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Wann immer möglich, das Gelenk erhalten

Kniegelenkserkrankungen

Eine Kniegelenksprothese ist nicht immer der Königsweg, um Verschleißerscheinungen und Schmerzen im Kniegelenk zu behandeln. Gelenkerhaltende Therapien können gute und langfristige Erfolge erzielen.

Susanne Amrhein, PRIMO MEDICO

Dr. Kniffler - Kniegelenk erhaltenSchmerzendes Kniegelenk raus, Endoprothese rein, Patient glücklich und auch sportlich wieder aktiv. So einfach ist das leider nicht, betont Dr. Heino Kniffler, Spezialist für Orthopädie und Knorpelchirurgie mit eigener Praxis im GesundheitsZentrum Kelkheim. „Zunächst einmal ist der Einsatz eines künstlichen Kniegelenks ein großer Eingriff, bei dem zur Befestigung der Prothese ja auch viel gesunder Knochen und Gewebe geschädigt bzw. weggenommen werden muss. Es ist illusorisch zu glauben, dass man mit einem künstlichen Kniegelenk hinterher problemlos Sport treiben kann. Man kann vielleicht wieder Skifahren, auch Schwimmen und Radfahren sollte klappen und man kommt gut im Alltag zurecht. Das ist aber auch schon alles.“ Ein künstliches Kniegelenk erfülle seine technische Funktion, bleibe aber immer ein Fremdkörper, so Dr. Kniffler. Er plädiert dafür, Gelenke, so lange es geht, in ihrer natürlichen Form zu erhalten.

Wann kann man ein Kniegelenk erhalten?

Basis für eine Therapie-Entscheidung sollte nicht nur eine gründliche Untersuchung sein, sondern auch eine genaue Analyse, warum das Kniegelenk Schaden genommen hat. Mögliche Gründe können eine akute Unfallverletzung, eine Fehlstellung oder Fehlbildung, entzündliche Prozesse, Übergewicht oder auch eine dauerhafte Überlastung sein. Auch die Wünsche der Patienten sollten berücksichtigt werden und in die Therapieplanung einfließen, so Dr. Kniffler. „Es gibt Patienten, die wären froh, wenn sie ihre normalen Gehstrecken im Alltag wieder schmerzfrei bewältigen könnten. Andere möchten mit 70 noch Tennis spielen. Die erwünschte Lebensqualität ist ein entscheidender Faktor bei der Wahl der passenden Therapie.“ Grundsätzlich lässt sich das schmerzende Gelenk natürlich am besten erhalten, wenn nur ein Teil der Gelenkfläche Schaden genommen hat, z.B. wenn nur der Meniskus oder der Knorpel auf der Gelenkinnenseite betroffen sind. Viele der erforderlichen Eingriffe können heutzutage minimalinvasiv, also gewebe- und weichteilschonend mit nur kleinen Schnitten erfolgen.

KniegelenkWelchen Erfolg bringt eine Umstellungsoperation?

Bei vielen Menschen treten Verschleißerscheinungen (Arthrose) im Kniegelenk zunächst an einer Seite auf. In diesem Fall kann durch eine Achskorrektur die Belastung von der geschädigten auf die unversehrte Seite des Gelenks verlagert werden. Bei innenseitigem Gelenkverschleiß, der häufig mit einem leichten O-Bein einher geht, erfolgt die Achskorrektur durch einen Eingriff am Schienbein. „Auch hier gilt: Wir operieren nur Patienten, die unter starken Schmerzen leiden und einen Eingriff ausdrücklich wünschen“, erklärt Dr. Kniffler. „Eine computergestützte Planung gibt genau vor, wie viel wir vom Knochen spreizen oder entfernen müssen, um eine Umstellung zu erreichen. Um die neue Stellung zu halten, wird der Knochen in der Regel durch eine Titanplatte fixiert.“ Bei einer Arthrose an der Außenseite des Knies und einer leichten X- oder O-Bein-Stellung, erfolgt die Achskorrektur meist am Oberschenkel. Beide Eingriffe seien für einen routinierten Operateur unproblematisch, so der Orthopäde. Die große Herausforderung besteht darin, nicht zu viel am Knochen zu verändern, um eine Überkorrektur, also eine Fehlstellung in die Gegenrichtung, zu vermeiden. Außerdem müssen Blutgefäße und Gewebe geschont werden, um eine rasche Heilung zu ermöglichen. Einzige Einschränkung laut Dr. Kniffler: Für Raucher kommt eine Umstellungsoperation nicht in Frage, da bei ihnen die Durchblutung gestört ist und darum sehr häufig keine Knochenheilung erfolgt.

Wie gut funktioniert ein Knorpelaufbau im Kniegelenk?

Abhängig von der Größe des Knorpelschadens gibt es verschiedene Optionen, um die betroffenen Flächen mit neuem Knorpelgewebe zu versorgen. Bei kleineren Schäden bis 2,5 oder 3 Quadratzentimetern kommt das Verfahren der Mikro- bzw. Nanofrakturierung zum Einsatz. Dafür wird im Gelenk der Knochen angebohrt. Bei der folgenden Einblutung wandern auch Stammzellen mit ins Gelenk, die von einem Matrix-Fleece aufgefangen werden und das Gerüst für neue Knorpelzellen bilden. Bei größeren Schäden ist eine Knorpelzelltransplantation notwendig. Diese erfolgt in zwei Schritten: Bei einem ersten Eingriff werden gesunde Knorpelzellen entnommen und im Labor nachgezüchtet. Bei einem zweiten Eingriff werden die neuen Zellen an den geschädigten Stellen aufgebracht. „Dieses Verfahren zeichnet sich durch eine sehr gute Knorpelqualität und damit einhergehend eine hervorragende Belastbarkeit aus“, so Dr. Kniffler. Der Knorpelchirurg hofft, dass in Zukunft statt zwei Eingriffen nur noch eine Operation notwendig sein wird. Dies kann durch den Einsatz von multimodalen Stammzellen möglich werden, die in der Lage sind, verschiedene Zellfunktionen im Körper zu übernehmen. Aktuelle Forschungen beschäftigen sich mit Stammzellen aus dem Knochenmark, Fettzellen oder Knorpelzellen aus der Nase. Grundsätzlich ist es auch möglich, geschädigte Gelenkbereiche durch kleinere Teilprothesen zu ersetzen, so Dr. Kniffler. Allerdings können sich diese künstlichen Elemente lockern und sind auch nicht für alle Patienten, Vorerkrankungen und Belastungen geeignet.

Podcast Knorpelschäden

Wie lange dauert Heilung nach gelenkerhaltenden Eingriffen am Knie?

In den ersten sechs Wochen sollte das operierte Knie durch Gehhilfen entlastet werden. Nach 8 bis 12 Wochen gehen die meisten Patienten problemlos ohne Krücken. Eine reine Umstellungsoperation sichert den Patienten zehn bis 15 Jahre Beschwerdefreiheit. Entscheidend ist hier, ob die Faktoren, die den Verschleiß ausgelöst haben, weiterhin bestehen oder nicht (z.B. Übergewicht).  Das Ergebnis einer alleinigen Mikrofrakturierung hält in der Regel 3-4 Jahre, unter Verwendung einer zusätzlichen Matrix viel länger. Zur Zeit wird untersucht, inwiefern Wachstumshormone, Hyaluronsäure oder eine Eigenbluttherapie die Knorpelqualität verbessern können. Bei einer Knorpelzelltransplantation, bei der eine Belastungsumstellung erfolgt ist und Bänder und Kniescheibe stabil sind, hält der Erfolg dagegen bei 95 Prozent der Patienten ein Leben lang. „Bis das neue Knorpelgewebe ausreichend stabil ist, dauert es in der Regel ein bis eineinhalb Jahre“, so Dr. Kniffler. „Dies ist abhängig vom Alter des Patienten und den individuellen Reha-Möglichkeiten. Profi-Sportler sind normalerweise innerhalb eines Jahres wieder fit.“

Wie kann ich eine Kniegelenksarthrose verhindern?

Bewegung ist das A und O, sagt Knorpelchirurg Kniffler. „Der Knorpel funktioniert wie ein Schwamm. Durch Bewegung wird Gelenkflüssigkeit in die Zellen gepresst und ernährt sie.“ Eine ausgewogene, gesunde Ernährung, das Vermeiden bzw. Reduzieren von Übergewicht sowie die Aufgabe des Rauchens wirken sich ebenfalls positiv auf die Gelenkbiologie und -funktion aus. Für Aktive und Sportler gilt, Überlastungen und Unfälle zu vermeiden und ggf. Protektoren zu verwenden. Und bei Beschwerden rechtzeitig den Orthopäden aufzusuchen, um frühzeitig etwas gegen entstehende Schäden zu unternehmen.

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