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Deutsches Zentrum für Arterielle Koronar-Revaskularisation gegründet

Koronare Herzkrankheit 

Albertinen Krankenhaus Herz-Grafik

Bei verengten oder verschlossenen Herzkranzgefäßen werden die erkrankten Bereiche durch Bypässe umgangen. Prof. Dr. Friedrich-Christian Rieß ist Chefarzt der Klinik für Herzchirurgie am Albertinen Krankenhaus in Hamburg, Spezialist für Kardiochirurgie und Direktor des neu gegründeten „Deutschen Zentrums für Arterielle Koronar-Revaskularisation“ (DZAKR). Er hat sich das Ziel gesetzt, das erfolgreiche Verfahren möglichst vielen Patienten zugutekommen zu lassen und zudem den chirurgischen Nachwuchs auf diese Behandlungsmethode zu schulen.

Interview: Susanne Amrhein, Primo Medico

Für Bypässe werden in der Regel Venen verwendet – warum nehmen Sie stattdessen die Brustbeinschlagadern?

Prof. Rieß - Koronare OP

Prof. Rieß: „Weil die wissenschaftlichen Ergebnisse ganz klar dafür sprechen. Nach zehn Jahren sind im Schnitt nur noch 60 Prozent der venösen Bypassgefäße offen, bei komplett arteriellen Bypässen hingegen 90 bis 95 Prozent. Das liegt daran, dass Venen eigentlich nur für den Rückfluss des Blutstroms vorgesehen sind, mit einem sehr viel niedrigeren Blutdruck als im arteriellen System des Herzens. Dadurch entstehen im Venenbypass mit den Jahren Ablagerungen, die wiederum zu Verengungen und Verschlüssen führen können und im Zweifelsfall eine erneute Operation notwendig machen.  Verwendet man stattdessen Arterien, ist der höhere Blutdruck für diese ja normal. Am besten geeignet sind meiner Meinung nach die Brustbeinschlagadern.“

Warum führen Sie diesen Eingriff möglichst ohne Herz-Lungen-Maschine aus?

Prof. Rieß: „Die Herz-Lungen-Maschine ist ein großartiges Gerät, das viele Operationen am offenen Herzen ermöglicht. Ihr Einsatz hat jedoch auch Nachteile, wie zum Beispiel die Aktivierung der Blutgerinnung und das Auslösen von Entzündungsreaktionen, die zum Austritt von Wasser aus dem Gefäßsystem in das umliegende Gewebe und zu Blutgerinnseln führen können. Wir haben 1997 ein Spezialinstrument entwickelt, das uns ermöglicht, am schlagenden Herzen und ohne Einsatz der Herz-Lungenmaschine, mit großer Präzision und Sicherheit die sehr feinen Verbindungsnähte zwischen Brustbeinarterie und Herzkranzgefäß zu nähen. Dabei wird das Herzkranzgefäß mit zwei feinen, luftgefüllten Gummizügeln umschlungen und an eine Stabilisationsplattform fixiert. Das Herz schlägt währenddessen ganz normal weiter. Dank dieser Methode ist es nicht notwendig, die Hauptschlagader abzuklemmen, wodurch das Risiko von Schlaganfällen vermieden wird.“

Wie risikoreich ist die komplett arterielle Bypassversorgung?

Prof. Rieß: „Natürlich ist die Entnahme der Brustbeinarterien mit ihren vielen feinen Seitenästen komplizierter als eine Entnahme von Beinvenen. Mit ausreichender Erfahrung ist dies allerdings ein Eingriff mit sehr kleinem Risiko. Ich selbst operiere seit zwanzig Jahren nahezu alle meine Patienten komplett arteriell ohne Herz-Lungen-Maschine. Die Mortalität innerhalb der ersten 30 Tage liegt bei niedrigen 0,2 Prozent, die Wundinfektionsrate bei 0,6 Prozent. Und das, obwohl wir mit dieser Methode auch viele ältere Hochrisiko-Patienten mit diversen Nebenerkrankungen versorgen.“

Wie belastend ist der Eingriff für die Patienten?

Prof. Rieß: „Obwohl der Zugang über das Brustbein erfolgt, wird diese Herzoperation in der Regel auch von älteren Menschen und Risikopatienten gut überstanden, was sicherlich hauptsächlich an der Vermeidung der Herz-Lungen-Maschine und dem Nichtberühren der Hauptschlagader liegt. Die komplett arterielle Bypassoperation dauert je nach Anzahl der Bypässe zwischen zwei bis vier Stunden. Für die Patienten ist es beruhigend, dass während des Eingriffs das Herz nicht stillgestellt werden muss, sondern ganz normal weiterschlägt und dass die Schlaganfalls- und Wundinfektionsrate niedrig sind. In internationalen Langzeitstudien konnte zudem nachgewiesen werden, dass Patienten, die eine komplett arterielle Bypassversorgung erhielten, länger leben und eine geringere Häufigkeit einer erneuten Bypassoperation haben als Patienten, die mit anderen Verfahren operiert wurden. Es sollte auch im Interesse der Krankenkassen liegen, dass dank dieser Methode so gut wie keine Reoperationen notwendig sind.“

Ist die komplett arterielle Bypassversorgung für alle Patienten mit koronaren Herzerkrankungen geeignet?

Prof. Rieß: „Grundsätzlich ja. Wir haben hier im Albertinen Herz- und Gefäßzentrum nur sehr wenige Patienten pro Jahr, bei der wir keine komplett arterielle Bypassversorgung vornehmen können. Daher ist es suboptimal, dass deutschlandweit nur etwa 25 Prozent der Koronarpatienten komplett arteriell versorgt werden. Hier gibt es  Verbesserungsbedarf. Wir haben daher das Deutsche Zentrum für Arterielle Koronar-Revaskularisation (DZAKR) mit dem Ziel gegründet, unseren Patientinnen und Patienten die bestmögliche Behandlung, nämlich die komplett arterielle Bypassversorgung, zu ermöglichen und uns aktiv für die Ausbildung unseres chirurgischen Nachwuchses einzusetzen.“

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