Schonende Herz-Untersuchungen
Kardiale Diagnostik
Eine Vielzahl von Herzerkrankungen wird mit Hilfe eines Katheters vorgenommen, der durch ein Blutgefäß bis zum Herzen vorgeschoben wird. In vielen Fällen würde es jedoch reichen, eine nicht-invasive Kardio-Computertomographie auszuführen, sagt Univ.-Prof. Dr. Dr. med. Thomas J. Vogl, Spezialist für Radiologie im Universitätsklinikum Frankfurt.
Interview: Susanne Amrhein
Welche Vorteile hat eine Herzbildgebung mittels CT oder MRT (Magnetresonanztomographie) im Vergleich zu herkömmlichen Katheteruntersuchungen?
Prof. Vogl: „Der Herzkathether bietet die Möglichkeit einer direkten Diagnostik aus dem Inneren der Gefäße. Gleichzeitig kann mit Hilfe des Katheters eine Behandlung, wie z.B. eine Gefäßdehnung (Ballondilatation), ausgeführt werden. In akuten Fällen und bei klinisch instabilen Patienten ist das auf jeden Fall sinnvoll. Bei unklaren Befunden, die einer raschen Abklärung bedürfen, ist eine Kardio-CT die bessere Alternative, weil sie weniger invasiv und dadurch schonender ist. Die Computertomographie kann wesentliche Merkmale innerhalb von fünf Minuten abklären: Liegt eine Lungenembolie oder eine Aortendissektion vor? Leidet der Patient unter einer Angina pectoris, einer Brustenge, oder einem Infarkt? Eine MRT ist natürlich noch schonender, da keine Strahlenbelastung notwendig ist, sie dauert allerdings länger und ist nicht für Akutsituationen geeignet. Eine MRT kommt eher bei komplexen Fragestellungen zum Einsatz, z.B. bei der Abklärung allgemeiner Funktionsstörungen des Herzens oder einer Herzklappenerkrankung.“
Wie belastend sind CT-/MRT-Untersuchungen des Herzens für die Patienten?
Prof. Vogl: „Ich würde sie nicht als belastend bezeichnen. Die Computertomographie geht schnell und bringt nur eine geringe Strahlenbelastung mit sich, die Magnetresonanztomographie gar keine. Diese Untersuchungsmethoden könnten problematisch sein für Patienten mit Platzangst und sie sollten nicht zum Einsatz kommen, wenn sich größere Metallteile, wie z.B. ein Herzschrittmacher, im Körper des Patienten befinden. Ansonsten liefern sowohl CT als auch MRT sofort aussagekräftige Bilder, die eine rasche Diagnose und Therapie ermöglichen.“
Kommt die CT/MRT- Diagnostik nur für bereits bestehende Krankheitsbilder in Frage oder auch als Vorsorgeuntersuchung?
Prof. Vogl: „In modernen Präventionszentren wird die Magnetresonanztomographie heute schon im Rahmen von Vorsorgeuntersuchungen eingesetzt. Eine CT wird dagegen nur gemacht, wenn ein Koronarrisiko besteht bzw. der Verdacht auf eine koronare Erkrankung vorliegt.“
Wie aussagekräftig sind die gewonnenen Bilder?
Prof. Vogl: „Die Computertomographie ist eine sehr gute Methode um Veränderungen am Herzen sichtbar zu machen und auch, um bestimmte Erkrankungen auszuschließen. Im CT ist es möglich, selbst sogenannte Softplaques (weiche Ablagerungen) in der Gefäßwand, die auf eine Arteriosklerose hindeuten, zu erkennen. Dies kann eine Katheteruntersuchung, die mit Hilfe der eingeführten Optik ja nur das Innere der Blutgefäße zeigt, nicht leisten. Nicht selten wird ein Befund wie Arteriosklerose bei einer Katheteruntersuchung übersehen. Umgekehrt ist es aber so: Wenn ein CT keine Veränderungen der Gefäßwand zeigt, dann kann eine Arteriosklerose mit Sicherheit ausgeschlossen werden. Und wir können so den Patienten eine invasive Katheteruntersuchung ersparen.“
Wird sich die Herzbildgebung mittels CT oder MRT in Zukunft weiter durchsetzen?
Prof. Vogl: „Davon bin ich überzeugt. Beide Verfahren entwickeln sich rasant weiter. Auch die künstliche Intelligenz zur Auswertung der CT- und MRT-Bilder wird sich weiter durchsetzen. Es sind bereits neue Geräte mit Dual-Source, also verschiedenen Spektren, auf dem Markt, die Stoffwechselprozesse und sogar Zellkernfunktionen abbilden können. Im Bereich der schonenden Herzbildgebung wird es in den nächsten Jahren große Entwicklungsschritte geben.“
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