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Informationen zum Bereich Wundheilungsstörung
Was ist eine Wundheilungsstörung?
Bei einer Wundheilungsstörung bezeichnet eine gestörte oder verzögerte Heilung einer Wunde. Konkret spricht man von einer Wundheilungsstörung, wenn eine Wunde nach etwa 4 bis 6 Wochen keine Fortschritte in der Heilung zeigt. Das bedeutet, dass nach dieser Zeit keine Gewebeneubildung oder Wundverschluss erkennbar ist.
Die Wundheilung ist ein wichtiger biologischer Prozess, bei dem der Körper beschädigte Gewebe repariert und mit neuen Zellen regeneriert. Dieser Vorgang ist besonders wichtig, um den Eintritt von Krankheitserregern zu verhindern und somit Infektionen vorzubeugen.
Der erste Schritt der Heilung erfolgt mit einer initialen Blutstillung, die gefolgt wird von einer Reinigungsphase (Exudation), bei der abgestorbene Zellen und Keime entfernt werden. Danach bildet sich neues Gewebe, das Granulationsgewebe, das die Wunde verschließt und den Wundgrund stabilisiert. Anschließend folgt die Epithelisierungsphase, bei der das Granulationsgewebe in Narbengewebe umgebaut wird.
Ursachen und Risikofaktoren gestörter Wundheilung
Die Ursachen für eine gestörte Wundheilung sind vielfältig und können in lokale und systemische Faktoren unterteilt werden. Lokale Faktoren beziehen sich auf die Wunde selbst und können die Wundheilung direkt behindern. Dazu gehören Infektionen, Fremdkörper in der Wunde, Spannung an den Wundrändern, große Wundhämatome und eine unzureichende Wundversorgung. Diese Faktoren fördern konstant die lokale Entzündung oder schränken die Durchblutung ein.
Systemische Ursachen beziehen sich auf allgemeine Erkrankungen und betreffen den gesamten Körper. Damit ist die Wundheilung indirekt beeinflusst. Meistens handelt es sich um chronische Erkrankungen wie Diabetes mellitus, periphere arterielle Verschlusskrankheit (pAVK), chronisch venöse Insuffizienz (CVI), ein geschwächtes Immunsystem (beispielsweise durch Steroide oder Zytostatika).
Auch ein hohes Lebensalter, Mangelernährung und Rauchen können die Wundheilung stark beeinträchtigen. Daher ist eine Gesamteinschätzung aller relevanten Faktoren unerlässlich, um diese Faktoren frühzeitig zu erkennen und zu behandeln.
Typische Symptome und Warnzeichen
Typische Symptome einer Wundheilung sind:
- Verzögerte oder ausbleibende Wundheilung (>6 Wochen)
- Anhaltende Rötungen und Schwellungen im Bereich der Wunde
- Überwärmung der Wunde
- Vermehrter Wundfluss und Nässen der Wunde
- Blutergüsse (Hämatome)
- Auseinandertreibende oder Aufklaffende Wundränder (Wunddehiszenz)
- Abgestorbenes, verfärbtes Gewebe (Nekrosen)
- Anhaltende oder zunehmende Schmerzen im Wundgebiet
- Eiterbildung
- Lymphknotenschwellungen in der Umgebung
- Erhöhte Entzündungswerte im Labor (CRP, Leukozyten)
Diese Beschwerden sollten zeitnah abgeklärt werden, um Komplikationen wie chronische Wunden, Infektionen und eine Blutstromvergiftung (Sepsis) zu vermeiden.
Wundheilungsstörung nach der OP: Ursachen und Behandlungsmöglichkeiten
Ursachen
Wundheilungsstörungen nach einer OP entstehen ebenfalls durch lokale und systemische Ursachen. Häufige postoperative Ursachen sind meistens Infektionen, eine mangelnde Durchblutung, starke Gewebstraumatisierung oder Spannungen auf den Wundrändern. Jedoch spielen systemische Ursachen wie Diabetes mellitus, pAVK, CVI, Rauchen und Immunsuppression eine besonders große Rolle.
Behandlungsmöglichkeiten
Die Behandlung richtet sich vor allem nach der Ursache der Wundheilungsstörung. Bei postoperativen Infektionen ist eine sorgfältige Wundreinigung (Debridement) indiziert. Dabei wird nekrotisches oder infiziertes Gewebe entfernt und die Wunde gründlich gespült. Antiseptische wundauflagen können den Heilungsprozess unterstützen. Bei einer bakteriellen Infektion ist eine antibiotische Therapie erforderlich. Bei großen Defekten können aber auch spezielle Verfahren wie eine Vakuumtherapie oder Haupttransplantation zum Einsatz kommen.
Dabei sollten vor allem alle weiteren Risikofaktoren konsequent behandelt und reduziert werden. Dazu gehört beispielsweise eine gute Blutzuckereinstellung bei Diabetikern und eine strenge Nikotinabstinenz. Oft arbeiten die Ärzte mit spezialisierten Wundmanagern im Krankenhaus zusammen, um die Wunde optimal zu versorgen.
Wie wird eine Wundheilungsstörung diagnostiziert?
Die diagnostische Evaluierung einer Wundheilungsstörung beginnt stets mit einer ausführlichen Anamnese. Dabei werden vor allem die Dauer und Erstehung der Wunde erfragt. Ein großer Fokus liegt auf den oben beschriebenen Risikofaktoren, die gemeinsam in Erwägung gezogen werden müssen. Nach der Anamnese folgt eine gründliche klinische Untersuchung der Wunde. Dabei wird vor allem nach möglichen Infektionszeichen wie Rötung Schwellung Eiter oder Nekrosen geschaut. Aber auch der Wundgrund und die Durchblutung wird evaluiert.
Bei Verdacht auf eine Infektion werden Wundabstriche gesammelt und eine Blutentnahme zur Untersuchung der Entzündungsparameter entnommen. Der Wundabstrich ist vor allem zur Bestimmung des Erregers wichtig, um eine gezielte Antibiotikatherapie zu ermöglichen. Dabei wird auch eine Antibiogramm erstellt, welches Informationen über potenzielle Antibiotikaresistenzen liefert.
Bildgebende Verfahren wie Röntgen, CT oder MRT sind dann sinnvoll, wenn tieferliegende Strukturen wie Knochen oder Muskeln betroffen sind.
Therapiemöglichkeiten bei gestörter Wundheilung
Die Therapiemöglichkeiten bei einer Wundheilungsstörung sind vielfältig und hängen von mit dem Schweregrad und der Ursache ab. An erster Linie ist eine sorgfältige Wundreinigung mit Abtragung von abgestorbenen oder Infizierten Gewebe wichtig. Wenn Infektionen vorliegen, ist eine gezielte Antibiotikatherapie erforderlich.
Durch moderne Wundauflagen wie Hydrogele, Alginate und Schaumverbände kann ein feuchtes wund Milieu erreicht werden, das optimale Heilungsbedingungen schafft. Ebenso kann eine Vakuumtherapie bei mangelnder Durchblutung eingesetzt werden. Dabei wird ein Schwamm auf die Wunde angelegt, welches ein Vakuum erzeugt und die Durchblutung durch den geschafften Unterdruck verbessert.
Parallel sollten systemische Ursachen und Risikofaktoren mit behandelt werden. Beispielsweise bei Diabetikern sollte der Blutzucker optimal eingestellt werden, da diese Patientengruppe ein besonders hohes Risiko für chronische Wunden hat. Auch Lifestyle Anpassungen wie Nikotinabstinenz sind von großer Bedeutung.
In besonders schweren Fällen sind großflächige, intraoperative Debridements erforderlich, die anschließend durch Hauttransplantationen oder Lappenplastiken durch plastische Chirurgen gedeckt werden, um die Wunde dauerhaft zu verschließen.
Prognose und Verlauf
Die Prognose einer Wundheilungsstörung ist stark abhängig von der Ursache und dem Zeitpunkt der Einleitung der Therapie. Leichte Wundheilungsstörungen, die früh erkannt und adäquat therapiert werden, heilen meistens problemlos mit minimaler Verzögerung aus.
Bei Bestehen von systemischen Risikofaktoren wie Diabetes, Immunsuppression oder Durchblutungsstörungen kann sich die Heilung weiter verzögern und das Risiko von Komplikationen wie Infektionen ist deutlich erhöht. Daher ist eine angepasste Wundbehandlung mit konsequenten Kontrollen und ärztlicher Überwachung essentiell, um die Heilungschancen zu verbessern.
Welche Ärzte und Kliniken sind Spezialisten für Wundheilungsstörungen?
Da Wundheilungsstörungen eine frühzeitige Erkennung und spezialisierte Therapie erfordern, fällt ihre Behandlung in der Regel in das Fachgebiet von Chirurgen mit Erfahrung in der Wundversorgung. Dazu gehören in der Regel Allgemeinchirurgen, plastische Chirurgen und Gefäßchirurgen. Bei Bestehen von systemischen Risikofaktoren können zudem Fachärzte der Diabetologie und Inneren Medizin involviert werden. In vielen Fällen arbeiten diese Ärzte eng mit spezialisierten Wundzentren zusammen, um eine umfassende, individuell angepasste Behandlung sicherzustellen.
Wir unterstützen Sie dabei, erfahrene Spezialisten zu finden. Alle gelisteten Ärzte und Kliniken wurden von uns auf ihre ausgezeichnete Expertise in der Behandlung von Wundheilungsstörungen überprüft und erwarten ihre Anfrage.
Quellen:
- Amboss. Wundheilungsstörung [Internet]. Amboss Medizinisches Wissen. Verfügbar unter: amboss.com/de
- Post S, Becker M. Chirurgie: Wundheilung und Wundheilungsstörungen. Stuttgart: Thieme; 2023.
- Müller F, Schmidt R. Wundheilungsstörung – Diagnostik und Therapie. In: Springer Medizin. 2024. Verfügbar unter: www.springermedizin.de
- Krause M, Weber G. Plastische Chirurgie und Wundmanagement. Elsevier; 2022.
- Bundesministerium für Gesundheit. Wunden und Wundversorgung [Internet]. gesundheit.gv.at; 2024 [zitiert 2025 Aug 28]. Verfügbar unter: gesundheit.gv.at/krankheiten/verletzungen/wunden-wundheilung.html