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Radioimmuntherapie

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Spezialisten für Radioimmuntherapie

Informationen zum Bereich Radioimmuntherapie

Was ist eine Radioimmuntherapie?

Die Radioimmuntherapie beschreibt eine neue Form der Krebstherapie. Dabei wird die Wirkung einer Strahlentherapie mit den Vorteilen einer Immuntherapie kombiniert. Auf diese Weise ist eine gezielte Bekämpfung von Krebszellen bei gleichzeitiger Schonung des umgebenden gesunden Gewebes möglich. 

In der Strahlentherapie wird hochenergetische ionisierende Strahlung eingesetzt, um in Tumoren die Zellteilung und damit die Zellvermehrung zu stoppen. Auch wenn die Techniken der Strahlentherapie in den letzten Jahren stark weiterentwickelt wurden und eine gezielte Bestrahlung des Tumorgewebes möglich ist, kann es dennoch zu einer schädlichen Wirkung auf umgebende gesunde Zellen kommen. 

Unter dem Begriff Immuntherapie versteht man solche Maßnahmen, die das körpereigene Immunsystem dabei unterstützen, bösartige Zellen und Gewebe zu bekämpfen. Unter anderem werden dabei spezielle Antikörper genutzt, die gezielt an die Oberfläche von entarteten Zellen binden können. Auf diese Weise werden die gebundenen entarteten Zellen vom Immunsystem als bösartig erkannt und zerstört. 

In der Radioimmuntherapie werden diese Antikörper mit einem Radioisotop verknüpft, welches hochenergetische Strahlung mit sehr kleiner Reichweite ausstrahlt und so ganz gezielt die kranken, vom Antikörper gebundenen Zellen schädigt. Nebenwirkungen für andere Organe und Gewebe des Körpers werden durch die Selektivität der Antikörper minimiert.

Wie genau funktioniert die Radioimmuntherapie? 

Am besten kann man die Funktionsweise der Radioimmuntherapie an einem Anwendungsbeispiel erläutern. 

In Deutschland und der Schweiz können Patienten mit einem bestimmten Lymphdrüsenkrebs, dem follikulären Non-Hodgkin-Lymphom vom B-Zell-Typ, mit einer Radioimmuntherapie behandelt werden. Bei diesem Krankheitsbild kommt es zu einer unkontrollierten Vermehrung bestimmter Immunzellen, den sogenannten B-Lymphozyten. Diese Zellen kommen ihrer ursprünglichen Funktion – der Krankheitsabwehr – nicht mehr nach und verdrängen zunehmend auch gesunde Zellen. Man spricht dann von einer bösartigen Entartung. 

Die entarteten B-Zellen tragen ein spezielles Merkmal auf ihrer Oberfläche, das auf gesunden Zellen nur in geringen Mengen zu finden ist. Dieses Merkmal wird als CD20 bezeichnet und ist Angriffspunkt künstlich hergestellter Antikörper. Werden diese Antikörper dann mit einem radioaktiven Isotop gekoppelt, können die bösartigen Zellen durch den Antikörper gebunden und durch die freigesetzte Strahlung gezielt bekämpft werden. So bildet die Radioimmuntherapie ein wichtiges Element der zielgerichteten Krebstherapie. 

Für wen kommt die Behandlung in Frage?

Grundsätzlich muss die Art der Therapie bei einer Krebserkrankung in jedem Fall individuell festgelegt werden. Die wichtigsten Säulen der Behandlung bilden dabei die chirurgische Therapie, Chemotherapie, Bestrahlung und Immuntherapie. Die Radioimmuntherapie kombiniert also zwei wichtige Komponenten der Krebsbehandlung. 

Die Radioimmuntherapie kann bei Patienten mit einem follikulären Non-Hodgkin-Lymphom eingesetzt werden. In der Regel handelt es sich dabei um Patienten, die einen Rückfall der Erkrankung erlitten haben, oder bei denen herkömmliche Therapien keine ausreichende Wirkung zeigen. Dabei wird das Medikament Ibritumomab-Tiuxetan, Handelsname Zevalin®, mit dem Radionuklid Yttrium-90 verwendet. 

Zu beachten ist, dass dieses zwar bis 2024 durch die Europäische Arzneimittelbehörde (EMA) offiziell zugelassen war, diese Zulassung aber aufgrund des fehlenden Vertriebes erloschen ist. Die Anwendung beschränkt sich daher aktuell vor allem auf klinische Studien. 

Schwangere und stillende Frauen sind von so einer Therapie ausgenommen. Auch Betroffene mit einer bekannten Überempfindlichkeit gegen die verwendeten Antikörper können nicht mit dieser Radioimmuntherapie behandelt werden. Des Weiteren gibt es relative Kontraindikationen, bei deren Vorliegen die Entscheidung beim behandelnden Arzt liegt.

Die Anwendung einer Radioimmuntherapie auch bei anderen Krankheitsbildern ist aktuell Gegenstand verschiedener klinischer Studien, sodass in Zukunft vermutlich mit einer Ausweitung des Anwendungsbereiches zu rechnen ist. 

Ablauf

Die Durchführung einer Radioimmuntherapie ist unkompliziert und kann ambulant durchgeführt werden. Am ersten Behandlungstag werden dabei zunächst nur CD20-Antikörper verabreicht, ohne dass diese an radioaktive Stoffe gekoppelt sind. Auf diese Weise werden bereits einige entartete Zellen zerstört und die Erreichbarkeit durch die später verabreichten radioaktiven Substanzen erleichtert. 

Nach etwa einer Woche wird an drei aufeinanderfolgenden Tagen jeweils die eigentliche Radioimmuntherapie in Form einer Infusion verabreicht. Dabei wird zunächst der reine Antikörper und in einem nächsten Schritt eine Lösung mit radioaktiv-gekoppelten Antikörpern über einen venösen Zugang gegeben. Zwischen diesen beiden Medikamentengaben liegen maximal vier Stunden Zeit. Nach der Behandlung werden die Patienten wieder nach Hause entlassen und finden sich an den beiden folgenden Tagen für die erneute Medikamentengabe wieder in der Klinik ein. 

Die Reichweite der radioaktiven Strahlung ist sehr gering und tritt nicht aus dem Körper aus, sodass keine Sicherheitsvorkehrungen zu anderen Personen getroffen werden müssen. Allerdings wird ein kleiner Teil der radioaktiven Substanz über den Urin ausgeschieden, sodass in den Tagen nach der Medikamentengabe auf ein gründliches Händewaschen nach dem Urinieren geachtet werden muss. 

Akute Nebenwirkungen kommen selten vor, jedoch kann es unter der Therapie zu Abgeschlagenheit, Kopfschmerz, Übelkeit und Heiserkeit kommen. In den Wochen nach der Therapie kann es zu einer Beeinträchtigung verschiedener Blutzellen kommen. Daher sind routinemäßige Kontrollen des Blutbilds innerhalb der ersten drei Monate nach der Therapie erforderlich. 

Kostenübernahme

Die Kosten für die applizierten Medikamente belaufen sich auf ca. 13000€. Die Kostenerstattung muss individuell bei der Krankenkasse vor der Behandlung angefragt werden.

Nebenwirkungen und Risiken 

Auch wenn durch die Kombination aus Strahlen- und Immuntherapie eine bessere Schonung umliegender gesunder Gewebe erreicht werden kann, ist die Radioimmuntherapie dennoch mit einem gewissen Risiko für das Auftreten von Nebenwirkungen verbunden. Um diese frühestmöglich zu erkennen, werden Patienten nach der Behandlung engmaschig untersucht, sodass gegebenenfalls bereits frühzeitig eine entsprechende Therapie eingeleitet werden kann. 

Zu den wichtigsten Nebenwirkungen der Radioimmuntherapie beim Non-Hodgkin-Lymphom gehören unter anderem: 

  • Blutarmut (Anämie)
  • Verminderung der weißen Blutkörperchen mit erhöhtem Risiko für Infekte
  • Verminderung der Blutplättchen
  • allgemeine körperliche Schwäche
  • Fieber
  • Übelkeit 

Erfahrungen und Chancen

Die internationale Phase-III-Studie FIT (First-line-Indolent Trial) von Bayer-Schering umfasste 409 Patienten mit einem fortgeschrittenen follikulären Non-Hodgkin-Lymphom. Die Studie konnte nachweisen, dass Zevalin® als Konsolidierungstherapie, also im Stadium der Krankheitsrückbildung nach Therapie, die Zeit eines krankheitsfreien Überlebens verlängert. 

Die Vorteile sowohl der Strahlentherapie als auch der Immuntherapie konnten bereits in zahlreichen Studien nachgewiesen werden. Der Einsatz einer Radioimmuntherapie, die die Vorteile beider Behandlungsmaßnahmen miteinander vereint, ist daher Gegenstand aktueller medizinischer Forschung. Es bleibt daher abzuwarten, ob die verschiedenen Formen der Radioimmuntherapie in Zukunft auch bei weiteren Krankheitsbildern eingesetzt werden können. 

Welche Ärzte und Kliniken sind Spezialisten für Radioimmuntherapie?

Die Radioimmuntherapie bildet eine moderne Behandlungsmöglichkeit von Krebserkrankungen. Daher sind Fachärzte für Innere Medizin und Hämatologie und Onkologie meist die ersten Ansprechpartner. Sie koordinieren die Behandlung der Patienten und arbeiten im Falle einer Radioimmuntherapie eng mit Fachärzten für Radiologie und Strahlentherapie zusammen. Aufgrund der Radioaktivität der eingesetzten Substanzen findet ein Teil der Behandlung in einem speziellen Zentrum für Nuklearmedizin statt.

Eine Krebserkrankung bedeutet für jeden Betroffenen einen entscheidenden Lebenseinschnitt, der viele Herausforderungen mit sich bringt. Die Suche nach einem kompetenten Behandler stellt dabei meist eine große Hürde dar. Um Patienten an dieser Stelle zu unterstützen, möchten wir einen Kontakt zu fachkundigen und äußerst erfahrenen Spezialisten herstellen. Alle hier gelisteten Fachärzte und Kliniken wurden von uns sorgfältig überprüft und ausgewählt. Sie alle sind Experten auf dem Gebiet der Radioimmuntherapie und erwarten bereits Ihren Behandlungsauftrag. 

Quellen

  • Hagenbeek A, et al.: 90Y-Ibritumomab Tiuxetan (Zevalin®) consolidation of first remission in advanced-stage follicular non-Hodgkin’s lymphoma: Updated results after a median follow-up of 66.2 months from the international, randomized, phase III First-line Indolent Trial (FIT) in 414 patients. Blood 2010:116(21); Abstract 594
  • Pezzutto A, et al.: 90Yttrium ibritumomab tiuxetan as first line treatment for follicular lymphoma. First results from an international phase II clinical trial. ASH 2010; Abstract 593
  • „Radioimmuntherapie“, verfasst von: PD Dr. med. M. Hecht, U. S. Gaipl, R. Fietkau, erschienen in Die Onkologie | Ausgabe 11/2021. Link: https://www.springermedizin.de/radioimmuntherapie/nsclc/radioimmuntherapie/19615150 [zuletzt abgerufen am 14.08.2025]
  • Deutsche Leukämie- und Lymphom-Hilfe https://www.leukaemie-hilfe.de/fileadmin/user_upload/externe-broschueren/rit-patientenbroschuere-spectrum-2013.pdf [zuletzt abgerufen am 14.08.2025]
  • Deutsche Hirntumorhilfe https://www.hirntumorhilfe.de/projekte/newsroom/news-radioimmuntherapie-beim-glioblastom/ [zuletzt abgerufen am 14.08.2025]
  • European Medicines Agency (EMA) https://www.ema.europa.eu/de/documents/overview/zevalin-epar-summary-public_de.pdf [zuletzt abgerufen am 14.08.2025]