Spezialisten für Komplexe physikalische Entstauungstherapie (KPE)
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Informationen zum Bereich Komplexe physikalische Entstauungstherapie (KPE)
Was ist die Komplexe Physikalische Entstauungstherapie (KPE)?
Die komplexe physikalische Entstauungstherapie ist ein therapeutisches Konzept (KPE), das vor allem zur Behandlung von Lymphödemen eingesetzt wird. Lymphödeme sind krankhafte Flüssigkeitsansammlungen im Gewebe, die auf eine Störung des Lymphabflusses zurückzuführen sind. Weiterhin kann das Verfahren aber auch bei Erkrankungen der venösen Blutgefäße, beispielsweise bei der chronisch venösen Insuffizienz angewendet werden.
Die KPE wird bereits seit den 1960er Jahren zur Ödembehandlung eingesetzt und ist daher ein etabliertes Konzept. Es besteht vorwiegend aus vier Komponenten: manuelle Lymphdrainage, Kompressionsbehandlungen, Bewegungsübungen und Maßnahmen zur Hautpflege.
Ursachen für Lymphödeme und die Notwendigkeit einer Entstauungstherapie
Lymphödeme beruhen immer auf einem gestörten Abtransport der Lymphflüssigkeit aus dem Gewebe. Dies geschieht normalerweise über ein komplexes Gefäßsystem, das aus offen im Gewebe beginnenden kleinen Lymphgefäßen, Lymphknoten und größeren Lymphgefäßen besteht, die die Flüssigkeit schließlich zu den großen venösen Blutgefäßen leiten. Ist dieses komplexe Zusammenspiel der verschiedenen Komponenten gestört, entsteht ein Lymphödem.
Zu den wichtigsten Ursachen eines Lymphödems gehören unter anderem:
- Angeborene Störungen oder Fehlbildungen der Lymphgefäße (primäres Lymphödem)
- Tumorerkrankungen
- Operationen
- Bestrahlungsbehandlungen
- Infektionen
Um Folgeerscheinungen zu verhindern, sollte bei einem Lymphödem stets eine Behandlung eingeleitet werden, die sich möglichst an der zugrundeliegenden Ursache orientieren sollte. Parallel zur Therapie einer etwaigen Grunderkrankung wird die komplexe physikalische Entstauungstherapie eingesetzt.
Symptome: Wann ist eine KPE sinnvoll?
Ein Lymphödem ist genau genommen kein eigenständiges Krankheitsbild, sondern vielmehr ein Symptom, dessen Ursache eine Erkrankung des Lymphgefäßsystems ist. Durch einen gestörten Abtransport der Lymphe kommt es zur Ansammlung dieser Flüssigkeit im Gewebe.
Dies zeigt sich in Form einer Schwellung, die je nach Ursache des Ödems an unterschiedlichen Stellen auftreten kann, wobei prinzipiell fast jede Lokalisation möglich ist. Besonders häufige Lokalisationen sind jedoch die Beine inklusive der Füße und Zehen. Auch ein einseitiges Auftreten ist dabei typisch. Stark ausgeprägte oder über einen längeren Zeitraum bestehende Lymphödeme können zudem zu Hautveränderungen führen.
Die komplexe physikalische Entstauungstherapie ist dabei grundsätzlich bei jedem symptomatischen Lymphödem indiziert.
Beachtet werden muss jedoch, dass die KPE beim Vorliegen bestimmter Faktoren nicht durchgeführt werden sollte. Dazu gehören beispielsweise akute Entzündungen, schwere Herzerkrankungen oder bestimmte bösartige Erkrankungen des Lymphsystems.
Diagnose von Lymphödemen: Wie wird der Therapiebedarf festgestellt?
Lymphödeme können meist bereits im Rahmen der ersten Anamneseerhebung und körperlichen Untersuchung diagnostiziert werden. Dabei werden zunächst wichtige Fragen zu den vorliegenden Beschwerden, Begleiterkrankungen sowie Risikofaktoren wie beispielsweise aktuelle oder vorangegangene Tumorerkrankungen oder Operationen gestellt. Anschließend folgt die körperliche Untersuchung, bei der sich häufig eine einseitige Schwellung im Bereich der Beine zeigt. Im Gegensatz zu einem venösen Ödem betrifft die Schwellung dabei auch die Zehen, weshalb dies ein wichtiger Hinweis auf die Diagnose Lymphödem ist.
Zur bildgebenden Diagnostik gehört zunächst meist eine spezielle Ultraschalluntersuchung der Gefäße, die sogenannte Duplexsonografie. Hierdurch sollen venöse Abflussstörungen ausgeschlossen werden. Die Lymphgefäße selbst können indirekt mit Hilfe der sogenannten Lymphszintigrafie dargestellt werden. Dafür wird ein radioaktiv markierter Stoff injiziert, der über die Lymphbahnen abtransportiert wird. Durch eine spezielle Gammakamera können dieser Stoff und somit auch die Lymphgefäße dann sichtbar gemacht und beurteilt werden.
Nach Durchführung der verschiedenen diagnostischen Maßnahmen kann die Verdachtsdiagnose schließlich bestätigt und das Krankheitsstadium des Lymphödems erfasst werden. In der Regel wird dann zunächst eine konservative Behandlung eingeleitet, die vor allem aus der Komplexen Physikalischen Entstauungstherapie besteht.
Ablauf und Bestandteile der Komplexen Physikalischen Entstauungstherapie
Die KPE besteht aus verschiedenen Anteilen und läuft in drei Phasen ab. Dabei finden regelmäßige therapeutische Behandlungen statt, deren Dauer und Frequenz individuell an den Bedarf des Patienten angepasst werden.
In der ersten Phase der Behandlung soll eine Entstauung bewirkt werden, das heißt die Flüssigkeitsansammlung im Gewebe soll reduziert werden, indem der Lymphabfluss angeregt wird. Darauf folgt eine Phase der Optimierung und schließlich die Erhaltungsphase. Diese letzte Phase soll das Behandlungsergebnis der Entstauung und Optimierung langfristig sichern, weshalb die Erhaltungsphase oft dauerhaft durchgeführt wird. Meist finden zu Beginn der Behandlung mehrfach am Tag Anwendungen statt, während die Therapiefrequenz in der Erhaltungsphase bei etwa zwei Behandlungen pro Woche liegt.
Die Komplexe Physikalische Entstauungstherapie beinhaltet folgende Behandlungsmethoden:
- Manuelle Lymphdrainage
- Kompressionsbehandlung
- Hautpflege
- Bewegungstherapie
Die Manuelle Lymphdrainage ist eine Behandlungstechnik, die durch speziell ausgebildete Physiotherapeuten durchgeführt wird. Dabei wird der Lymphabfluss durch gezielte Streichbewegungen angeregt und das Gewebe entstaut. Um diese Entstauung zu erhalten, folgt auf die Lymphdrainage eine Kompressionsbehandlung. Zunächst werden dazu spezielle Kompressionsverbände angelegt. Mit zunehmender Entstauung des Gewebes können schließlich Kompressionsstrümpfe angepasst werden, die dann auch von den Patienten selbstständig angelegt werden können.
Maßnahmen zur Hautpflege kommen täglich zur Anwendung, um der Entstehung von Hautirritationen und Wunden entgegenzuwirken. Je nach Zustand der Haut kommen dabei unterschiedliche Präparate zum Einsatz.
Die Bewegungstherapie spielt vor allem für die langfristige Verbesserung des Lymphabflusses eine wichtige Rolle. Durch gezieltes Ansprechen der verschiedenen Muskelgruppen wird der Lymphabfluss gefördert und der Ödementstehung entgegengewirkt. Ziel der Bewegungstherapie ist es, mit den Patienten ein individuell angepasstes Bewegungsprogramm zu entwickeln, das außerhalb der therapeutischen Behandlungen in Eigenregie fortgeführt werden kann.
Erfolgsaussichten und Prognose nach einer KPE
Die Komplexe Physikalische Entstauungstherapie ist ein anerkanntes Verfahren zur Behandlung von Ödemen, deren Wirksamkeit in verschiedenen Studien belegt werden konnte. Sie eignet sich dabei sowohl zur Akut- als auch zur langfristigen Behandlung.
Die jeweilige Prognose hängt maßgeblich davon ab, wodurch das Lymphödem verursacht wurde. Da es sich häufig um dauerhafte Funktionsstörungen des Lymphgefäßsystems handelt, ist in vielen Fällen auch eine dauerhafte Fortführung der Entstauungstherapie notwendig. Bei stark fortgeschrittenen Lymphödemen, die sich durch eine konservative Therapie nicht ausreichend behandeln lassen, können im Verlauf auch operative Behandlungsmaßnahmen notwendig werden.
Welche Ärzte & Kliniken sind Spezialisten für die Komplexe Physikalische Entstauungstherapie?
Die Komplexe Physikalische Entstauungstherapie wird durch Physiotherapeuten oder Medizinische Masseure mit einer speziellen Zusatzweiterbildung durchgeführt. Die entsprechende ärztliche Verordnung dafür erfolgt je nach vorliegendem Krankheitsbild durch Ärzte verschiedener Fachrichtungen, die über eine Zusatzqualifikation im Bereich Lymphologie verfügen. Dabei kann es sich beispielsweise um Internisten, Rheumatologen, Rehabilitationsmediziner, Orthopäden oder Schmerzmediziner handeln.
Wir möchten Patienten mit den jeweils fachkompetentesten Behandlern zusammenbringen, um so eine medizinische Behandlung auf höchstem Niveau und nach neuesten wissenschaftlichen Kenntnissen zu ermöglichen. Daher haben wir sämtliche hier gelisteten Fachärzte und Kliniken hinsichtlich ihrer Erfahrung auf dem Gebiet der Lymphologie ausgewählt. Sie alle sind kompetente Ansprechpartner rund um die Komplexe Physikalische Entstauungstherapie und erwarten bereits Ihren Behandlungswunsch.
Quellen:
- Herbold, Désirée: BASICS Rehabilitationsmedizin und Physikalische Therapie. Elsevier-Verlag. 2024. ISBN978-3-437-42163-1.
- Gerd Herold und Mitarbeiter: Innere Medizin 2024. Eigenverlag 2024. ISBN 978-3-11-132040-3.
- Deutscher Verband für Physiotherapie e.V. www.physio-deutschland.de/patienten-interessierte/wichtige-therapien-auf-einen-blick/manuelle-lymphdrainage.html [Stand: 31.03.2025]