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Was ist eine Craniomandibuläre Dysfunktion?
Craniomandibuläre Dysfunktion (CMD) ist eine schmerzhafte Funktionsstörung der Kiefergelenke und der Kaumuskulatur. Der Begriff setzt sich zusammen aus den lateinischen Wörtern „cranium“ (Schädel), „mandibula“ (Unterkiefer) und „Dysfunktion“ (Fehlfunktion). Hierbei handelt es sich nicht um ein einzelnes Krankheitsbild, sondern ist ein Überbegriff für Erkrankungen der Kaumuskulatur und der Kiefergelenke. Es handelt sich daher um eine klinische Diagnose. Am häufigsten sind junge Patienten betroffen. Der Altersgipfel liegt bei 20-40 Jahren.
Das Kiefergelenk verbindet den Schädel mit dem Unterkiefer. In dem Gelenk befindet sich eine Knorpelscheibe (discus articularis), die die Reibungen zwischen den Knochen abdämpft. Zusätzlich wird das Kiefergelenk von Bändern und Kaumuskeln stabilisiert, die eine reibungslose Bewegung des Unterkiefers ermöglichen. Bei einer CMD ist das Zusammenspiel zwischen den Knochen, Muskeln und Zähnen so gestört, dass es zu Schmerzen und gestörter Kieferbewegung führen kann.
Was entsteht eine CMD?
Eine CMD kann aus unterschiedlichen Gründen entstehen und meist ist die Entstehung multifaktoriell. Ein Erklärungsansatz für die Entstehung der Kieferschmerzen ist eine erhöhte Spannung in der Kaumuskulatur. Insbesondere durch unbewusstes und unwillkürliches Zusammenpressen der Zähne und nächtliches Knirschen (Bruxismus). Der Bruxismus hat eine starke psychogene Komponente, da er oft unbewusst auftritt bei psychischem Stress und emotionaler Belastung. Auch Substanzmissbrauch, unter anderem Psychostimulanzien, erhöht den Tonus der Kaumuskulatur und führt so zum Bruxismus.
Eine weitere Ursache von CMD sind Fehlbelastungen des Kiefergelenkes. Dazu gehören sowohl angeborene Kiefer- oder Zahnfehlstellungen als auch Fehlbelastungen durch einen Zahnersatz, wie schlechtsitzende Prothesen die muskuläre Verspannungen auslösen. Auch ein Trauma des Kiefergelenks durch ein Unfallgeschehen, bei der es zu einer Diskusverlagerung kommt, kann die Entstehung verursachen. Verhaltungsfaktoren wie eine schlechte Haltung des Kopfes oder der Halswirbelsäule können eine CMD begünstigen.
Die CMD kann auch im Rahmen einer Arthritis entstehen, sowohl der degenerativen Form (Osteoarthritis) als auch die auto-immun entzündliche Form, beispielsweise Rheumatoide Arthritis. Eine klassische Erkrankung von Gefäßen ist die Riesenzellarteriitis, bei der es häufig zu Durchblutungsstörung im Kieferbereich kommen kann, was Schmerzen verursacht.
Welche Symptome verursacht CMD?
Auch die Beschwerden sind variabel, aber meist durch Schmerzen im Kieferbereich gekennzeichnet. Die Verspannung kann sich in Hals, Nacken, Schulter und Rücken fortsetzen aber auch in den Kopfbereich ausstrahlen und wird als Kopfschmerz wahrgenommen. Die Beschwerden können sowohl in Ruhe als auch bei Belastung auftreten. Zudem kann es zu Schwierigkeiten bei der Mundöffnung (Trismus) und beim Kauen kommen, zu Knack- und Reibegeräuschen bei der Bewegung des Kiefers und Problemen der Zahnstellung.
Darüber hinaus kann auch das Ohr betroffen sein, da das Kiefergelenk direkt vor dem Ohr liegt und nur durch eine hauchzarte Knochenwand getrennt ist. Die Verspannungen oder Fehlstellungen können schnell auf das Ohr ausstrahlen und ein Ringen im Ohr (Tinnitus), Schwindel oder Gleichgewichtsstörungen und Ohrschmerzen auslösen. Insgesamt können diese Symptome sehr belastend sein.
Wie wird CMD diagnostiziert?
Die medizinische Diagnosestellung einer CMD erfolgt meist durch einen Zahnarzt oder Kieferorthopäden. Zunächst wird eine ausführliche Anamnese durchgeführt, die Befragung der aktuellen Beschwerden, deren Dauer und mögliche Auslöser. Danach folgt die körperliche Untersuchung bei der der Arzt das Kiefergelenk nach Schmerzpunkten, auch muskulären Verspannungen oder Verhärtungen abtastet. Anschließend wird die Beweglichkeit und der Biss des Kiefers geprüft auf eine eingeschränkte Mundöffnung (Trismus), auffällige Knackgeräusche, oder Kieferfehlstellungen.
Bei Bedarf kann der Arzt ein bildgebendes Verfahren anordnen, um Differenzialdiagnosen wie akute Entzündungen oder Frakturen als Ursache der Beschwerden ausschließen. Mögliche Verfahren sind hier Röntgenbilder, beliebt ist hier das 3D-Röntgen, da der gesamte Kiefer mit Biss dargestellt und vermessen werden kann. Aber auch eine klassische Computertomographie (CT) oder eine Magnetresonanztomographie (MRT) kann zum Einsatz kommen.
Da es sich bei Kiefergelenkerkrankungen um eine klinische Diagnose handelt müssen allgemeine klinische Diagnosekriterien erfüllt werden, um die Diagnose zu stellen. Diese sind wie folgt:
- Typische Symptomatik einer CMD – Schmerzen, Knirschen oder Knacken des Kiefers
- Lokalisation im Kiefergelenk und angrenzenden Regionen
- Beschwerdedauer von mindestens 30 Tagen
- Reproduzierbarkeit der Symptome bei Bewegung bzw. Provokation
- Wenn keine anderen plausiblen Erklärungen einer zugrundeliegenden Erkrankung vorliegen
CMD Behandlung
Die Behandlung der CMD richtet sich vor allem nach der Behebung der Ursachen und Linderung der Beschwerden. Bei vorbestehenden zahnärztlichen und kieferorthopädischen Problemen ist deren Behandlung vorrangig. Generell wird zunächst eine konservative Therapie angestrebt und für mehrere Wochen durchgeführt. Zu den allgemeinen Maßnahmen gehören weiche Kost, das Auflegen von warmen Kompressen und bei Bedarf rezeptfreie Schmerzmedikamente.
Da bei den meisten Patienten die CMD durch unbewusstes Zähneknirschen oder Zähnepressen so ist es wichtig, dass die Patienten die auslösenden Zusammenhäng verstehen und sich dieser bewusst werden. Die alleinige Aufklärung und Verhaltensmodifikation kann in vielen Fällen schon eine Besserung der Beschwerden bewirken. Hilfreich dazu können mimische Entspannungsübungen sein die eigenständig vor dem Spiegel oder auch unter Anleitung eines Physiotherapeuten, durchgeführt werden können. Auch andere Verfahren, die die generelle Entspannung fördern, wirken unterstützend.
Ein weiteres zentrales Element ist das Tragen einer Aufbisschiene (Okklusionsschiene), vor allem wenn das Zahnknirschen nachts erfolgt. Die Schiene verhindert nicht nur das Knirschen und Pressen der Zähne, sondern entlastet das gesamte Kiefergelenk und die umgebene Muskulatur. Zusätzlich kann eine Einnahme von Muskelrelaxanzien erwogen werden bei Verspannungen oder Krämpfen der Kaumuskulatur.
Bei ausbleibender Besserung können invasivere Eingriffe in Erwägung gezogen werden. Darunter die intraartikuläre Injektion von Cortison zur Linderung von Entzündung und Schmerz, die intraartikuläre Injektion von Hyaluronsäure zur Schmierung des Kiefergelenks, oder auch eine intramuskuläre Injektion von Botox zur Entspannung der Kaumuskulatur.
Chirurgische Eingriffe sind selten erforderlich und werden in Ausnahmefällen durchgeführt, meist nur nach einem erlittenen Trauma des Kiefers. Hierzu zählt die Entfernung der Knorpelscheibe (Diskektomie) oder ein totaler Gelenkersatz.
Prognose und Verlauf
Bei der Craniomandibulären Dysfunktion handelt es sich weniger um eine definierte Erkrankung als einen Sammelbegriff für funktionelle Beschwerden im Kiefergelenk. Je nach Auslösern und Umgang können diese rückläufig sein und ausklingen. Die Prognose der CMD ist insgesamt günstig, da die meisten Patienten auf konservative Behandlungen rasch ansprechen.
Bei einer ganzheitlichen Behandlung inklusive einer Schiene, Physiotherapie, Verhaltensanpassung sowie Stressbewältigung heilen die Symptome bereits oft innerhalb weniger Wochen aus. Unbehandelt kann CMD jedoch chronisch werden und die Verspannungen und Schmerzen können sich auf naheliegende Strukturen wie Nacken, Kopf und Ohr ausbreiten.
Prävention
Die Prävention zielt insbesondere darauf ab die Ursachen und Risikofaktoren früh zu erkennen und zu vermeiden. Bei den meisten Betroffenen ist die Ursache Stress oder psychische Belastung. Daher stehen die Stressreduktion und mentales Wohlbefinden im Mittelpunkt. Entspannungsübungen wie oben beschrieben, oder auch Meditation, Yoga und Sport können helfen.
Auch regelmäßige Besuche beim Zahnarzt sind zu empfehlen, um frühzeitig Fehlstellungen des Gebisses zu korrigieren. Es ist empfehlenswert vorhandene Beschwerden rechtzeitig anzusprechen, um die konservative Therapie frühestmöglich einzuleiten.
Welche Ärzte sind CMD Spezialisten?
CMD-Spezialisten sind in erster Linie Zahnärzte, mit einer Spezialisierung auf Funktionsdiagnostik und Kieferunktionsstörungen. Diese spezialisierten Zahnärzte eignen verfügen über die Qualifikation zur Diagnose und Behandlung einer CMD. Darüber hinaus arbeiten Zahnärzte eng mit Kieferorthopäden, bei relevanten Kieferfehlstellungen, und auch mit Mund-Kiefer-Gesichts Chirurgen zusammen.
Die Behandlung kann sich aber auch danach richten, an welches Fachgebiet man sich mit den Beschwerden initial wendet. Ansprechpartner könnten neben dem Hausarzt, Zahnärzte, Kieferorthopäden bzw. Kieferchirurgen, Osteopathen sowie Psychotherapeuten sein.
Wer einen Arzt benötigt, möchte für sich die beste medizinische Versorgung. Darum fragt sich der Patient, wo finde ich die beste Klinik für mich? Da diese Frage objektiv nicht zu beantworten ist und ein seriöser Arzt nie behaupten würde, dass er der beste Arzt ist, kann man sich nur auf die Erfahrung eines Arztes verlassen.
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Quellen:
- American Academy of Orofacial Pain (AAOP) (2020): Guidelines for Assessment, Diagnosis, and Management of Orofacial Pain. Chicago, IL: Quintessence Publishing. ISBN: 978-0-86715-804-3
- Deutsche Gesellschaft für Funktionsdiagnostik und -therapie (DGFDT) (2021): Craniomandibuläre Dysfunktion (CMD). Online verfügbar unter: www.dgfdt.de/patienteninformationen/cmd/
- Mast, G., Freudlsperger, C. & Schramm, A. (Hrsg.) (2021): Mund-, Kiefer- und Gesichtschirurgie: Das Lehrbuch für Studierende und Weiterbildung. 7. Auflage. Stuttgart: Thieme. ISBN-13: 978-3132414150
- AMBOSS (2024): Craniomandibuläre Dysfunktion (CMD). Online verfügbar unter: https://www.amboss.com/de/wissen/Craniomandibulare_Dysfunktion
- Weber, T. (Hrsg.) (2017): Memorix Zahnmedizin, 5. Auflage. Stuttgart: Thieme. ISBN-13: 978-3132401129