der Therapien an oder tritt der Tennis-Ellbogen immer wieder auf, kann eine arthroskopische, ambulante Operation Abhilfe schaffen. Dabei werden die verletzten Strukturen entfernt und ggf. auch schmerzleitende Nervenfasern durchtrennt.
Tennisbein häufig bei Sportlern ab 40
Hinter dem Begriff „Tennis leg“ oder „Tennisbein“ verbirgt sich eine Einrissverletzung der Wadenmuskel, so Sportmediziner Schabus. „Wir beobachten diese Verletzung häufiger bei Tennisspielern ab dem 40. Lebensjahr. Sie tritt meist plötzlich ohne jede Vorwarnung auf. Ursache ist in der Regel eine lokale Durchblutungsstörung.“ Behandelt wird das Tennisbein mittels Physiotherapie oder Lymphdrainage, Kompression und Kühlung. „Wie beim Tennisarm helfen auch hier eine elektromechanische Stimulation, Ultraschall Repuls oder eine Eigenbluttherapie (ACP). Zur Linderung tragen außerdem entzündungshemmende Schmerzmittel (NSARD) bei.“
Wie kann man Tennisverletzungen vorbeugen?
Gutes Aufwärmen und regelmäßige Dehnübungen vor und nach dem Sport schützen vor Muskel- und Sehnenverletzungen, betont Prof. Schabus. „Profis wissen das, daher sind von den Überlastungserkrankungen überwiegend Freizeitspieler betroffen.“ Er rät Tennisspielern außerdem dazu, ihre Faszien elastisch zu halten. Faszien sind ein netzartiges Bindegewebe, das Muskelfasern, Sehnen und auch Knochen umgibt und sämtliche Körperbestandteile miteinander verbindet. Wenn sich diese Faszien verhärten, verdrehen oder verkleben, können Schmerzen oder Bewegungs-einschränkungen auftreten. „Seit einiger Zeit sind im Sporthandel überall Faszienrollen, sogenannte Blackrolls, erhältlich, mit denen man sich selbst massieren kann. Dies ist neben Stretching eine effektive und einfache Möglichkeit, seinen Körper für den Tennissport fit und funktionsfähig zu halten.“
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