Angstfrei zum Zahnarzt
Angst vor dem Zahnarzt ist weiter verbreitet als man denkt. Umso wichtiger ist die Wahl einer Zahnarztpraxis, die auf die Behandlung von Angstpatienten spezialisiert ist, betont Dr. med. Andreas Jauch, Spezialist für Zahnchirurgie und Implantatchirurgie sowie Ärztlicher Leiter der AirportClinic Freising.
Interview: Susanne Amrhein, PRIMO MEDICO
Woher stammt die Angst vieler Menschen vor dem Zahnarzt?
Dr. Jauch: „Jeder der schon mal Zahnschmerzen hatte, weiß, wie schlimm und schmerzhaft sie sind. Viele Patienten, die heute große Angst vor dem Zahnarzt haben, haben früher einmal unter starken Zahnschmerzen gelitten und wollen das auf jeden Fall vermeiden. Hinzu kommt, dass Patienten nicht immer mit der notwendigen Sensibilität behandelt wurden. Viele schleppen seit ihrer Kindheit ein Trauma mit sich herum. Vielleicht wurde ihnen gesagt, sie sollten tapfer sein, so schlimm sei das doch gar nicht. Anderen wurde eine Betäubung verwehrt. Oder die Entzündung war bereits so stark, dass eine normale Lokalanästhesie gar nicht mehr ausreichen konnte. All das sind Gründe, die mir häufig von Angstpatienten genannt werden.“
Wie erkennen Sie, dass ein Patient Angst vor der Untersuchung bei Ihnen hat?
Dr. Jauch: „Viele Angstpatienten rufen nicht an, um einen Termin zu vereinbaren. Sondern sie nutzen spät abends oder sogar in der Nacht das Kontaktformular oder schreiben eine email, wenn sie genug Mut gesammelt haben. Manche fragen sehr kurz angebunden nach einem Termin. Andere begründen sehr ausführlich, warum sie Angst vor einem Zahnarztbesuch haben. Wichtig ist, dass die Betroffenen eine schnelle Antwort erhalten. In dem Moment, in dem sie sich ein Herz fassen, muss man diesen auch nutzen.“
Podcast Angstpatienten
Wie nehmen Sie diesen Patienten die Angst vor der Zahnarztbehandlung?
Dr. Jauch: „Ich versuche durch einen regen email-Kontakt so viel im Vorfeld zu klären, wie möglich. Falls Röntgenbilder vorhanden sind, bespreche ich diese mit den Patienten, bevor sie überhaupt einen Fuß in die Praxis setzen. Bei ihrem ersten Besuch vor Ort findet auch nicht sofort eine Untersuchung auf einem Behandlungsstuhl statt. Sondern ich empfange diese Patienten in meinem Büro und bespreche das weitere Vorgehen. Außer sie wünschen direkt eine Behandlung in Vollnarkose.“
Wie behandeln Sie Angstpatienten?
Dr. Jauch: „Das wichtigste ist, dass sie ihre Behandlung als völlig angst- und schmerzfrei erleben. Daher wählen viele Betroffene eine Untersuchung und Behandlung in Vollnarkose. Für mich liegt die Herausforderung dann darin, möglichst während einer einzigen Sitzung den Zustand der Zähne zu untersuchen, notwendige chirurgische Eingriffe auszuführen und auch die zu erhaltenden Zähne zu versorgen.“
Wie viel aufwändiger ist die Behandlung von Angstpatienten?
Dr. Jauch: „Angstpatienten beim Zahnarzt erfordern viel Empathie und Fingerspitzengefühl und natürlich eine hohe fachliche Expertise. In vielen Fällen blicke ich zum ersten Mal in den Mund des Patienten, wenn dieser bereits in Vollnarkose liegt. Anschließend ist es eine große Herausforderung, in der gleichen Sitzung möglichst das gesamte Gebiss zu sanieren, das jahrelang vernachlässigt wurde. Gerade neulich habe ich einen Patienten behandelt, dem 15 Zähne gezogen und an Stelle dessen 12 neue Zahnimplantate und Zahnprothesen eingesetzt werden mussten. Der Eingriff dauerte insgesamt 4 Stunden. Wichtig ist, dass der Patient die Behandlung selbst und auch die Zeit danach nicht als traumatisch erlebt. Wenn alles gut überstanden ist, kann anschließend eine schrittweise Annährung an normale Behandlungsabläufe erfolgen.“
Podcast Sinuslift - auch für Angstpatienten
Was können Angstpatienten tun, um sich selbst den Gang zum Zahnarzt zu erleichtern?
Dr. Jauch: „Wichtig ist, einen Zahnarzt zu wählen, der auf die Behandlung von Angstpatienten spezialisiert ist und verschiedene Verfahren zur Sedierung und Narkose anbietet. Eine Behandlung muss garantiert schmerzfrei erfolgen können. Ich persönlich lege großen Wert auf ein vertrauensvolles Verhältnis zu meinen Patienten. Für Angstpatienten bin ich auch über die verschiedenen Messenger-Dienste erreichbar. So können sie mich bei Fragen und Problemen auch kurzfristig erreichen. Nahezu 100 Prozent der ehemaligen Angstpatienten werden weiterhin von mir behandelt und sind äußerst dankbar dafür, dass wir gemeinsam ihre Angst überwunden haben. Wenn der erste Schritt getan ist und sie mir vertrauen, ist auch die anschließende Erhaltungstherapie mit regelmäßigen Kontrollbesuchen kein Problem mehr.“
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