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Stuhlinkontinenz

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Informationen zum Bereich Stuhlinkontinenz

Definition und Einteilung der Stuhlinkontinenz

Der Begriff Stuhlinkontinenz beschreibt einen unwillkürlichen und unkontrollierbaren Abgang von Stuhl. Somit können Betroffene Stuhl und Darminhalte wie Gas und Schleim zwischen den Toilettengängen nicht mehr zuverlässig zurückhalten. Der Schweregrad der Erkrankung kann variieren zwischen Inkontinenz bei körperlicher Belastung oder auch durchgehender Inkontinenz. In einigen Fällen wird der Abgang von Stuhl von den Betroffenen nicht registriert.

Die Stuhlinkontinenz wird in drei Schweregrade eingeteilt:

  • Grad 1: Unkontrolliertes Entweichen von Darmgasen oder häufige Verschmutzung der Wäsche
  • Grad 2: Unkontrolliertes Entweichen von Darmgasen und flüssigem Stuhl oder häufige Verschmutzung der Wäsche
  • Grad 3: Vollständiger unkontrollierter Abgang von Darmgasen und Stuhl 

Häufige Ursachen der Stuhlinkontinenz

Die Stuhlinkontinenz ist kein eigenständiges Krankheitsbild, sondern ein Symptom einer ursächlichen Grunderkrankung. Die Ursachen sind vielfältig und können muskulär, neurologisch als auch strukturellen bedingt sein. 

Die häufigste Ursache für eine Stuhlinkontinenz ist eine Schließmuskelschwäche. Dabei sind die inneren und äußeren Schließmuskeln betroffen. Diese können durch Verletzungen entstehen beispielsweise bei Operationen, bei Geburten durch Dammriss oder traumatischen Unfällen. In vielen Fällen ist die Schließmuskelschwäche altersbedingt, da die Elastizität des Muskels mit steigendem Alter abnimmt. Auch chronische Verstopfung kann durch wiederholtes Pressen eine Stuhlinkontinenz auslösen.

Zu den neurologischen Ursachen zählen Erkrankungen wie Schlaganfall, Multiple Sklerose, Morbus Parkinson, die eine Stuhlinkontinenz verursachen können. Bei diesen Erkrankungen sind die Nervenbahnen zwischen dem Gehirn und den an der Kontinenz beteiligten Muskeln beschädigt. Somit ist die Weiterleitung von Signalen für den Darm gestört und lässt sich nicht mehr zuversichtlich steuern.

Weitere Ursachen sind außerdem psychische Störungen und die Einnahme von bestimmten Medikamenten. Auch chronische Durchfallerkrankungen und Tumore des Enddarmes zählen zu den häufigen Ursachen.

Symptome und Auswirkungen auf den Alltag

Typische Symptome der Stuhlinkontinenz sind ein unwillkürlicher Abgang von Darmgasen, Schleim oder Stuhl. Häufig können Betroffene den Zeitpunkt der Entleerung nicht mehr zuverlässig steuern oder zurückhalten. Die Schweregrade können variieren. Dabei kann es von gelegentlichem Gasverlust und leichtem Stuhlschmieren bis zum vollständigen Kontrollverlust über festen Stuhl reichen. Weitere Symptome wie ein starkes Stuhldranggefühl, unvollständige Entleerung oder Reizung im Analbereich durch ständigen Kontakt mit Stuhl können begleitend auftreten.

Insgesamt ist die Stuhlinkontinenz eine psychisch sehr belastende Erkrankung für die Betroffenen. Viele leiden oft unter Schamgefühlen und großer Angst vor einem unkontrollierten Stuhlabgang in der Öffentlichkeit. Auch der unwillkürliche Abgang von Gasen kann eine Angst vor Geruchsbelästigung auslösen. Das führt häufig zu einer sozialen Isolation und dem Meiden von Freizeitaktivitäten. Somit ist die Lebensqualität vermindert.

Diagnostische Verfahren bei Stuhlinkontinenz

Das diagnostische Verfahren bei Stuhlinkontinenz beginnt stets mit einem ausführlichen Anamnesegespräch. Dabei werden vor allem die Beschwerden, deren Häufigkeit und die Art des Stuhlverlusts erfragt. Ein wichtiger Schritt ist vor allem die Führung eines Stuhltagebuchs, um einen Überblick über das Stuhlverhalten zu gewinnen. Anschließend folgt eine körperliche Untersuchung mit Abtasten des Enddarms. Dabei wird nach Schließmuskeldefekten oder Beckenbodenschwäche geschaut.

Wenn eine weitere Abklärung indiziert ist, können auch eine Enddarm- oder Darmspiegelung (Proktoskopie oder Koloskopie) durchgeführt werden. Somit können Entzündungen, Tumoren und weitere strukturelle Ursachen ausgeschlossen werden. Eine Anorektale Manometrie kann die Funktion des Schließmuskels mit Hilfe eines Ballonkatheters messen.

Ergänzend können aber auch Schnittbildgebungen, wie CT oder MRT, angeordnet werden, wenn eine strukturelle Darstellung der Weichteilstrukturen erforderlich ist. Zur Abklärung von neurologischen Ursachen können elektrophysiologische Untersuchungen sinnvoll sein.

Therapieoptionen: Konservative und operative Ansätze

Konservativer Ansatz

Der erste Schritt der Therapie verläuft meist konservativ. Dazu gehört in erster Linie das Aufrechterhalten der Stuhlkonsistenz durch eine Ernährungsumstellung mit besonders ballaststoffreicher Kost. Zusätzlich sollte ein physiotherapeutisches Beckenbodentraining eingeleitet werden, um die Muskulatur zu stärken. Dabei wird ein Biofeedback-Verfahren genutzt, das dabei hilft, die Muskelspannung besser wahrzunehmen und den Schließmuskel zu trainieren. Ergänzend kann Elektrostimulation eingesetzt werden, um einen geschwächten Schließmuskel zu stärken. Außerdem ist eine sorgfältige Analhygiene wichtig, um Hautreizungen zu vermeiden. 

Chirurgischer Ansatz

In schweren Fällen oder bei fehlendem Erfolg der konservativen Therapie kommen vor allem operative Verfahren zum Einsatz. Hier kommen mehrere Eingriffe infrage. Bei Defekten der Schließmuskel ist eine Sphinkterrekonstruktion (Sphinkteroplastik) die Methode der Wahl. Dabei kann der Muskel vernäht werden, auch ein Muskeltransplantat (z.B. aus dem Gracilis Muskel) oder ein künstlicher Schließmuskel können eingebaut werden. 

Ein weiterer Eingriff ist die sakrale Nervenstimulation, bei der ein sogenannter Schrittmacher die sakralen Nerven aktiviert und somit die Muskelfunktion verbessert. Bei besonders schweren Fällen oder als letzter Option kommt die Anlage eines protektiven Stomas. Das ist ein künstlicher Darmausgang, bei dem der Darm durch die Bauchdecke nach außen geführt wird und der Stuhlinhalt in einem Beutel gesammelt wird. Da das einer große Umstellung für den Patienten ist und mit viel Pflegeaufwand verbunden ist, wird das nur nach Ausschöpfung aller anderen Therapien in Erwägung gezogen.

Prognose und Lebensqualität nach der Behandlung

Die Prognose hängt stark von Schweregrad, der Ursache sowie dem gewählten Therapieansatz ab. Viele Betroffene mit einem leichten Grad der Stuhlinkontinenz spüren eine deutliche Besserung der Lebensqualität durch konservative Maßnahmen wie Beckenbodentraining Ernährungsumstellung und Elektrotherapie. In diesen Fällen reicht eine konservative Therapie aus.

Die sakrale Nervenstimulation zeigt bei bis zu 80% der Patienten eine signifikante Symptomverbesserung. Auch operative Eingriffe bei bestimmten Defekten oder Rissen des Schließmuskels können dauerhaft helfen. Eine erfolgreiche Behandlung reduziert die, durch die Stuhlinkontinenz ausgelösten, Scham- und Angstgefühle. Das erleichtert nicht nur das Leben im Alltag, sondern fördert auch die Rückkehr ins soziale Leben. 

Welche Ärzte & Kliniken sind Spezialisten für Stuhlinkontinenz?

Bei Stuhlinkontinenz ist zunächst der Hausarzt eine geeignete Anlaufstelle, um eine erste Einschätzung vorzunehmen. Für eine gezielter Abklärung und Therapie ist jedoch die Überweisung an spezialisierte Fachärzte notwendig. Die wichtigste Rolle spielt hier ein Facharzt der Proktologie. Das ist ein Teilgebiet der Chirurgie und Gastroenterologie das sich auf Erkrankungen des Enddarms, Analkanals und Beckenbodens konzentriert. Proktologen verfügen über die notwendige Expertise Ursachen von Stuhlinkontinenz zu diagnostizieren und eine individuell angepasste Therapie einzuleiten.

Wir möchten Sie dabei unterstützen erfahrene Spezialisten zu finden. Alle gelisteten Ärzte und Kliniken sind von uns auf ihre herausragende Spezialisierung und langjährige Erfahrung im Bereich der Stuhlinkontinenz überprüft worden. Profitieren Sie von dieser Erfahrung und vereinbaren Sie schnell und unkompliziert ein erstes persönliches Beratungsgespräch.

Quellen:

  • Amboss. Stuhlinkontinenz. In: AMBOSS Medizinisches Wissen. [Online verfügbar]
  • Thieme Verlag. „Proktologie und Darmmedizin“ – umfassendes Lehrbuch zu Diagnostik und Therapie von Stuhlinkontinenz.
  • Elsevier Verlag. „Gastroenterologie und Hepatologie“ – umfangreiches Fachbuch mit Kapiteln über anorektale Funktionsstörungen und Inkontinenz.
  • Henscher M, et al. Elektrostimulation bei Stuhlinkontinenz: Wirkmechanismen und Dosierungsempfehlungen. J Urol Urogynäkol. 2004;1(3):130-138.
  • Gericke C, et al. Vergleich der Elektrostimulationstechniken bei Stuhlinkontinenz: Kombinierte EMG-Biofeedback und Elektrostimulation versus Niederfrequenzstimulation. Trial-Studie. DRKS00000138. Deutsches Register Klinischer Studien; 2013.