Spezialisten für Periphere Nervenfeldstimulation (PNFS)
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Informationen zum Bereich Periphere Nervenfeldstimulation (PNFS)
Was ist eine Periphere Nervenfeldstimulation (PNFS)?
Die Periphere Nervenfeldstimulation (PNFS) ist ein Verfahren der Neuromodulation zur Behandlung von chronischen Schmerzsyndromen. Neuromodulatorische Verfahren beeinflussen die Aktivität des Nervensystems durch eine gezielte, chemische oder elektrische, Stimulation. Mit einer PNFS werden vor allem lokal begrenzte, chronische Schmerzen behandelt, meistens im Bereich des Rückens.
Bei einer PNFS werden feine Elektroden, knapp unterhalb der Haut (subkutan) in das betroffene Areal implantiert und mit einem Generator verbunden, der elektrische Impulse generiert. Diese Impulse werden an die Elektroden weitergeleitet und an die peripheren Nerven abgegeben. Infolgedessen wird die Schmerweiterleitung der Nerven gehemmt und überlagert. Die Methode ist reversibel und hat im Vergleich zur medikamentösen Schmerztherapie ein deutlich geringeres Maß an Nebenwirkungen. Die PNFS gilt als minimal-invasiv da keine peripheren Nerven bei der Therapie verletzt werden.
Wann kommt eine PNFS zum Einsatz?
Die PNFS wird vor allem bei lokal begrenzten, nicht-radikulären Schmerzen angewandt, bei denen bereits durchgeführte konventionelle Therapien wie Medikamente, Physiotherapie oder Operationen nicht ausreichend waren. Das betroffene Areal darf dabei den Durchmesser von ca. einer Handfläche nicht überschreiten.
Der medizinische Ausdruck „nicht-radikulär“ bezeichnet Schmerzen, welche nicht auf eine Reizung oder Kompression einer Nervenwurzel (Radix) zurückzuführen sind. Daher sind nicht-radikuläre Schmerzen lokal begrenzt, strahlen nicht entlang eines Nervs aus. Diese Art von Schmerzen entsteht meistens durch muskuläre, fasziale oder narbige Veränderungen und werden durch degenerative Prozesse begünstigt.
Aber auch bei neuropathischen Schmerzen, bei denen mehrere periphere Nerven innerhalb eines lokal begrenzten Areals betroffen sind, bietet die PNFS eine Option.
Die häufigsten Erkrankungen, bei denen die PFNS eine Anwendung findet, sind folgende:
- Chronische Rückenschmerzen (meist axial)
- Failed Back Surgery Syndrome
- Kleinflächige Lumbalgien
- Postoperative Narbenschmerzen (z.B. Nach Hüft- oder Knie-Endoprothesen)
- Komplexes Regionales Schmerz Syndrom
- Chronische Arm- und Beinschmerzen (neuropathisch)
- Trigeminusneuropathie
Am häufigsten wir die PNFS bei chronischen Rückenschmerzen und postoperativen Narbenschmerzen eingesetzt, insbesondere nach mehrfachen Wirbelsäuleneingriffen. Das Failed Back Surgery Syndrome (FBSS) bezeichnet anhaltende Rückenschmerzen nach einer oder mehrerer Wirbelsäulenoperationen, trotz erfolgreich durchgeführter Eingriffe. Die Schmerzen können nicht erklärt oder diagnostisch nachgewiesen werden, weshalb sie nicht durch eine erneute Operation behandelbar sind.
Ablauf und Funktionsweise der Therapie
Die PFNS zählt als ein minimal-invasiver, reversibler Eingriff, der in der Regel in Lokalanästhesie durchgeführt werden kann. Vor einer dauerhaften Implantation wird jedoch eine mehrtägige Testphase mit provisorischen Elektroden durchgeführt. Die Testphase dient zur Beurteilung der individuellen Wirksamkeit der Therapie. Erst wenn die Schmerzmilderung des Patienten über 50 % beträgt, werden dauerhafte Elektroden implantiert.
Der gesamte Eingriff wird unter Ultraschallkontrolle durchgeführt. Vor dem Eingriff wird die Einstichstelle mit dem Ultraschall lokalisiert und mit einem Lokalanästhetikum ausgiebig betäubt. Mithilfe einer monopolaren Nadel werden die Elektroden knapp unter der Haut (subkutan) und über dem Zielnerv platziert. Der Patient bleibt während des gesamten Prozederes wach, um Rückmeldung bei der Platzierung zu geben.
Das Kabel der Elektroden wird anschließend mit einem externen Generator verbunden. Der Stimulator ist batteriebetrieben und verantwortlich für die Erzeugung der elektrischen Impulse. Die Impulse erzeugen ein elektrisches Feld, das die sensorischen Nervenfasern moduliert. Dabei werden hemmende Interneurone aktiviert, welche die Schmerzweiterleitung hemmen sowie die Ausschüttung von schmerzhemmenden Neurotransmittern fördern.
Bei einer erfolgreichen Testphase können die dauerhaften Elektroden implantiert werden. Zusätzlich wird der permanente Generator ebenfalls unter der Haut (subkutan) an einer gut zugänglichen Körperregion implantiert. Die Lage hängt von der Lokalisation der Elektroden ab, da diese über ein Kabel mit dem Generator verbunden sind. Implantationsorte sind meistens die Gesäßregion, die Flanke und der Bereich oberhalb des unteren Rippenbogens.
Der Generator kommuniziert drahtlos mit einem externen Programmiergerät. So sind die Impulse leicht zu steuern durch den Patienten. Dabei kann der Patient den Generator ein- und ausschalten und die Stärke der Impulse steuern.
Voraussetzungen und Diagnostik vor der Implantation
Eine Voraussetzung für die PFNS sind chronische, therapieresistente Schmerzen. Die PFNS wird meistens erst dann in Erwägung gezogen, wenn die medikamentöse, physiotherapeutische, oder operative Therapie nicht ausreichend war. Außerdem darf das betroffene Areal nicht größer als eine Handfläche sein.
Vor der PFNS sollte eine ausführliche Schmerzanamnese erfolgen einschließlich der bereits erfolgten Therapien. Danach folgt eine klinische, neurologische Untersuchung zur genauen Lokalisation der Schmerzen und weitere hinweisgebende klinische Zeichen. Ein weiterer wichtiger Aspekt sind die bildgebenden Verfahren, meistens Schnittbildgebungen wie eine Computertomographie (CT) oder Magnetresonanztomographie (MRT), um strukturelle Veränderungen zu identifizieren oder auszuschließen.
Wenn der Patient sich in Absprache mit dem ärztlichen Team für eine PFNS entschieden hat, so wird eine Testphase mit provisorischen Elektroden für mehrere Tage durchgeführt. Während dieser Testphase führt der Patient ein detailliertes Protokoll über den Verlauf der Schmerzsymptomatik. Die Testphase wird als erfolgreich eingestuft, wenn eine Schmerzlinderung von mehr als 50 % erreicht wurde.
Chancen und Risiken der Behandlung
Die PNFS bietet insbesondere Patienten, die schon andere Therapiemöglichkeiten ausgeschöpft haben, eine weitere Therapiemöglichkeit. Aber auch für Patienten, die keine Operation in Vollnarkose wünschen, ist die PNFS eine gute Alternative, da der Eingriff unter Lokalanästhesie erfolgt.
Die Erfolgsrate ist abhängig von der Ursache der Schmerzen und den Vorerkrankungen der Patienten. Jedoch zeigen viele Studien eine signifikante Schmerzreduktion in etwa 60-80 % der Patienten. Dabei gilt eine Schmerzreduktion von über 50% als signifikant. Der verlässlichste Prädiktor über einen langfristigen Therapieerfolg ist vor allem die Testphase.
Die Vorteile einer PNFS sind vielseitig. Der Therapieerfolg bedeutet für die meisten Patienten nicht nur eine Schmerzreduktion, sondern auch eine Reduktion der Schmerzmedikation und somit eine Verbesserung der Lebensqualität.
Da die PFNS ein minimal-invasiver Eingriff ist, bei dem die Elektroden und der Generator knapp unter der Haut implantiert werden, sind die Risiken entsprechend gering. Wie bei allen anderen minimal-invasiven Eingriffen sind mögliche Komplikationen: Infektionen, Dislokation der Elektroden, Schmerzen im Bereich der Implantate und Defekte der Geräte.
Nachsorge und Leben mit einem PNFS-System
Die Nachsorge einer PNFS dauert in der Regel mehrere Wochen und ist dafür gedacht, die Einstellungen des Generators individuell auf den Patienten abzustimmen. Neben einer ausführlichen Protokollführung werden die Stimulationseinstellungen des Generators in den Nachsorgen durch ein interdisziplinäres Schmerzteam entsprechend angepasst.
Sobald die Einstellungen ideal an den Patienten angepasst sind und der Patient sich an das Bedienen des Generators gewöhnt hat, erflogen nur noch Kontrolltermine in größeren Abständen. Diese sind dennoch wichtig zur Überwachung der Funktion des Systems.
In der Regel sind Alltagsaktivitäten und Sportaktivitäten nach Implantation der Geräte gut möglich. Nur in der akuten Phase nach dem Eingriff dürfen keine starken Drehbewegungen gemacht werden um die Nahtstelle und eventuelle Fäden nicht zu belasten. Besondere Vorsicht ist geboten bei MRT-Untersuchungen und an Flughäfen. Dafür bekommen alle Patienten einen Implantat-Ausweis, den sie in solchen Situationen vorzeigen sollten.
Welche Ärzte & Kliniken sind Spezialisten für die Periphere Nervenfeldstimulation?
Da die PNFS eine Therapie für komplexe Schmerzsyndrome und Ursachen darstellt, ist eine spezialisierte Diagnose und Therapie nötig. Diese sollte ausschließlich durch erfahrene Fachärzte und Kliniken erfolgen. Fachärzte der Anästhesiologie mit der Zusatzqualifikation in Schmerzmedizin und Neurochirurgie sind spezialisiert auf die Behandlung von therapieresistenten Schmerzen mittels neuromodulativen Verfahren. Aber auch interdisziplinäre Zentren für Schmerzmedizin verfügen über eine umfassende Expertise und Erfahrung in der Durchführung der PNFS.
Wir möchten Ihnen die Suche nach einem Spezialisten im Bereich der PNFS erleichtern. Alle hier gelisteten Ärzte und Kliniken wurden sorgfältig auf ihre Spezialisierung und langjährige Erfahrung geprüft und erwarten Ihre Anfrage.
Quellen:
- Springer Medizin (2023): Indikationen minimal-invasiver Verfahren in der Schmerztherapie am Beispiel der Rückenmarkstimulation.
- Neuromedizin.de (2016): Periphere Nervenfeldstimulation: Vielversprechende Therapieoption bei refraktären Gesichtsschmerzen.
- GPnotebook (2018): Periphere Nervenfeldstimulation bei chronischen Schmerzen im unteren Rückenbereich
- Gesundheitsverbund Mechernich (2024): Sektion Neuromodulation – Periphere Nervenstimulation (PNS).
- Deer, T.R., Mekhail, N., Provenzano, D., et al. (2014) The appropriate use of neurostimulation: stimulation of the peripheral nervous system and field stimulation. Neuromodulation, 17(6), 602-611.
- Kloimstein, H., Likar, R., Kern, M., et al. (2014) Peripheral nerve field stimulation (PNFS) in chronic low back pain: a prospective multicenter study. Neuromodulation, 17(2), 180-187.
- Verrills, P., Vivian, D., Mitchell, B., & Barnard, A. (2011) Peripheral nerve field stimulation for chronic pain: 100 cases and review of the literature. Pain Medicine, 12(9), 1395-1405.