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Was genau ist ein GEP‑NET Tumor?
Ein GEP-NET Tumor ist ein seltener Tumor des Gastrointestinaltrakts oder der Bauchspeicheldrüse. Die Abkürzung steht für gastroenteropankreatischer neuroendokriner Tumor, das Wort Tumor wird oft durch Neoplasie ersetzt, woraus sich die Bezeichnung GEP-NEN ergibt. Dieser Tumor entsteht aus speziellen Zellen, die körperregulierende Hormone und Botenstoffe produzieren können, sogenannte neuroendokrine Zellen.
GEP-NET Tumoren können hormonproduzierend sein aber auch nicht-funktionell. Hormonproduzierende Tumoren können klinische Syndrome wie das Karzinoid Syndrom verursachen, bei denen es zu einer überschüssigen Produktion von Hormonen (z.B. Serotonin) kommt die sich sich in Form von Beschwerden wie Durchfall, Magenproblemen und Hautrötungen äußert. Der häufigste Tumor entsteht im Bereich der Appendix.
Die GEP-NET Tumore des Pankreas können auch nach den Hormonen, die sie produzieren klassifiziert werden. Die häufigsten sind folgende:
- Gastrinom (Gastrin produzierend)
- Insulinom (Insulin produzierend)
- Glucagonom (Glucagon produzierend)
- VIPnom (produziert das Vasoaktive Intestinale Polypeptid)
Ein Tumor entsteht, wenn normale Zellen zu Tumorzellen mutieren und sich unkontrolliert vermehren. Man spricht von einem bösartigen (malignen) Tumor, wenn dieser in umliegendes Gewebe einwächst und gesundes Gewebe verdrängt oder zerstört. Diese Tumorzellen können, wenn sie ins Blut oder die Lymphbahn gelangen, in andere Organe wandern und sich als Tumorherde (Metastasen) absiedeln. GEP-NET Tumore streuen größtenteils in die Leber.
Ein GEP-NET Tumor ist eine seltene Krebserkrankung. In Deutschland werden pro Jahr etwa 1-2 Neuerkrankungen pro 100,000 Einwohner diagnostiziert. Das entspricht 800 Neuerkrankungen jährlich. Die Behandlung ist je nach Lokalisation und Tumorgrad unterschiedlich und kann auf verschiedene Weisen therapiert werden. Eine interdisziplinäre Betreuung ist erforderlich, um eine individuelle und ganzheitliche Therapie zu ermöglichen.
Ursachen und Risikofaktoren
Die genauen Ursachen sind noch nicht vollständig geklärt. In den meisten Fällen entstehen GEP-NET Tumoren sporadisch durch genetische Mutationen der neuroendokrinen Stammzellen des Verdauungstraktes. Faktoren wie Alter, Geschlecht und Lebensstil (Rauchen, Ernährung, Alkohol) werden weiterhin in Rahmen von Studien untersucht.
Jedoch gibt es seltene erbliche Syndrome, die mit einem erhöhten Risiko für GEP-NET Tumore vergesellschaftet sind. Diese Patientengruppen haben eine genetische Veranlagung, einen solchen Tumor zu entwickeln. Dazu gehören:
- MEN1 (Multiple Neoendokrine Neoplasie Typ 1)
- Tuberöse Sklerose
- Von-Hippel-Lindau-Syndrom
- Neurofibromatose
- Hypophysenadenome
Symptome: So äußert sich ein Tumor des neuroendokrinen Systems
Die GEP-NET Tumore können sich sehr unterschiedlich äußeren, abhängig von der Lokalisation und welche Hormone die Tumorzellen produzieren. Etwa die Hälfte der Tumore sind nicht-funktionell und produzieren keine Hormone. Infolgedessen fällt der Tumor erst auf, wenn er Symptome durch lokales Wachstum und wachsende Größe Druck auf andere Organe ausübt. Das äußert sich durch eine Verengung des betroffenen Darmabschnittes oder wird zufällig bei Magen-Darmspiegelungen entdeckt.
Hormonproduzierende Tumore führen zu spürbaren Symptomen wie Bauchkrämpfen mit Durchfall, Übelkeit, Völlegefühl und Hitzewallungen mit Hautrötungen im Gesicht (Flush). Solche Symptome treten vor allem durch das Hormon Serotonin auf im Rahmen eines Karzinoid Syndroms. Solange der Tumor im Magendarmtrakt ist, wird das Serotonin über die Pfortader zur Leber geleitet, wo es dort abgebaut wird, bevor es in den Körperkreislauf kommt. Sind jedoch Lebermetastasen vorhanden, gelangt das Serotonin direkt in den Körperkreislauf und verursacht die typischen Symptome.
Diagnose bei Verdacht auf einen GEP‑NET Tumor
Wenn der Verdacht auf einen GEP-NET Tumor besteht, ist eine strukturierte und ausführliche Diagnostik erforderlich, um den Tumor festzustellen. Als erstes erfolgen eine ausführliche Anamnese und körperliche Untersuchung. Laboruntersuchungen von Blut und Urin haben einen besonderen Stellenwert und sind wegweisend. Hier sollte das Hormon Chromogranin A, ein NET spezifischer Tumormarker im Blut, und 5-HIAA, ein Abbauprodukt von Serotonin im Urin, gemessen werden.
Im Anschluss sollte eine Bildgebung mittels CT oder MRT erfolgen, um den Tumor zu lokalisieren. In einigen Fällen kann der Tumor auch bereits in einem Ultraschall dargestellt werden. Das PET-CT ist heutzutage Goldstandard für GEP-NET Tumore, weil es die Tumorzellen gezielt im gesamten Körper sichtbar macht und gleichzeitig Metastasen bestätigen oder ausschließen kann. Hier wird das sogenannte Gallium-68-DOTATATE PET-CT verwendet um GEP-NET spezifische Rezeptoren, die Somatostatin Rezeptoren, gezielt zu binden.
Eine endgültige Sicherung der Diagnose erfolgt durch eine Gewebesicherung (Biopsie) des Tumors. Diese kann im Rahmen einer Magen-Darm-Spiegelung entnommen werden und anschließend unter einem Mikroskop untersucht werden. Dieser Schritt ist wichtig, um den Grad des Tumors zu bestimmen, wie schnell und aggressiv das Wachstum ist. Die Therapie wird basierend auf diesen Informationen individuell abgestimmt.
Therapiemöglichkeiten bei neuroendokrinen Tumoren des Verdauungstrakts
Die Therapie richtet sich vor allem nach der Lokalisation, dem Tumorstadium und ob Metastasen vorhanden sind. Man unterscheidet zwischen einer kurativen und nicht-kurativen Behandlung. Der Begriff „kurativ“ bedeutet in der Medizin eine vollständige Heilung einer Erkrankung. Das Therapiekonzept wird im Rahmen eines interdisziplinären Tumorboards für jeden Fall individuell besprochen.
Die einzige kurative Therapieoption eines GEP-NET Tumors stellt eine vollständige (R0) Resektion dar. Diese kann chirurgisch oder endoskopisch erfolgen und wird in der Regel bei lokalisierten Tumoren in frühen Stadien gemacht.
Bei bereits fortgeschrittener und metastasierter Tumorerkrankung wird eine zielgerichtete Therapie oder Chemotherapie erwogen. Eine kurative Behandlung ist nicht mehr möglich, sodass eine palliative Therapie im Vordergrund steht. Das Ziel ist es das Tumorwachstum zu kontrollieren und die Symptome zu behandeln, um die Lebensqualität des Patienten zu erhalten.
Unabhängig von dem Tumorstadium, ist bei hormonproduzierenden Tumoren die Symptomkontrolle essenziell. Hier werden Somatostatin-Analoga eingesetzt. Das sind Medikamente, die die tumorbedingte Hormonfreisetzung bremsen und somit die Beschwerden lindern können.
Prognose und Krankheitsverlauf
Auch die Prognose von einem GEP-NET Tumor ist stark von der Lokalisation, dem Tumorstadium, und der Hormonproduktion abhängig. Allgemein gilt, je früher der Tumor festgestellt wird, desto besser ist die Prognose. Die Prognose misst man an einer 5-Jahres-Überlebensrate, diese besagt wie viele Patienten 5 Jahre nach Diagnosestellung überleben.
Gut differenzierte, langsam wachsende Tumoren haben einen günstigen Verlauf, da oft eine kurative Therapie möglich ist. Bei dieser Patientengruppe liegt die 5-Jahres-Überlebensrate bei 80%.
Bei fortgeschrittenen, metastasierten oder aggressiv wachsenden Tumoren ist die Prognose ungünstiger. Hier zeigte sich 5-Jahres-Überlebensrate von 20%. Jedoch können GEP-NET Tumore durch moderne zielgerichtete Therapien die Progression signifikant verlangsamen und die Überlebenszeit verlängern.
Spezialisierte Kliniken und Ärzte für GEP‑NET Tumoren
Da GEP-NET Tumore eine komplexe und seltene Erkrankung darstellten, ist eine spezialisierte Diagnostik und Therapie durch erfahrene Fachärzte erforderlich. Besonders weil viele der genannten Beschwerden unspezifisch sind, da sie auch Symptome anderer Erkrankungen sein können, werden diese fälschlich anderen Erkrankungen zugeschrieben. Daher ist eine gründliche differenzialdiagnostische Abklärung erforderlich.
Fachärzte, die auf GEP-NET Tumore spezialisiert sind, kommen meistens aus mehreren Fachabteilungen. Dazu gehören Fachärzte der Gastroenterologie, Endokrinologie, Onkologen, Viszeralchirurgen und Nuklearmediziner. Die Diagnostik und Behandlung sollten in zertifizierten interdisziplinären Zentren erfolgen, bei der Experten der genannten Fachabteilung eng zusammenarbeiten. Empfehlenswert sind spezialisierte Krebszentren die von der European Neuroendocrine Tumor Society (ENETS) anerkannt und zertifiziert wurden.
Wir wollen die Suche nach einem spezialisierten Zentrum für GEP-NET Tumoren erleichtern. Alle hier gelisteten Kliniken und Fachärzte verfügen über ausgewiesene Expertise und langjährige Erfahrung im Bereich der Diagnostik und modernster Therapien von neuroendokrinen Tumoren. Sie stehen Ihnen kompetent zur Seite, um eine individuelle Behandlung zu gewährleisten und erwarten ihre Anfrage.
Quellen:
- AMBOSS (2024) Gastroenteropankreatische neuroendokrine Neoplasien (GEP-NEN).
- JNETS (2021) Clinical Practice Guidelines for Gastroenteropancreatic Neuroendocrine Neoplasms.
- ASCO/ENETS (2020) Systemic Therapy for Neuroendocrine Tumors: Guidelines.
- Dasari, A., et al. (2017) Trends in the Incidence, Prevalence, and Survival Outcomes in Patients With Neuroendocrine Tumors in the United States. JAMA Oncol, 3(10), 1335-1342.
- Schmidt, C., & Schmid, K. W. (Hrsg.) (2022). Neuroendokrine Tumoren: Diagnostik und Therapie. 2. Auflage. Berlin: Springer Verlag
Fachbeiträge
PRRT für seltenen Krebs: Prof. Alexander Haug
Neuroendokrine Tumore können zielgerichtet mit der Peptid-Radio-Rezeptor-Therapie behandelt werden, wenn andere Verfahren nicht ausreichend wirken.