Informationen zum Bereich Palliativmedizin
Was ist Palliativmedizin?
Palliativmedizin ist nach der Definition der Weltgesundheitsorganisation (WHO) “die aktive, ganzheitliche Behandlung von Patienten mit einer progredienten, weit fortgeschrittenen Erkrankung und einer begrenzten Lebenserwartung zu der Zeit, in der die Erkrankung nicht mehr auf kurative Behandlung anspricht und die Beherrschung der Schmerzen, anderer Krankheitsbeschwerden, psychologischer, sozialer und spiritueller Probleme höchste Priorität besitzt.
In der Definition der European Association for Palliative Care (EAPC) wird betont, dass die Behandlung “auf die Lebensqualität zentriert ist” und “die Berücksichtigung der Bedürfnisse der Familie vor und nach dem Tod des Patienten” mit einschließt.
Wann beginnt Palliativmedizin?
Die Palliativmedizin beginnt demnach in vielen Fällen nicht erst, wie oft fälschlicherweise vermutet, kurz vor dem Tod. Ein palliativer Therapieansatz wird in dem Moment verfolgt, in dem, aufgrund einer unheilbaren Erkrankung, nicht länger die Heilung der Krankheit, zum Teil unter Einsatz von nebenwirkungsreichen Therapien, die die Lebensqualität zeitweise deutlich verschlechtern können, sondern die Verbesserung der Lebensqualität im Vordergrund steht.
Dieser Punkt kann auch bei einer Lebenserwartung von mehreren Jahren erreicht sein.
Wo finde ich Spezialisten der Palliativmedizin?
Die Weiterbildung zur Palliativmedizinerin, bzw. zum Palliativmediziner ist eine Zusatzweiterbildung, die nach mindestens 24 Monaten Erfahrung in der unmittelbaren Patientenversorgung begonnen werden kann. Sie enthält eine vorgeschriebene Weiterbildungszeit, sowie Fallseminare und eine Kurs-Weiterbildung.
Fachärztinnen und Fachärzte, aber auch Assistenzärztinnen und Assistenzärzte verschiedener Fachbereiche können sich also zu Spezialisten für Palliativmedizin weiterbilden. Daher gibt es auch außerhalb spezialisierte Einrichtungen wie Hospizen und Palliativstationen in vielen Kliniken Expert/innen für Palliativmedizin. Auch einige Häusärzt/innen sind in diesem Bereich weitergebildet.
Schmerztherapie und Symptomkontrolle: Schlüsselkompetenzen der Palliativspezialisten
Neben Schmerzen können bei fortgeschrittenen, schweren Erkrankungen verschiedenste andere Symptome auftreten, die es zu beherrschen gilt, um eine bestmögliche Lebensqualität zu erreichen. Dazu zählen zum Beispiel:
Atemnot
Übelkeit und Erbrechen
Depression
Angst
Unruhe
Abgeschlagenheit
Verstopfung
Husten
Appetitlosigkeit
Durst
Auch Medikamente können als Nebenwirkung zu verschiedenen Symptomen führen. Solche Medikamente, können in einem palliativen Setting oft abgesetzt werden. Auch bei neu verordneten Arzneimittel gegen Schmerzen oder andere Symptome werden Nebenwirkungen besonders berücksichtigt. Die Symptome werden regelmäßig reevaluiert, und die Therapie entsprechend angepasst.
Spezielle Herausforderungen in der Kinderpalliativmedizin: Betreuung junger Patienten und ihrer Familien
In der palliativen Versorgung von Kindern gilt es, spezielle Aspekte und Bedürfnisse zu berücksichtigen, die Palliativversorgung Erwachsener kaum eine Rolle spielen. Dazu gehören unter Anderem:
Kommunikation
- die Eltern bleiben die primär Versorgenden und werden in jeglichen Entscheidungsprozess mit einbezogen; ihnen werden keine Informationen vorenthalten
- das Kind soll entsprechend seines Alters und Entwicklungsstandes an Entscheidungen teilhaben
Bildung
- wenn möglich sollen Kinder weiterhin die Schule besuchen, da sie ein Recht auf Bildung haben
- Spielen und kindgerechte Aktivitäten müssen ermöglicht werden
Versorgung
- die Versorgung sollte, wenn irgend möglich hauptsächlich Zuhause stattfinden
- wenn eine stationäre Aufnahme in ein Krankenhaus oder ein Hospiz erforderlich ist, muss die Versorgung durch pädiatrisch geschultes Personal in einer kindgerechten Umgebung, zusammen mit Kindern mit ähnlichem Entwicklungsstand erfolgen
Unterstützung der Familie
- die palliative Versorgung von Kindern beinhaltet die Betreuung von Geschwistern und Eltern und die Unterstützung bei der Trauerarbeit so lange wie nötig
Welche Behandlungen und Therapien werden eingesetzt?
Zu Linderung von Schmerzen und anderen Symptomen werden häufig Medikamente eingesetzt, wobei in manchen Fällen auch das Absetzen von Medikamenten, die bei einem palliativen Therapieansatz nicht mehr notwendig sind, Symptome verbessern kann. Zusätzlich kommen je nach Einzelfall verschiedenste weitere Maßnahmen wie Mobilisation, Sauerstoffgabe, oder physikalische Maßnahmen wie zum Beispiel Wärme- oder Kälteapplikation zum Einsatz.
Die psychische Unterstützung von Patienten und Angehörigen erfolgt zum Beispiel durch Gesprächstherapie, manchmal werden zusätzlich Medikamente verschrieben, die zum Beispiel stimmungsaufhellend wirken. Da psychische Einflüsse sich auf das Schmerzempfinden auswirken, trägt dies auch zur Linderung von Schmerzen bei.
Weitere wichtige Aspekte sind die Unterstützung bei der Organisation von bedarfsgerechter Pflege, entweder in der Häuslichkeit, oder im stationären Bereich, bei Fragen die Sozialleistungen, zum Beispiel durch Krankenkasse oder Pflegeversicherung, betreffen, sowie bei existentiellen Ängsten oder ethischen Problemen.
Palliativmedizin in der häuslichen Versorgung: Unterstützung im vertrauten Umfeld
Laut einer Umfrage des Deutschen Hospiz- und Palliativverband e.V. wünschen sich die meisten Menschen im häuslichen Umfeld zu sterben. Auch, wenn die häusliche Versorgung oft noch nicht bis zum Ende ermöglicht werden kann, gibt es vermehrt ambulante Angebote für die palliative Versorgung. Dazu zählen sowohl ambulante Pflegedienste und die hausärztliche Betreuung durch Hausbesuche, als auch, bei einer besonders schwierigen Versorgung, oder einer anderweitig nicht ausreichenden Kontrolle von Schmerzen und anderen Symptomen, Palliative Care Teams mit spezialisierten Palliativmediziner/innen.
Palliativstationen und Hospize: Spezialisierte Einrichtungen für die bestmögliche Versorgung
Palliativstationen in Krankenhäuser können palliative Patienten und Patientinnen bei einer akuten Verschlechterung stabilisieren und sind darauf ausgelegt, sie anschließend wieder in die häusliche Betreuung oder ein Heim zu entlassen. Die Einweisung erfolgt durch den Hausarzt oder die Hausärztin.
Ist eine ambulante Therapie nicht mehr möglich und sowohl diese, als auch ein Krankenhausaufenthalt nicht gewünscht, sind stationäre Hospize eine Option für Patienten und Patientinnen mit sehr geringer verbleibender Lebenserwartung. Das Personal in diesen Einrichtungen ist besonders auf die Begleitung Erkrankter während der letzten Lebensphase, sowie ihrer Angehörigen, spezialisiert.
Wo finde ich einen Sepzialisten oder eine Klinik im Bereich Palliativmedizin?
Bei PRIMO MEDICO finden Sie ausschließlich erfahrene Spezialisten und Kliniken für Palliativmedizin in Deutschland, Österreich und der Schweiz. Derzeit finden Sie bei uns anerkannte Experten in folgenden Städten:
Quellen:
- www.dgpalliativmedizin.de/images/stories/Was_ist_Palliativmedizin_Definitionen_Radbruch_Nauck_Sabatowski..pdf
- F Craig, H Abu-Saad, F Beninin, L Kuttner, C Wood, FP Ferraris, B Zernikow. IMPaCCT: standards for paediatric palliative care in Europe. Eur J Pall Care 2007;14(3):109–114
- next.amboss.com/de/article/3n0SGg
- www.dhpv.de/presseinformation/wie-deutsche-ueber-das-sterben-denken.html
Behandlungsfokus Palliativmedizin
Fachbeiträge
Cannabis-Schmerztherapie: Hans-Gerald H. Forg
Chronische Schmerzen mit Hanf lindern – seit 2017 darf bei schwerwiegenden Erkrankungen, wenn andere erfolgreiche Behandlungsmethoden nicht…